Wenn Sportler mehr mit sich selbst als mit den Konkurrenten kämpfen oder ihre Trainingsleistungen nicht umsetzen können, ist Rinaldo Manferdini der richtige Mann. Der Eschliker hat als Mentaltrainer schon vielen zum Erfolg verholfen.
Eschlikon. Im Training erbringt man die besten Leistungen, im Wettkampf kann man diese aber nicht umsetzen – eine unangenehme und unbefriedigende Situation, die schon viele Spitzen- und Breitensportler erlebt haben. «Oft setzen sich die Athleten selber zu sehr unter Druck oder scheitern an den Erwartungshaltungen anderer», erklärt Rinaldo Manferdini.
In solchen Fällen kann der Mentaltrainer helfen. Nach einer Grundlagenausbildung werden in der individuellen Beratung die Probleme und Hintergründe erörtert, und der Sportler erhält ein auf ihn zugeschnittenes Programm. Manferdinis Methoden haben schon manchen Spitzensportlern wie dem Radprofi Michael Albasini oder der Mountainbike-Fahrerin Petra Henzi zum Erfolg verholfen.
«Angefangen hat alles, als mich ein befreundeter Psychologe fragte, ob mich Mentaltraining interessiert, da dieses eine Marktlücke sei», erzählt der 51-Jährige mit einem Lachen. «Wir haben uns dann durch die Literatur gekämpft und mit einem Tänzerpaar zusammengearbeitet, das ein Jahr darauf prompt den Schweizer-Meister-Titel gewonnen hat.» Das Thema Mentaltraining hatte ihn derart begeistert, dass er sich neben seinem Beruf als Sport- und Deutschlehrer an der Kantonsschule Frauenfeld intensiver mit diesem befasste.
Nach einigen Jahren, in denen er beide Tätigkeiten parallel ausführte, entschied sich Manferdini 2004, seine Stelle an der Kantonsschule nach 13 Jahren aufzugeben und sich selbständig zu machen. «Das ging nur, weil meine Klienten über die Arbeit mit mir sprachen und andere auf mich aufmerksam machten.»
Die Frauenfelder Schwimmerin Chantal Strasser sei die erste Kundin mit seinem neuen Konzept gewesen, so Manferdini.
«Weil sich schnell Erfolge zeigten, fragten mich schon bald verschiedene Schwimmclubs für eine Zusammenarbeit an. So ging es immer weiter.» Heute hat der Thurgauer beispielsweise Mandate bei den Schweizer Karate-Nationalmannschaften oder beim Verband Swiss Swimming.
Da er als Jugendlicher selbst im Judo und Ski Alpin Wettkampferfahrung sammelte und später Sport studierte, kann sich Manferdini schnell in seine Kunden hineinfühlen und praxisbezogen arbeiten. «Dadurch unterscheide ich mich von anderen Mentaltrainern», glaubt der Eschliker.
Mittlerweile kann er von seiner Tätigkeit leben. «Das hat eine gewisse Anlaufzeit gebraucht.»
Seine Stelle als Lehrer vermisst Manferdini nicht. «Mein jüngster Kunde ist acht Jahre alt, der älteste 70. Zwei Drittel sind Spitzen- und ein Drittel Breitensportler. Diese Bandbreite gefällt mir.» Neben dem Mentaltraining bietet der Familienvater auch Kurse im Schnell-Lesen und Ernährungsberatung an.
Dies nicht nur für Sportler, er arbeitet auch mit verschiedenen Unternehmen wie der Credit Suisse zusammen.
Sein Beruf als Mentaltrainer bedeutet für Manferdini, oft auf Achse zu sein. «Zu 50 Prozent arbeite ich in meiner Praxis, die anderen 50 bin ich unterwegs. Aber nur selten im Ausland und kaum an den Wettkämpfen.» Heute muss der Eschliker beispielsweise nach Neuenburg, wo er zusammen mit einer Kollegin die besten Karatekas des Landes in einem Kaderzusammenzug betreut.
Dann geht es weiter ins Tessin, wo die Jugend-und-Sport-Experten von Swiss Swimming einen Kurs besuchen. «Langweilig wird es mir mit Sicherheit nie.»