Kreuzlingen besiegt Seuzach 2:0. Beide Tore erzielt David Obrist. Alfonso Santabarbara, sonst beim Zweiten der 2. Liga interregional für die Tore zuständig, geht für einmal leer aus.
Fussball. Santabarbara. Im wohlklingenden Namen schwingt Eleganz mit. Aber die Stärke von Alfonso Santabarbara, Sturmspitze beim FC Kreuzlingen, ist nicht die Eleganz, wohl aber die Effizienz. Zwei Saisons lang war der italienisch-schweizerische Doppelbürger Kreuzlingens treffsicherster Stürmer. Nun hat er Konkurrenz bekommen: David Obrist, in dieser Saison von Uzwil gekommen, ist sein Sturmpartner. Mit den zwei Toren gegen Seuzach hat dieser die Führung übernommen: Obrist fünf, Santabarbara drei.
Nach einem Spiel, in welchem ihm nicht viel Positives gelungen ist, äussert sich Santabarbara korrekt: «Wichtig sind die drei Punkte. Wer die Tore schiesst, ist Nebensache.» Aber ein bisschen brodelt es schon in seinem Kopf. «Ich habe jetzt schon in zwei Spielen nicht mehr getroffen . . .» Topskorer sind anspruchsvoll.
Der Weg Santabarbaras ging zuerst steil nach oben. Er wuchs in Basel auf, spielte dort im Nachwuchs und wechselte später zu den Grasshoppers. Doch in den «grossen» Fussball reichte es dem nur 1,69 Meter grossen Stürmer nicht. Über Rapperswil, Winterthur und YF Juventus Zürich kam der heute 25-Jährige vor zwei Jahren zu Kreuzlingen. Hier arbeitet er im kaufmännischen Bereich, und bald wohnt er auch hier: In den kommenden Tagen zieht er mit seiner Partnerin von Aadorf an den Bodensee. Er hat seinen Lebensplatz gefunden.
Im Kreuzlinger Team hat er seinen Platz im Fussball gefunden: Er ist Sturmspitze. Im Spiel gegen Seuzach zeigt er für einmal nicht Realisatoren-Qualitäten, sondern menschliche Stärken. Als ihm in der 46. Minute das Tor wegen Abseits annulliert wird – es war sehr knapp –, akzeptiert er dies mit einem fragenden Blick zum Schiedsrichter. Das ist Sportsgeist. In der 60. Minute laufen Seuzachs Goalie und Santabarbara auf einen hohen Ball zu. Mit gestrecktem Bein hätte der Stürmer eine Chance gehabt. Er zieht den Fuss zurück. Das ist Fairness. Übrigens: Rot sah er noch nie, und gelbe Karten gibt es für ihn pro Saison nur eine oder zwei.
Als Obrist zehn Minuten vor Schluss mit dem ersten Tor die Vorentscheidung gelingt, läuft er zur Cornerfahne, reisst sie aus und wirft sie weg. In der Spielfeldecke gratulieren die Kollegen dem erfolgreichen Stürmer. Der Tessiner Schiedsrichter Luca Piccolo nähert sich dem Spielerknäuel.
Obrist muss für diese Aktion die gelbe Karte bekommen. Aber Santabarbara realisiert dies. Er steckt die Flagge sofort ein und schaut zu Piccolo. Sie hätten sich auf Italienisch unterhalten können. Aber zwei Blicke genügen: Der Schiedsrichter nickt, der Spieler schmunzelt – die gelbe Karte bleibt in der Tasche. Santabarbara spielte seine Nebenrolle perfekt.