Bis St. Moritz bleibt viel Arbeit

Obwohl die Schweizer mit drei WM-Medaillen in Beaver Creek das Ziel des Verbandes erfüllen, sind Alpinchef Rudi Huber und Frauen-Coach Hans Flatscher nicht zufrieden. Baustellen sehen sie besonders bei der Entwicklung von Talenten.

Christof Krapf/Beaver Creek
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Bild: CHRISTOF KRAPF/BEAVER CREEK

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SKI ALPIN. Drei Medaillen waren das Ziel; drei sind es geworden. Was die Statistik anbelangt, haben die Schweizer an der WM in Beaver Creek das Soll erfüllt. Dennoch sagt Alpinchef Rudi Huber: «Wir hatten Ergebnisse, die besser hätten sein können.» Damit spricht der Österreicher einerseits den Super-G und die Superkombination an, andererseits aber auch die technischen Disziplinen. Denn im Slalom und Riesenslalom hat das Swiss-Ski-Team an der dritten WM in Folge das Podest verpasst.

«Bei den Technikern klafft bei den Männern und Frauen ein Loch», sagt Huber. Dieses will der Alpinchef so rasch wie möglich füllen. Denn die nächste WM findet in zwei Jahren in St. Moritz statt – für die Titelkämpfe im eigenen Land will man bei Swiss Ski gerüstet sein.

Enttäuscht von den Jungen

«Wir haben in den kommenden zwei Jahren viel Arbeit vor uns», so Huber. Nachholbedarf sieht der Alpinchef besonders in den technischen Disziplinen. Nebst Carlo Janka starteten im WM-Riesenslalom von Beaver Creek junge Athleten wie Justin Murisier, Elia Zurbriggen und Gino Caviezel. Den Exploit verpasste das Trio – keiner schaffte es in die besten 20. «Von den Jungen ist zu wenig gekommen. Das war die grösste Enttäuschung dieser WM», so Huber.

Der Sprung von Talenten an die Weltspitze ist bei Swiss Ski eine der grossen Baustellen – gerade im Hinblick auf St. Moritz 2017. «Wir bilden zwar viele Athleten aus, von diesen kommen dann aber zu wenig Resultate. Damit bin ich nicht zufrieden. Wir müssen dieses Problem dringend angehen», so der Alpinchef. Huber hat es seit seinem Amtsantritt 2012 zwar geschafft, Ruhe ins Schweizer Team zu bringen und die Talfahrt der Alpinen zu stoppen – den ersten Teil seiner Aufgabe hat der Österreicher erfüllt. Als Nächstes muss Huber nun aber eine konkurrenzfähige Equipe für die Titelkämpfe im Bündnerland schaffen. «Wollen wir in St. Moritz um Medaillen kämpfen, brauchen wir im Winter davor einige Talente, die regelmässig unter die besten 15 fahren», so Huber. Am Ende der Saison wird er den abgelaufenen Winter mit den Coaches genau analysieren und Massnahmen treffen. «Wir können allerdings auch keine Wunder vollbringen.»

Nicht nur von Gut abhängig sein

Restlos glücklich ist Huber mit der abgelaufenen WM in Beaver Creek also nicht. Ähnlich klingt es bei Frauentrainer Hans Flatscher: «Ich kann nicht zufrieden sein mit Bronze durch Lara Gut in der Abfahrt. Die eine oder andere Medaille mehr hatte ich schon erwartet.» Die Schweizerinnen erlebten bisher einen schwierigen Winter: Gut kam nicht wie vergangene Saison auf Touren, Olympiasiegerin Dominique Gisin verletzte sich ausgerechnet vor der WM und die Toggenburgerin Marianne Abderhalden hatte mit Schulter- und Knieproblemen zu kämpfen.

Hinzu kam, dass Wendy Holdener ihre gute Ausgangslage nach dem ersten Slalomlauf nicht nutzte und ausfiel. Der Schwyzerin macht der Österreicher aber keinen Vorwurf. «Ich erwarte von jungen Fahrerinnen nicht, dass sie auf Knopfdruck einen Exploit landen. Wenn es nicht läuft, kommt halt noch so ein Mist dazu», so Flatscher. Dennoch ist der Frauen-Coach zuversichtlich im Hinblick auf die WM 2017. «Es gibt einige junge Athletinnen, die grosses Potenzial besitzen. Diese werden wir fördern.» Sein Ziel für St. Moritz sind mehr Alternativen. «Wir wollen nicht nur von Gut abhängig sein, sondern in den nächsten zwei Jahren mindestens ein zweites Standbein aufbauen.»