Der Erfolg wird zum Verhängnis

Die Vorzeichen haben sich geändert. Lange galt der mental angeschlagene Stan Wawrinka als Wackelkandidat für den anstehenden Daviscup-Final gegen Frankreich. Nun ist es Roger Federer.

Ralf Streule
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Die Vorzeichen haben sich geändert. Lange galt der mental angeschlagene Stan Wawrinka als Wackelkandidat für den anstehenden Daviscup-Final gegen Frankreich. Nun ist es Roger Federer. Während Wawrinka an den ATP-Finals zurück zu seinem besten Tennis gefunden hat, muss man nach Federers Finalforfait um die Schweizer Nummer eins zittern. Dass der für seine faire Art bekannte Baselbieter den Masters-Final aus rein taktischen Gründen ausgelassen hat, ist nicht anzunehmen. Einen Vergleich mit Novak Djokovic, mit der Möglichkeit, in der Weltrangliste wieder näher an den Serben heranzurücken, hat sich Federer kaum freiwillig entgehen lassen. Vieles war bis gestern abend Spekulation, aber dennoch: Wenn Federer in einem mit gegen 17 000 Zuschauern gefüllten Stadion seinen Verzicht bekanntgibt, deutet dies auf erhebliche körperliche Probleme hin. Sollte Federer der Rücken wie vor einem Jahr zu schaffen machen, stehen die Zeichen für den Daviscup-Final schlecht. Schliesslich könnten ab Freitag in Lille physisch fordernde Fünfsatzspiele auf Sand anstehen. Für einen angeschlagenen Federer ein hartes Unterfangen.

Weh tut, dass ausgerechnet das hervorragende Halbfinal-Spiel in London zwischen den beiden Schweizern den Daviscup-Titel in Gefahr bringt. Fast drei Stunden lang haben sie sich am Samstag beim Sieg Federers bis aufs Letzte gefordert. Vier Tage haben sie nun Zeit, sich für ihr wichtigstes Ziel des Herbsts zu erholen. Das Problem: Für die Umstellung auf die neue Unterlage braucht es viele Trainingsstunden auf Sand. Den Schweizern könnte für einmal ihr Erfolg zum Verhängnis werden. Eine kleine Hoffnung bleibt den Schweizer Tennisfans: Oft haben die beiden diese Saison bewiesen, dass sie unverhofft zurückkehren können. Unter anderem im Spiel am Samstag.

ralf.streule@tagblatt.ch