Christoph Sauser - der Tüftler mit Hang zur Perfektion

Christoph Sauser zählt seit Jahren zu den weltbesten Mountainbikern. Mit dem Gewinn des WM-Titels im Val di Sole (It) hat der Sigriswiler ein lang ersehntes Ziel erreicht. Die zweite Olympiamedaille nach Bronze 2000 wäre eine weitere Steigerung.

Toni Nötzli/ si
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Christoph Sauser: Zur Krönung seiner Karriere fehlt nur noch Olympia-Gold. (Bild: Keystone)

Christoph Sauser: Zur Krönung seiner Karriere fehlt nur noch Olympia-Gold. (Bild: Keystone)

Er sei wie ein Kampfjet geflogen und wie ein Jumbo gelandet, immer in der Spur, meinte Sauser nach seinem Triumph im Val di Sole. Der beste Fahrer der Welt habe auf dem besten Bike der Welt gewonnen. Den begehrten Titel hatte der Berner auf dem Prototyp eines Bikes gewonnen, an dessen Entwicklung er mitgearbeitet hatte und von dem die ersten Exemplare erst im Herbst in den Handel kommen werden.

Hang zur Perfektion
Die Ausreizung des Materials geniesst bei den Mountainbikern einen hohen Stellenwert. Bei Sauser zieht sich dies durch die ganze Laufbahn, die mit seinem ersten Weltcupsieg 1999 in Big Bear in den USA auf internationaler Ebene lanciert worden ist; der Berner hatte stets an der Verbesserung seines Bikes mitgearbeitet. Der Hang zur Perfektion zieht sich aber durch alle Aspekte seines Lebens als Spitzensportler. Sauser trainiert konsequent und hält bei den Mahlzeiten Disziplin. Beinahe könnte der Gedanke aufkommen, dass für das «normale Leben» kein Freiraum mehr bestehe.

Umgänglich und gesellig
Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man Sauser vor einem bedeutenden Einsatz erlebt. Dann schottet sich der Berner ab. Ansonsten aber kann sich «Suusi» durchaus auch umgänglich und gesellig geben. «Er fällt durch seine Lockerheit auf. Er ist immer fröhlich und voller Selbstvertrauen», stellte der damalige Nationalcoach Andi Seeli schon vor Jahren fest. Sauser ist ein Athlet der prägnanten Aussagen und einem Humor, der auch vor ihm selber nicht Halt macht.

Lizenz zur grossen Karriere
Aufgewachsen ist Christoph Sauser in einer sportlichen Familie. Rollhockey, Fussball, Skifahren und Ringen faszinierten ihn, bis er merkte, dass das Velo mehr sein kann als nur ein Transportmittel. Das Mountainbike eröffnete ihm die Möglichkeit, in der Natur Aufstiege und Abfahrten zu meistern. Der wegen seinem Schwierigkeitsgrad gefürchtete Grand Raid im Wallis stellte Sausers erste Wettkampferfahrung dar. Als ihn ein Freund 1993 schliesslich überredete, eine Lizenz zu lösen, war dies der Beginn einer bereits grossen Karriere.

Aufmerksamer Beobachter
Freeriden muss für Sauser das höchste aller Gefühle darstellen. Das Bike hat ihn in die ganze Welt hinausgebracht, insbesondere nach Südafrika, wo er sich seit Jahren im Winter auf die Saison vorbereitet. Der Berner ist ein aufmerksamer Beobachter. Im April wurde er wegen eines möglichen Boykotts der Olympischen Spiele wegen der Geschehnisse im Tibet befragt. «Ein Boykott ist eine halbe Erpressung. Er würde weder Tibet noch der olympischen Bewegung nützen. Ein konstruktiver Dialog kann mehr bewirken als ein Boykott», war Sausers Antwort.

Defekte in wichtigen Rennen
Olympia-Bronze in Sydney 2000, dieses Jahr der WM-Titel, letzte Saison die Goldmedaille an der Marathon-WM, zwölf Weltcuperfolge und zwei Weltcup-Gesamtsiege stehen in Sausers Erfolgsbilanz. Sie könnte noch weit umfangreicher sein, wäre er nicht oft in wichtigen Wettkämpfen von Defekten heimgesucht worden. Vor vier Jahren wurde er in Athen durch einen Kettenriss aus dem Rennen geworfen. Bei der WM 2003 in Lugano stoppten ihn ein Sturz und ein Plattfuss. Die Aufzählung liesse sich beinahe nach Belieben verlängern. Doch Sauser will sich nicht beklagen. «Ich habe nicht mehr Pech als meine Gegner. Es gleicht sich alles aus.» Vielleicht folgt die nächste Entschädigung im olympischen Rennen in Peking.