Der passionierte Koch, der Frauenheld und der Mann ohne Hobbys: Was Sie über unsere 23 WM-Fahrer wissen müssen

Das Kader steht: Vladimir Petkovic hat sein definitives WM-Aufgebot bekanntgegeben. Goalie Gregor Kobel, Aussenverteidiger Silvan Widmer und Flügelspieler Edimilson Fernandes haben den letzten Cut nicht überstanden.

Etienne Wuillemin, Christian Brägger, Raphael Gutzwiller
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Die Würfel sind gefallen: Nati-Coach Vladimir Petkovic hat auf dem Weg nach Russland nochmals drei Spieler aus dem Kader gestrichen. Wir stellen Ihnen die 23 WM-Fahrer, für die es gereicht hat, plus Trainer Vladimir Petkovic einmal anders vor:

Vladimir Petkovic (54), Trainer

Der Trainer ist ein Sprachgenie und hat früher bei der Caritas gearbeitet. Fährt manchmal für wenige Stunden ans Meer zum Entspannen. Mit 24 Jahren kommt er als Fussballer zum FC Chur, doch die Bündner wähnen sich im falschen Film: «Das ist nicht der richtige Petkovic. Da hat man uns einen falschen untergejubelt.»

Yann Sommer (29), Tor, Gladbach

Ist schon wieder WM? Wer sich das fragt, sollte die Plakatwände in der Gegend betrachten. Lächelt darauf häufig Sommer, lautet die Antwort: Ja, die WM naht! Kocht im Übrigen gut und gerne. Die Zutaten kauft er direkt auf dem Markt in Düsseldorf. Die Resultate seiner Künste sind auf dem eigenen Blog zu sehen.

Roman Bürki (27), Tor, Dortmund

Die Nummer zwei im Schweizer Tor engagiert sich für Kinder in Not und ist Botschafter der NGO Terre des hommes. Als Mädchen hätte Roman Romina geheissen. Er war in der Jugend David-Beckham-Fan – vielleicht rührt daher die Vorliebe für Tattoos. Teamkollege Zuber hat Bürki den Übernamen «Sexy» verpasst.

Yvon Mvogo (23), Tor, Leizpig

Einst war der Mann mit dem Spitznamen «Black Cat» ein Basketballer, erst mit 12 begann er schliesslich mit dem Fussball. Zunächst spielte er im Angriff, inzwischen ist er der erste schwarzafrikanische Bundesliga-Torhüter überhaupt. Protzen will er nicht: Als einziger Nati-Spieler reiste er im Taxi ins WM-Camp ein.

Akanji Manuel (22), Verteidigung, Dortmund

Zürimaa, der sich auch als Fussballer nicht davor scheut, Gedanken über den sportlichen Tellerrand hinaus zu teilen. Spricht lieber über Rassismus, als ihn einfach zu ertragen - gut so! Das fussballerische Leitmotto heisst: «Ich versuche, besser zu sein als nur gut genug.» Winterthur - Basel - Dortmund, sein Weg ist vielversprechend, auch für die Nati.

Johan Djourou (31), Verteidigung, Antalyaspor

Verehrt seine Mütter, die leibliche und jene, die ihn adoptiert hat; sein Vater war einst mit beiden Frauen zusammen – ein komplizierte Geschichte. Frohnatur Djourou ist der Anführer der afrikanisch-stämmigen Fraktion im Nationalteam. Musste wegen Trump und einer verlorenen Wette die Haare blondieren. Hat die Wirkung eines Teddybärs.

Nico Elvedi (21), Verteidigung, Gladbach

Der Eisvogel wird selten bis nie nervös – weder auf dem Platz noch daneben. Er hat als einer von wenigen Fussballern keine Tattoos. Dafür soll sein Zwillingsbruder Jan, der zuletzt bei Wohlen spielte, extrovertierter sein, so Elvedi. Seine Schweizer Freundin fliegt günstig zu ihm, sie arbeitet als Flugbegleiterin.

