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Klub der jungen Geschichten
Antonia Haupt, Emmenbrücke, 6. Primar
Ich stieg in den Keller. Dort schien ein Licht aus dem Schrank, den seit Ewigkeiten niemand mehr geöffnet hatte. Langsam näherte ich mich dem Schrank. Ich öffnete die Schranktür, welche ein unangenehmes Quietschen ausstiess. Wann war diese Tür zuletzt geölt worden? Ich hätte alles erwartet, ein Tor in eine andere Welt, eine Maus, ja sogar eine Packung Fertignudeln! Doch da lag ein Amulett. Der hellblaue, ovale Edelstein schimmerte magisch und der silberne Rahmen glänzte in dem ausserweltlichen Licht.
Ich nahm das Medaillon an mich. Das Schmuckstück war an einer Art Kette befestigt, doch die «Schnur» bestand aus so perfekten Gliedern, dass ich das Gefühl hatte einen silbernen Faden zu halten anstatt einer Kette. Die Glieder schmiegten sich perfekt an meinen Hals an. Als ich den Keller verliess hatte ich das Gefühl die Welt mit ganz anderen Augen zu sehen. Der sonst so verwelkte Baum in unserem Garten blühte auf! Die eigentlich verwelkten Blätter waren in einem wunderbaren violett und der Stamm war fest und stabil. Zuerst dachte ich, ich würde in die Vergangenheit blicken, doch dann fiel mir auf dass ich nicht mehr vor dem Haus stand, nicht vor dem in dem ich lebte.
Stattdessen stand ich mitten auf einer Wiese! Vor meinen Augen tanzte eine kleine Elfe, ihre Schmetterlingsflügel waren orange und ihre Züge unglaublich zart. «Huch? Wer bist denn du?», fragte sie mich und schüttelte sich ihre braunen Haare aus dem Gesicht. Ich hatte mir Elfen und Feen immer hellhäutig vorgestellt. Doch sie hatte schokoladenbraune Haut. «Wobei, hier interessiert niemanden, wer wo herkommt. Komm, tanz mit mir!» Ich hätte definitiv etwas anderes von einer Elfe erwartet doch ihr winzigen Hände griffen nach meinem kleinen Fingern und zogen mich mit. Ich wusste nicht wie lange wir liefen, aber wir wanderten durch mehrere Wälder, über Wiesen und viele Brücken und Flüsse. «Wohin gehen wir?», fragte ich irgendwann. «Zur Königin der Feen und Elfen.»
Wir liefen weiter, bis wir unter einem Kirschblütenbaum standen. «Iss das», sagte die Elfe und hielt mir eine Scheibe Schwarzbrot hin. Ich nahm ihr die Scheibe ab und biss hinein. Was dann geschah grenzte an ein Wunder. Auf einmal schrumpfte ich auf die Grösse der Elfe! Sie führte mich durch einen kleinen Moosvorhang, die dicken, feuchten Stränge waren von einer geübten Hand geflochten worden. Wir traten durch einen Gang, in einen gewaltigen Thronsaal. Im Herzen des Thronsaals befand sich ein grosser Thron, er wirkte wie eine Blüte.
Auf dem Thron sass eine gewaltige Fee, zumindest schien es so, denn das Wesen trug eine Feenmaske. «Dort entlang mit dem Wesen!», gröhlte die Feenkönigin und deutete auf einen Gang. «Keine Sorge, der Gang ist harmlos», sagte die kleine Fee. Ich ging durch die Tür und fand mich wieder in einem langen Gang. Am Rand waren Türen. Ich probierte eine zu öffnen. Sie war abgeschlossen. Ich rüttelte an der nächsten. Auch abgeschlossen. Ich hatte wohl doch keine Wahl! Ich rannte den Gang entlang und probierte jede Tür zu öffnen, doch keine einzige ging auf! Am Ende des Ganges war eine Tür.
Die Feen dachten wohl ich würde von Anfang an diese wählen. Ich ging durch und befand mich in einem völlig neuen Raum. Er war aus Holz, wie alle anderen Räume. In der Mitte war ein Portal, geformt wie mein Amulett. Zuerst spürte ich den Sog nicht. Doch dann saugte mich das Portal ein! «Juuuuuulia! Es gibt Feenbrot, dein Lieblingsessen! Aufwachen!» Anscheinend war alles ein böser Traum gewesen. Ich sass auf der Veranda und blickte an mir runter. Um meinen Hals hing ein blaues Amulett.