Als der Schwingerkönig noch ein Schaf erhielt: 125 Jahre Nordostschweizer Schwingerverband

Vor 125 Jahren wurde der Nordostschweizer Schwingerverband gegründet. Die Jubiläumsschrift zeigt, dass der Sport schon in den Anfangszeiten zwischen Tradition und Moderne hin- und hergerissen war.

Ives Bruggmann
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Das Schwingfest auf der Schwägalp am Fusse des Säntis begeistert heute die Massen. Das eigene Bergkranzfest wurde den Nordostschweizern jedoch lange verweigert. Bild: Urs Bucher (Schwägalp, 19. August 2018)

Das Schwingfest auf der Schwägalp am Fusse des Säntis begeistert heute die Massen. Das eigene Bergkranzfest wurde den Nordostschweizern jedoch lange verweigert. Bild: Urs Bucher (Schwägalp, 19. August 2018)

Acht Schwingerkönige sowie sieben Austragungen von Eidgenössischen Schwingfesten. Dazu das Bergkranzfest auf der Schwägalp ausgezeichnet als Anlass von nationaler Bedeutung. In den 125 Jahren seit der Gründung des Nordostschweizer Schwingerverbands (NOSV) im Februar 1893 haben sowohl die Funktionäre als auch die Athleten der Nachwelt etwas hinterlassen.

Schon vor der Gründung des Verbands wurde in der Ostschweiz geschwungen. So sind Schwingfeste auf dem Nollen im thurgauischen Wuppenau in den Jahren 1884 und 1885 überliefert. Initiant dürfte der dortige Gastwirt gewesen sein. Doch genau solchen Festen stand der neu gegründete Nordostschweizer Schwingerverband kritisch gegenüber. Im Gründungsprotokoll hiess es, der Verband habe die Aufgabe zu verhindern, dass Schwingfeste nur in gewinnsüchtiger Weise abgehalten werden. «Die Feste sollen ihren nationalen Charakter behalten und nicht zu blossen Schaustellungen herabsinken.» Als der NOSV gegründet wurde, gehörten neben Mitgliedern von Zürich bis Graubünden auch Aargauer und Basler dazu, weil es in der Nordwestschweiz noch keinen Schwingerverband gab.

Daniel Bösch als Unspunnensieger gehört zu den prägenden Figuren. (Bild: Jubiläumszeitschrift Nordostschweizer Schwingerverband)
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Auch Karl Meli als Schwingerkönig ist eine prägende Figur. (Bild: Jubiläumszeitschrift Nordostschweizer Schwingerverband)
Armon Orlik und Samuel Giger gehört die Zukunft im Nordostschweizer Schwingerverband. (Bild: Jubiläumszeitschrift Nordostschweizer Schwingerverband)
Karl Thommen war derweil der erste Schwingerkönig des Verbands. (Bild: Jubiläumszeitschrift Nordostschweizer Schwingerverband)
Bereits 1917 in Zürich-Wiedikon war der Besucherandrang beträchtlich. (Bild: Jubiläumszeitschrift Nordostschweizer Schwingerverband)
2007 wurde Jörg Abderhalden vor 47000 Zuschauern in Aarau zum dritten Mal Schwingerkönig. (Bild: Jubiläumszeitschrift Nordostschweizer Schwingerverband)
Ernst Schläpfer gewann den Königstitel 1980 in St.Gallen. (Bild: Jubiläumszeitschrift Nordostschweizer Schwingerverband)
Arnold Forrer (rechts) triumphierte 2001 in Nyon. (Bild: Jubiläumszeitschrift Nordostschweizer Schwingerverband)

Daniel Bösch als Unspunnensieger gehört zu den prägenden Figuren. (Bild: Jubiläumszeitschrift Nordostschweizer Schwingerverband)

Jahrzehntelanger Kampf um Schwägalp-Schwinget

Der erste Mitgliederbeitrag wurde auf einen Franken festgelegt, die Premiere des Nordostschweizer Verbandsfests fand 1893 in Rorschach statt. Bereits im Jahr 1913 machten Berufsschwinger von sich reden. Der Verband gewährte ihnen zu den eigenen Festen jedoch keinen Zutritt. Im Jahr 1923 stellte der NOSV mit Karl Thommen aus Zürich erstmals den Schwingerkönig. Sein Lebendpreis damals: ein Schaf. Weitere sieben Könige sollten ihm folgen. Insgesamt zwölf Mal errangen sie den wertvollsten Titel im Schweizer Nationalsport.

Lange ohne Erfolg blieb das Bestreben, auch in der Nordostschweiz ein Bergfest mit Kranzabgabe austragen zu dürfen. Bereits 1958 wurde ein Antrag von den Abgeordneten des Eidgenössischen Schwingerverbands (ESV) abgelehnt. Erst nach mehreren Anläufen willigte der ESV um die Jahrtausendwende ein. Die Premiere fand 2000 vor 3800 Zuschauern bei Schlechtwetter statt. Heute ist der Schwägalp-Schwinget nicht mehr wegzudenken. In diesem Jahr besuchten 15450 Zuschauer das Fest am Fusse des Säntis.