Michael Lang (27), Verteidigung, Basel

Ein ehemaliger Nati-Kumpel sagt über Lang: «Michi hat die Haare schön.» In der Tat dürfte man den Ostschweizer nie mit einer Kurzhaarfrisur sehen. Es gibt einen berühmten zweiten Michael Lang – den amerikanischen Musikproduzenten und Begründer des Woodstock-Festivals. Der Schweizer Lang ist Roger-Federer-Verehrer.

Stephan Lichtsteiner (34), Verteidigung, Juventus

Der Captain, der vor seinem 100. Länderspiel steht, spricht fehlerfreies italienisch und französisch, sammelt Trophäen wie andere Briefmarken und präsentiert sich gerne als glücklicher Familienvater. Wenn seine Mitspieler früher im Grasshoppers-Nachwuchs Fast Food essen gingen, sagte er nein. Er machte lieber Kraftübungen.

François Moubandje (27), Verteidigung, Toulouse

Die erstaunlichste Nomination. Er ist sowas wie der Liebling zweiter Reihe des Trainers. Als ihn niemand kannte, zauberte ihn Petkovic aus dem Hut. Und steht zu ihm, ganz egal, wie bescheiden die Auftritte sind. Selbst unsere Kollegen aus der Westschweiz – normalerweise dem Lokalpatriotismus nicht abgeneigt – rätseln, warum das so ist.

Ricardo Rodriguez (25), Verteidigung, Milan

In der Schnupperlehre absolvierte er einst einen Tag als Hausmeister in der Eishalle Neudorf von Oerlikon. Die Bilanz: Mit einem Gabelstapler in eine Türe gefahren. Türe demoliert - Berufskarriere vorzeitig beendet. Ist wohl im Fussball besser aufgehoben. Seine Freunde nennen ihn «Pilz», Grund dafür sind seine Haare.

Fabian Schär (26), Verteidigung, La Coruña

Kommt aus Wil. Auch der FC  Basel hat's ihm angetan. Hat eine KV-Lehre bei der Raiffeisen absolviert. Schär ist die Ruhe in Person, sagt wenig in der Öffentlichkeit. Und wenn er dann einmal etwas sagt, sagt er immer noch nicht viel. Nervt sich, dass man ihm Fehleranfälligkeit unterstellt. Ist neuerdings solo und wieder auf dem Markt.

Valon Behrami (32), Mittelfeld, Udinese

Er als Teil des Traumpaars im Schweizer Sport? Vor 10 Jahren wäre das undenkbar gewesen. Behrami war ein unnahbarer, schriller Jungspund. Heute ist aus ihm ein reflektierter Mann geworden, der viel von sich Preis gibt und so unaufgeregt wie gerne gehaltvoll diskutiert. Nicht nur Lara Gut, auch viele Fans sagen: Viel Liebe für Valon!

Remo Freuler (26), Mittelfeld, Bergamo

Bei GC hat es einst nicht gereicht, fünf Jahre später kann er sich Chancen auf Einsätze an der WM ausrechnen. Seine Freundin ist Fan von Antoine Griezmann, deshalb jubelt er auch mal so wie der französische Star. Freuler gilt als grosser Frauenschwarm, wurde in seiner Zeit beim FC Luzern zum schönsten Profi gewählt.

Blerim Dzemaili (32), Mittelfeld, Bologna

Seine Ex-Frau bezeichnet sich gerne als «klügste Spielerfrau» und beklagte sich in einer albanischen Talkshow über das Leben an der Seite von Dzemaili. Die beiden sind nicht mehr zusammen, nachdem sie sich an der letzten Euro noch stolz präsentiert haben. Einst befand GC ihn für zu klein, er wurde dafür später mit dem FCZ Meister.

