Der Aadorfer Patrick Wieser ordnet alles dem Ziel unter, im August in Zürich den EM-Marathon zu bestreiten. Und das nach einer schwierigen Saison.
Das Jahr 2013 war keines, an das sich Patrick Wieser gern erinnert. Es war geprägt von Verletzungen, Rückschlägen und Resultaten, mit denen sich der Langstreckenläufer aus Aadorf nicht anfreunden konnte. 2014 soll alles anders, besser werden: Der 34jährige Kantonspolizist ordnet alles seinem grossen Ziel unter, im August an der EM in Zürich den Marathon bestreiten zu können. Für den 6. April plant er den grossen Schritt: Dann will sich Wieser in Zürich den Startplatz sichern.
Die körperliche Verfassung stimmt: Im Januar sicherte sich der Athlet von Run Fit Thurgau beim Neujahrslauf in Dietikon den Tagessieg mit Streckenrekord. Und beim Reusslauf in Bremgarten AG wagte er einen nächsten Formtest, der nach zweiwöchigem Intensivtraining in Lanzarote ordentlich verlief: Wieser absolvierte den «Sprint» über 11 Kilometer in 34:36 Minuten auf Gesamtrang 12.
Was spricht dafür, dass 2014 alles besser wird als letzte Saison?
Patrick Wieser: Nur schon die Jahrzahl. In geraden Jahren laufe ich schon fast traditionell stärker als in ungeraden. Und nach diesem 2013 kann es nur aufwärts gehen. Ich erlebte eine schwierige Phase mit Verletzungen, die mich zurückwarfen und mir viel Energie raubten. Das drückte auf die Moral. Es gab schon ein paar Lichtblicke wie den Sieg am Schluchseelauf in Deutschland oder beim Marathon in Liechtenstein. Aber ich habe an mich andere Erwartungen.
Gab es Gedanken, den Aufwand zu reduzieren oder gar aufzuhören?
Wieser: Nein, ernsthafte Überlegungen in diese Richtung gab es nie. Natürlich gab es Momente, in denen man sich fragte, wofür man diesen Aufwand auf sich nimmt. Aber ich beseitige allfällige Zweifel immer wieder, weil ich ein Ziel vor Augen habe: den EM-Marathon im August in der Schweiz. Und jetzt bin ich mittendrin in einem entscheidenden Jahr: Mit 34 bietet sich die wohl letzte Chance, so etwas in meiner Karriere zu erleben. Aber ich sage mir auch: 2014 soll mein Jahr werden.
Sie wollen die Qualifikation am 6. April in Zürich schaffen. Stimmt Ihr Fahrplan?
Wieser: Ja. Ich verbrachte die ersten zwei Februarwochen im Trainingslager in Lanzarote und «frass» Kilometer, gut 230 pro Woche, dazu war ich oft mit dem Velo unterwegs. Es gab Tage, da dauerten die Einheiten insgesamt bis zu acht Stunden. Inzwischen hat sich das Pensum bei 15 bis 20 Stunden pro Woche eingependelt. Jetzt hoffe ich, dass ich den Lohn mit dem EM-Startplatz einfahren kann. Es wäre ein Karriere-Highlight. Ich muss in Zürich Gas geben und verfolge das Ziel, deutlich unter 2:20 Stunden zu bleiben.
Was heisst deutlich?
Wieser: 2 Stunden 18 Minuten, das halte ich für möglich. Aber es müssen einige Faktoren stimmen: die Tagesform, das Wetter, das Tempo im Feld.
Würden Sie sich damit begnügen, an der EM nur dabei zu sein?
Wieser: Ja, ich muss mir nichts vormachen: Die entscheidende Rolle würde ich sicher nicht spielen. Aber es ist mein Traum, das Schweizer Trikot an diesem Grossanlass zu tragen.
Und was passiert mit Ihnen, wenn Sie das Ziel verfehlen?
Wieser: Damit will ich mich eigentlich nicht beschäftigen. Aber ich würde wohl die Saison mit Bergläufen fortsetzen.
Wie präsent ist die EM gedanklich?
Wieser: Ich denke jeden Tag daran, während der langen Läufe habe ich ja genug Zeit (lacht). Ich ordne der EM alles unter.
Sie waren in all den Jahren stets zu hundert Prozent berufstätig. Würden Sie, wenn Sie noch einmal von vorne beginnen könnten, ganz auf den Sport setzen?
Wieser: Diese Frage stellte sich damals, als ich immer mehr Ausdauersport machte, nicht. Ich habe unter manchmal erschwerten Umständen einiges erreicht, das mich glücklich macht. Ich habe ein Umfeld, das mich unterstützt. Ich bereue gar nichts.