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Sport (BZ)
Die Saison 2020/2021 ist seit Freitagabend Geschichte. Für den FC Basel war es eine der Nebenschauplätze. Und eine, die mit viel Glück nur mit einem blauen Auge endete.
Man hätte es ahnen können. Sogar noch bevor die Saison angefangen hatte. In dem Moment, als Ciriaco Sforza an einem Mittwochnachmittag nach einem Testspiel seines FC Wils ein erstes Interview gab, in dem er über seinen Wechsel zum FC Basel sprach, obschon der Vertrag noch nicht unterschrieben war. Da hatte sich abgezeichnet: In dieser Saison wird der FCB neben dem Platz Schlagzeilen machen. Nicht nur, aber jene, die wirklich interessieren. Es würde die Saison der Nebenschauplätze werden.
Was damals nur Hellseher ahnen konnten, bewahrheitete sich mit zunehmender Dauer der Saison. Zwar machte der Verein selbstredend auch auf dem Spielfeld auf sich aufmerksam. Eher jedoch in negativer Art und Weise. Er startete schwach, realisierte den Sprung in die europäische Gruppenphase nicht, hatte die erste durch einen Coronafall verursachte Spielverschiebung zu verantworten, er verlor drei Mal und davon einmal sang- und klanglos gegen den FCZ, wies die schlechteste vereinseigene Bilanz seit Einführung der Super League auf.
Und vor allem: Er blamierte sich bis auf die Knochen gegen den FC Winterthur im Cup. Es war der Tiefschlag für einen taumelnden Kämpfer. Phasenweise war der FC Basel der Barrage näher als Rang 2. Nicht nur rechnerisch, sondern vor allem vom Gezeigten und der Gefühlslage her.
Schliesslich hat er das Minimalziel doch noch geschafft. Aber nur, weil neben dem Platz die wichtigste Personalie zwar viel zu spät aber doch noch ausgetauscht wurde: der Trainer.
Die wahren Schlachten aber trug der Verein, der einst für seine Makellosigkeit stand, neben dem Feld aus. Er suspendierte und diskreditiere den Captain, er versperrte Zeitungen den Weg zu Interviews. Alles Nicklichkeiten, im Vergleich zum Kampf um den Verein, der Ende Februar ausgebrochen ist. Bernhard Burgener und David Degen lieferten sich einen Schlammschlacht, wie sie der Schweizer Fussball kaum je gesehen hat. Sie mündete in Fanprotesten, Jahreskarten-Rückgaben, abgefackelten Puppen mit den Initialen Burgeners drauf und vor der Geschäftsstelle platzierten Schweineköpfen. Grenzen wurden überschritten.
Der Kampf driftete auf die persönliche Ebene ab bis unter die Gürtellinie. Es litten Führungspersonen – auch wenn diese stets beteuerten, dass der Laden laufe. Es litt der Sport, es litten die Resultate auf dem Platz. Über allem aber bekam das Ansehen des FC Basel Kratzer.
Auf dem Buckel des Vereins wurde ein Schwergewichtskampf ausgetragen, ohne dass die beiden Kämpfer spürten, dass der Klub in seiner aus den drei vorangegangenen Jahren resultierenden Instabilität höchstens einen Leichtgewichtskampf hätte verkraften können. Mit der überraschenden, aussergerichtlichen Einigung bleibt schliesslich statt einem K.o. nur ein blaues Auge übrig. Ersterem konnte der FCB gerade noch entgehen. Einen Tag, bevor der Gang vor Gericht angestanden hätte.
Welche Energien und Kräfte durch diesen versöhnlichen Abschluss mit Rang 2, einer Einigung zwischen Degen und Burgener und einem Trainer, der alle begeistert, freigesetzt werden, deutete sich bereits in den letzten Partien der Saison an. So schlecht die Vorzeichen vor dem Start der Saison 2020/2021 waren, so verheissungsvoll scheinen sie jetzt für die neue zu sein. Denn das Spiel auf dem Platz wird eben doch von den Entscheiden neben dem Feld beeinflusst.
Werden auf diesen Nebenschauplätzen nun endlich wieder die richtigen Gewichtungen und Entscheidungen getroffen, kann man vom FC Basel Ausgabe 2021/2022 einiges erwarten. Wenn es ganz gut läuft, sogar, dass er Liga-Schwergewicht YB zu einem Kampf herausfordern kann, der erst nach Punkten entschieden werden kann.