Gelson Fernandes (31), Mittelfeld, Frankfurt

Schrieb allen seinen Teamkollegen vor Beginn der WM 2014 in Brasilien einen Brief. Weil er glaubt, dass nicht jedem bewusst ist, welch grosse Chance die Schweiz hat. Schreibt Gelson nun wieder einen Brief? Er ist immer noch da. Im Wissen um seine Rolle als guter Geist. Man ist sich einig: Jedes funktionierende Team braucht einen Gelson.

Xherdan Shaqiri (26), Mittelfeld, Stoke

Sieht sich und seinen Zauberfuss am liebsten auf der grossen Bühne. Nach den Jahren im Fegefeuer von Stoke träumt er wieder davon. Auch sonst sei er gereift, sagt Shaqiri. «Meinen Haushalt schmeisse ich alleine. Und wenn ich Hilfe brauche, kann ich zu Hause anrufen. Wie kürzlich, als ich nicht wusste, wo diese Spülmaschinen-Tabs reingehören.»

Granit Xhaka (25), Mittelfeld, Arsenal

Sein bester Kumpel ist «Pilz» Rodriguez, die beiden sind unzertrennlich und teilen sich in der Nati das Zimmer. Die Familie geht Xhaka über alles, er singt gerne albanische Volkslieder. Hat ein starkes Ego und immer mal wieder Puff mit dem «Blick». Im vergangenen Jahr heiratete Xhaka seine grosse Liebe Leonita.

Denis Zakaria (21), Mittelfeld, Gladbach

Heisst mit vollem Namen Denis Lemi Zakaria Lako Lado und hat vor zwei Jahren Luca Zuffi den EM-Platz weggeschnappt. Zakaria hat den FC Servette im Blut. Momentan im defensiven Mittelfeld mit 20 Millionen Euro Marktwert auf Platz 22 im Ranking der wertvollsten Spieler weltweit. Gilt als schüchtern und ruhig.

Steven Zuber (26), Mittelfeld, Hoffenheim

Auf der Innenseite seines linken Oberschenkels befindet sich ein längeres chinesisches Sprichwort – Zuber sieht es als seinen Leitsatz. Hat schon sehr viele Tattoos, will aber noch mehr. Seine Frau Mirjana lernte er vor zehn Jahren in Zürich kennen. Sie kandidierte 2014 unter ihrem Mädchennamen Vasovic als Miss Schweiz.

Mario Gavranovic (28), Sturm, D.Zagreb

Vor vier Jahren verpasste der Tessiner die WM in Brasilien wegen einer Verletzung und kehrte erst in diesem Jahr wieder ins Schweizer Aufgebot zurück. Schoss seinen Klub Dinamo Zagreb in Kroatien noch kurz zum Double, jetzt will er endlich an einer WM spielen. Er ist seit letztem Sommer mit seiner Anita verheiratet.

Breel Embolo (21), Sturm, Schalke

Die Fans singen jeweils, Embolo sei in der Nati zu Hause. Wirklich zu Hause erwartet jedoch seine hochschwangere Freundin Naomi ein Mädchen. Doch bei einer Geburt während der WM reist Embolo nicht nach Hause. «Ob ich bei der Geburt dabei bin oder nicht, am Ende freue ich mich doch riesig auf das neue Wesen in meinem Leben», sagt er.

Haris Seferovic (26), Sturm, Benfica

Der U17-Weltmeister gilt als Heisssporn, hat sich heute viel mehr im Griff als früher. Ist viel umgänglicher, als viele glauben. Postet in den sozialen Medien oft Bilder mit Freundin und/oder Hund. Sagt von sich selbst, ausser Fussball eigentlich keine Hobbys zu haben. «Der Mann aus Sursee» – das musste jetzt noch kommen.

Josip Drmic (25), Sturm, Gladbach

Als seine Teamkollegen die U17-WM gewinnen, sitzt Drmic zu Hause. Weil er den ersten Einbürgerungstest nicht besteht. Muss sich in den letzten Jahren mehr um seinen Knorpel sorgen, als er sich über Fussball freuen darf. Die Genesung geht voran, auch dank eines Naturheilers. Die Nati ist für ihn so etwas wie Seelenmassage.