Bedrückung mitten im Aufstiegsjubel

Mit dem FC Kreuzlingen steigt die beste Mannschaft der Gruppe 6 der 2. Liga interregional auf. Dennoch sind nicht alle glücklich. Das erfolgreiche Trainerteam ist in der 1. Liga nicht mehr dabei.

Beni Bruggmann
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FUSSBALL. In der 70. Minute holt Nunzio Padula die Tasche mit den blauen Aufstiegs-Leibchen und dem Aufdruck «Aufstieg 1. Liga» aus der Kabine. Bald schon sind Staff und Auswechselspieler hellblau eingekleidet, bei Spielschluss streifen sich auch die restlichen Akteure das Feier-Trikot über. Kreuzlingen, die beste Mannschaft in dieser Saison, hat nach drei Jahren mit einem lockeren 6:0-Sieg gegen ein passives Chur verdient den Wiederaufstieg in die 1. Liga geschafft. Auf dem Platz wird in der gewohnten Art mit Champagnerspritzern und Bierduschen, mit Jubelgesten und Freudentänzen gefeiert. Im Clublokal gibt es für die Anhänger eine Stunde lang Freibier.

Freude herrscht. Nur wer, immer wieder bedroht von Alkoholduschen, das Gespräch mit dem Betreuerteam sucht, spürt bald einmal heraus, dass da nicht alle restlos glücklich sind. René Benz, der Trainer, blickt auf erfolgreiche zwei Jahre zurück: «Heute haben wir den Sieg diszipliniert angestrebt. Und damit haben wir unser Ziel, den Aufstieg, erreicht. Die Basis ist nun gelegt.»

Kein Angebot erhalten

Zusammen mit Padula, dem Sportchef, hat Benz in den vergangenen fünf Jahren erfolgreich gewirkt. «Wir sind dreimal aufgestiegen, zweimal mit Tägerwilen und jetzt mit Kreuzlingen.» Und warum ist jetzt Schluss? Benz ringt nach Worten, sucht nach einer geschickten Formulierung und weicht dann doch aus. Da wird Assistenztrainer Andy Böhm deutlich: «Er hat gar kein Angebot für die nächste Saison bekommen.» Obwohl es nicht ausgesprochen wird, dominiert der Eindruck, dass die Trainer wohl noch gerne ein Jahr angehängt hätten.

Benz, Böhm und Padula, welche als Team ausserhalb des Spielfelds den Grundstein für den Aufstieg gelegt haben, sind also in der Saison 2012/13 nicht mehr dabei. Auf der Internetseite des FC Kreuzlingen werden ihre Verdienste zwar mit dem Wort «erfolgreich» gewürdigt, aber der Rücktritt wird als sinnvoll angesehen: «Der Rücktritt des erfolgreichen Staff ist zwar bedauerlich, aber sinnvoll. Für die anstehenden Aufgaben kann die Mannschaft frischen Wind vertragen.» Nach dieser Formulierung ist verständlich, dass die drei sich trotz des sportlichen Erfolgs nicht so unbändig freuen wie die Spieler.

Der Nachfolger ist bereit

Damit ist auch die Situation fünf Minuten vor dem Abpfiff erklärt. Leicht abseits der Spielerbänke hat ein Mann das Spiel verfolgt. Er ist ein erfolgreicher Fussballer, hat in der Nationalmannschaft und bei den Grasshoppers, St. Gallen und Zürich gespielt und ist auch Instruktor des SFV. Kurz vor Schluss verlässt er den Platz. Er hat genug gesehen. In der nächsten Saison wird Marc Hodel wohl der neue Trainer sein. Er soll für frischen Wind sorgen.