Es bleibt dabei: Mit dem 1:2 nach miserablem Start gibt es für St. Gallen zum siebten Mal in Folge eine Niederlage gegen Luzern. Damit überwintern die Ostschweizer als Sechste.
Zählt der letzte Eindruck, dann bleibt nach dem 1:2 in Luzern das Gefühl, das den FC St. Gallen im Prinzip die gesamte Vorrunde begleitet: Zwiespalt. Zwiespalt über die Leidensfähigkeit, über seine realistisch einzuordnende Stärke, über das defensiv so anfällige 4-3-3. Weil die Ostschweizer auch im Zentrum des Landes zwei Gesichter zeigen. Jenes der ersten 60 Minuten, in denen einem angst und bange werden muss, dass es nicht ein Debakel gibt. Und jenes der letzten halben Stunde, nach der man sagt: Sie könnten es ja, zumindest in Ansätzen.
Wie in Luzern vor 8500 Zuschauern sieht man dann in dieser zweiten, guten Phase kämpferische St.Galler, die viel Ballbesitz haben, aber nie gefährlich werden. Die aber zumindest zu korrigieren versuchen, was sie sich davor mit einem miserablen Auftritt eingebrockt haben.
Dabei nimmt sich der FC St.Gallen viel vor für die Begegnung, in der es darum geht, Weihnachten mit einem positiven Ergebnis mindestens auf dem fünften Platz zu feiern. «Punkto Härte und Aggressivität zeigten wir aber nicht das, was wir wollten. Diesbezüglich haben wir uns zu sehr vom Gegner beeindrucken lassen», sagt St. Gallens Trainer Peter Zeidler später. Tatsächlich beginnt sein Team ganz schwach und erstmals in der Saison mit Daniel Lopar im Tor, der den grippekranken Dejan Stojanovic ersetzt. Bereits nach sechs Minuten muss der Romanshorner ein erstes Mal hinter sich greifen, weil die Mitspieler grosszügig Geschenke verteilen und zuletzt noch Alain Wiss den Ball abfälscht.
Da sich in der Folge die Gäste nicht steigern und bei Gegenstössen anfällig bleiben, liegen sie nach 20 Minuten und Ruben Vargas’ Treffer früh vorentscheidend 0:2 hinten. Alles geht viel zu einfach für die Luzerner, die vom Verein und Anspruch her den Ostschweizern ähneln; beide Clubs kämpfen oft mit vergleichbaren Problemen.
Weit weg ist jetzt die tags zuvor vereinbarte Vertragsverlängerung mit Nicolas Lüchinger bis Sommer 2021. Dies, obwohl Zeidler betont hat, man werde erst im Winter mit den Spielern zusammensitzen und über deren Zukunft reden. Lüchingers Verbleib soll wohl eine zusätzliche Motivationsspritze sein für dieses letzte Saisonspiel vor der Winterpause. Doch von einem Schub ist an diesem nasskalten Sonntagnachmittag auch nach dem 0:2 nichts zu spüren. Vielmehr müssten die Luzerner in der Folge 3:0, 4:0 führen. Spätestens nach der Pause und einem Pfostenschuss.
Wie die Jungfrau zum Kind kommen die St. Galler nach 60 Minuten dann doch zum Anschlusstreffer, als Dereck Kutesa nach einem Lüchinger-Querpass profitiert. Es ist das Stürmertor, das Zeidler prophezeit. Und plötzlich sind die Ostschweizer da, spielen gefällig, aber nicht effizient, haben Ballbesitz, aber keine Torchancen. St. Gallen ist jetzt bissiger, aufsässiger. Alles, was 60 Minuten lang nicht funktioniert, klappt besser, aber es ist nicht der Zeidler-Fussball, nicht die offensive Offenbarung. Dafür fehlt die spielerische Klasse, vor allem auf den letzten 25 Metern, woran auch das Pflichtspieldébut des erst 18-jährigen Angelo Campos nichts ändert, der früh für den verletzten Silvan Hefti kommt. Letztlich müssen die Luzerner nicht um die verdienten Punkte zittern, auch wenn Trainer René Weiler sagt:
«Paradoxerweise waren die letzten 30 Minuten so schlecht wie selten.»
Zeidler sieht die Schlussminuten seines Teams nicht so positiv: «Dominieren allein reicht nicht. Denise Biellmann lief für eine B-Note, jedoch nicht der FC St.Gallen. Weihnachten findet trotzdem statt. Lasst uns im neuen Jahr nochmals neu anfangen.» Nach zuletzt fünf Spielen mit vier Niederlagen weiss jeder: Es wartet viel Arbeit.