Der Stärkste schwächt sich selbst

Auf die kommende Saison wollen die Radsportteams Leopard-Trek und RadioShack fusionieren. Bereits vor dem Zusammenschluss waren beide Teams sehr stark. Doch statt die Chance zu nutzen, herrscht derzeit grosse Ungewissheit.

Andy Sager
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Fabian Cancellara (vorne) hat seinen Verbleib noch nicht bestätigt. (Bild: epa/Guillaume Horcajuelo)

Fabian Cancellara (vorne) hat seinen Verbleib noch nicht bestätigt. (Bild: epa/Guillaume Horcajuelo)

RAD. RadioShack und Leopard-Trek könnten bei ihrem Zusammenschluss auf Anhieb zu einer Grösse im Radsport werden. Profis wie Andy und Fränk Schleck, Fabian Cancellara oder Levi Leipheimer fahren für die Teams. «Diese Fusion ergibt eine Mannschaft mit riesigem Potenzial», sagt der Tour-de-France-Sieger Alberto Contador mit Blick auf die grossen Rundfahrten.

Doch vieles liegt im Argen beim Team, das als RadioShack-Nissan-Trek starten will. Und schon hier beginnen die Probleme: Der Weltverband erlaubt nur zwei Sponsoren im Namen. Das neue Team wird die Lizenz von Leopard-Trek übernehmen und weiterhin in Luxemburg ansässig sein. Hier wollte man vor Jahresfrist noch auf eine neue Philosophie setzen. Flavio Becca, Investor von Leopard-Trek, glaubt aber nicht mehr an seine Idee von Erfolg durch Leidenschaft. Auch wenn die Brüder Schleck und Cancellara wegen diesen Aspekten nach Luxemburg gewechselt sind und in der neuen Entwicklung helfen wollten. Nun verkündet Becca, man könne nur mit grossen Sponsoren vorankommen. Die Fahrer müssen sich verraten fühlen. Rückhalt finden sie kaum. Der Manager Brian Nygaard wurde entlassen. Dem neuen Chef Johan Bruyneel, der von RadioShack übernommen wurde, begegnen viele Fahrer mit Skepsis. Zwar führte er schon Contador und Lance Armstrong zum Tour-de-France-Sieg, doch sein Ruf ist nicht makellos. Er wurde beispielsweise bei den Doping-Ermittlungen gegen Armstrong mehrfach belastet.

Cancellaras Verbleib ungewiss

Die Verantwortlichen bestätigten Anfang September, dass alle Verträge ihre Gültigkeit behalten. Dies gilt für beide Teams. Die vermeintliche Übermacht setzt weiter auf Andy und Fränk Schleck, die ihren Verbleib bekanntgaben. Auch Cancellara soll bleiben. Der Schweizer hat aber bis jetzt nicht bestätigt, für das neue Team zu fahren. Auch andere stehen vor einer ungewissen Zukunft. Elf Profis wurde nahegelegt, sich ein neues Team zu suchen. Levi Leipheimer verkündete seinen Abgang. Zudem verlassen die Sprintspezialisten Stuart O'Grady und Robbie McEwen das Team. Auch wenn Fahrer wie Andy und Fränk Schleck oder Jakob Fuglsang weiterhin für das Team starten, herrscht Ungewissheit. Teamchef Bruyneel kündigte für Mitte September die Bekanntgabe des definitiven Kaders an. Bis heute fehlen diese Informationen.

Favoritenrolle noch möglich

Können sich die Verantwortlichen mit den Fahrern verständigen, zählt das Team zu den Favoriten. Bis anhin scheint aber vieles brach zu liegen. Andy und Fränk Schleck wissen, für wen sie fahren, nicht aber mit wem. Cancellara wird sich im neuen Umfeld kaum wohl fühlen. Grégory Rast, der als Cancellaras Helfer für die Klassiker kam, weiss nicht, ob diese Dienste gebraucht werden. Die Teamleitung hat nicht viel Zeit, Antworten auf die Fragen zu finden. Die neue Saison startet schon im Januar in Australien mit der Tour Down Under. Eine seriöse Vorbereitung ist so kaum möglich.