An der Schach-WM in London sitzen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana stundenlang da und bewegen sich kaum. Warum gilt das Brettspiel trotzdem als Sport?
Muss man schwitzen, damit man als Sportler gilt? Mitnichten. Zwar neigen Bewegungsfetischisten dazu, jeglichem Wettkampf, der ohne Krämpfe oder Körperkontakt vonstatten geht, die Bezeichnung Sport zu verwehren. Doch greift diese auf ausgepumpte, keuchende Frauen und Männer reduzierte Definition viel zu kurz – nicht zuletzt in einer Zeit, in der das Wort «E-Sport» ohne grosses Stirnrunzeln ausgesprochen wird. Salopp gesagt, war Schach der «E-Sport» der vergangenen tausend Jahre.
Man misst sich mit dem Gegner in nichtkörperlichen Fähigkeiten. Schach ist ein «Denksport». Zwei Spieler treten nach festgelegten Regeln gegeneinander an und versuchen, durch Konzentration, Erinnerungs- und Vorstellungsvermögen sowie Intuition das Gegenüber zu besiegen. So gilt Schach als der Intellektuellensport schlechthin. Der Zufall spielt beim Brettspiel im Gegensatz zum Fussball keine Rolle. Zudem sind die Leistungen der Kontrahenten zweifelsfrei mess- und vergleichbar. Und wie Fussballer auf höchstem Niveau, achten auch Schachspieler wie Carlsen oder Caruana auf ihre Ernährung, um ihre Leistung am Brett zu optimieren. Wie das Profis eines Sports eben tun.
Philipp Wolf
Weshalb tun die das? Die Welt des Sports steckt voller kleiner Rätsel. Einigen zentralen und weniger zentralen Fragen aus der Welt der Profis geht die Sportredaktion in dieser Rubrik nach.