In einer Woche startet die Eishockey-Meisterschaft. Nach dem Aus im Playoff-Halbfinal in der Vorsaison will Ramon Untersander mit dem SC Bern wieder Erfolge feiern. «Titel sind unser Anspruch», so der Rheintaler.
Olympiamedaille, Schweizer Meister, WM-Titel – Es hätte Ramon Untersanders grosse Saison werden können. Doch am Ende schaute «nur» die Silbermedaille an der WM in Dänemark heraus. An den Olympischen Spielen in Pyeongchang schied die Schweiz sang- und klanglos in der Gruppenphase aus. Und mit Bern unterlag Untersander im Playoff-Halbfinal den ZSC Lions. «Es war eine gute Saison, die noch besser hätte sein können», sagt der Widnauer im Rückblick. Und ergänzt: «Die Spiele in Südkorea waren einzigartig, auch wenn sie sportlich gesehen eine Enttäuschung waren.» Und er fügt an:
«Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde: Wir waren gleich hungrig wie die ZSC Lions.»
Ehrliche Worte eines Mannes, der sich seit seinem Wechsel nach Bern vor drei Jahren vom Mitläufer zum Leistungsträger entwickelt hat. Die Frage nach den Gründen für das Ausscheiden der Berner im Halbfinal beantwortet Untersander so: «Im Kopf sagst du dir immer, dass du alles gibst. Aber wir sind Menschen, tief drin bist du vielleicht nicht immer mit der gleichen Entschlossenheit dabei», so der 27-Jährige.
«Aber es tat gut, mit einem Erfolgserlebnis wie der WM-Silbermedaille in den Sommer zu gehen.»
In einer Woche startet Bern ausgerechnet gegen die ZSC Lions in die Saison. Also gegen jene Mannschaft, die im Playoff über sich hinauswuchs und dem souveränen Qualifikationssieger in der Best-of-7-Serie eine empfindliche 2:4-Niederlage bescherte. «Man kann diese Partie zum Saisonstart nicht mit dem Playoff-Halbfinal vergleichen», so Untersander, «aber jene Spieler, die in der Vorsaison schon hier waren, wollen sich beweisen.»
Sich beweisen wollen – ein Ausdruck, den Untersander häufig benutzt. Es ist zu spüren, dass ihm die WM-Silbermedaille nicht Trost genug war. Der Verteidiger hat andere, höhere Ansprüche. «Jede Saison, an deren Ende du nicht zuoberst stehst, ist eine, die du nicht auf dem Höhepunkt beendet hast. Und diesen Anspruch haben wir beim SC Bern: Wir wollen Titel.» Bisher gewann Untersander drei Schweizer Meisterschaften, zwei mit Bern, eine mit Davos. Insgesamt bestritt er über 100 Spiele für die Davoser, ehe er 2012 nach Biel wechselte. Im Bündnerland war der Rheintaler zu einem guten NLA-Verteidiger gereift. Nicht mehr, nicht weniger. Doch das Prädikat «gut» war dem jungen Untersander nicht genug. Ein Wechsel zu Biel sollte neue Impulse bringen. Lieber bei einem kleinen Club Verantwortung tragen, als bei einem Topteam im Kollektiv unterzugehen. Aber die Rechnung ging nicht auf. Untersander spielte, entwickelte sich aber nicht weiter.
«Ich habe in dieser Zeit nichts falsch gemacht. Der Knoten ist bei mir einfach erst später geplatzt.»
Dies geschah erst beim SC Bern. Der Wechsel in die Bundeshauptstadt vor drei Jahren kam für viele überraschend. Aber Guy Boucher, damaliger Trainer der Berner, glaubte an das Potenzial Untersanders – und sollte recht behalten. Der Rheintaler wuchs mit seinen Aufgaben und profitierte vom Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde. «Ich habe einfach länger gebraucht, um meine Fähigkeiten auf das Eis zu bringen», so der Verteidiger. Letztlich hänge vieles vom mentalen Bereich ab. «Du wirst nicht plötzlich 20 Prozent besser. Dein Potenzial entfaltest du, wenn du aus gesammelten Erfahrungen die richtigen Schlüsse ziehst und dir Selbstvertrauen erarbeitest», so Untersander.
Seit drei Jahren hat der Mann aus Widnau seinen Lebensmittelpunkt in Bern. Sein Vertrag läuft noch bis 2022. «Die Stadt, die Gegend, die Menschen – es gefällt uns hier.» Uns, das sind Ramon Untersander und seine Frau. Im Sommer gaben sie sich das Jawort. «Es ist ja nicht ganz unwichtig, dass es auch meiner Frau hier gefällt», sagt Untersander. Wie lange es das frisch vermählte Ehepaar noch in der Schweiz hält, ist nicht absehbar. Der NHL-Traum geistert auch im Kopf des Ostschweizers herum. Nach der WM habe es Interessenten aus Nordamerika gegeben.
«Ich habe eine Klausel für einen Einweg-Vertrag. Es schreckt die NHL-Teams ab, wenn sie mich nicht in die AHL abschieben können.»
Dieses Risiko wolle er nicht eingehen. So bleibt Nordamerika vorerst nicht mehr als ein Traum für Untersander. «Aber ich habe auch bei Bern noch genug Ziele, die ich erreichen will.»