Mehr Platz für Solothurner Restaurants oder weniger Lärm den Anwohnern zuliebe? Der Knatsch um die zurückgezogene Bewilligung für das Dock stösst eine Grundsatzdiskussion über Leben und Lärm in der Altstadt an.
Die Bewilligungspraxis der Stadt sorgte jüngst für Stirnrunzeln. Nachdem dem Dock zunächst erlaubt worden war, auf dem «Bödeli» bei der Wengibrücke Gäste zu bedienen, zog die Stadt die Bewilligung wieder zurück. Das Hin und Her sorgte für Diskussionen. Erfahrungen mit dieser Bewilligungspraxis haben die meisten Solothurner Gastronominnen und Gastronomen gemacht.
Marta Kaus, Inhaberin des Restaurant Chutz in Solothurn, erzählt, dass sie nur am Rande vom Konflikt zwischen den Behörden und der Dock-Bar gehört habe. Sie hatte noch nie Probleme mit der Polizei wegen ihrer Aussenbestuhlung.
Kaus betont aber auch, dass sie sich sehr genau an die Vorgaben halte, also die Bestuhlung immer pünktlich zusammenräume und natürlich auch für die Aussenplätze bezahle. Rund 30 Stühle habe sie normalerweise draussen aufgestellt. Über mehr Platz draussen, habe sich Kaus aber bisher noch keine Gedanken gemacht.
«Der Platz vor dem Restaurant Chutz ist voll ausgeschöpft. Das Haus ist nicht sehr breit und ich kann nicht mehr aufstellen, als Platz vorhanden ist.»
Sie sei im Übrigen froh, wie es aktuell laufe, respektive dass überhaupt etwas laufe im Tagesgeschäft.
Auch Jana Krieg, Bereichsleiterin Service in der Genossenschaft Kreuz, ist zufrieden mit der Bewilligungspraxis der Stadt. «Wie schon letztes Jahr haben wir von der Stadt die Erlaubnis erhalten, über den Sommer vor dem Landhaus fünf zusätzliche Tische aufzustellen. Darüber sind wir sehr froh und dankbar», sagt Krieg. Seitens der Gäste habe man auch keine negativen Rückmeldungen erhalten: «Die Leute hatten viel Verständnis und auch die Absprache mit dem Landhaus hat gut funktioniert.»
Krieg fügt an: «Für uns wäre es praktisch, wenn wir die zusätzlichen Tische vor dem Landhaus im nächsten Jahr wieder aufstellen dürften. Wir werden sicher wieder versuchen, von der Stadt eine Erlaubnis dafür zu erhalten.»
«Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht», sagt Michael Brüderli, Geschäftsführer und Inhaber der «Suteria». Die Stadtpolizei sei auf ihn zugekommen. «Zusammen haben wir vor Ort geschaut, wie wir unsere Fläche erweitern können, sodass wir die gleiche Anzahl Tische unter Einhaltung der Abstandsregeln aufstellen konnten.»
Die Fläche sei schliesslich um etwa einen Viertel erweitert worden. Auch zur Freude der Gäste, welche den zusätzlichen Platz ebenso schätzten wie die Serviceangestellten, für die das Bedienen dadurch einfacher ging. Die Gewohnheiten haben sich etwas geändert, stellt Brüderli fest.
«Vor Corona wären bei schlechtem Wetter die wenigsten nach draussen gesessen.»
Er überlegt sich deswegen, einige Aussentische auch nach dem Auslaufen der Spezialbewilligung anzubieten. Die erweiterte Fläche sei bis Ende Oktober bewilligt, schriftlich. Ein Hin und Her wie beim Dock hat er nicht erlebt.
Das Hin und Her um die Bewilligung beim Dock sorgte auch auf Facebook für rote Köpfe. So finden es einige User sinnvoll, die durch die Pandemie benachteiligten Gastronomen mit zusätzlichen Möglichkeiten zu unterstützen.
«Lasst doch mal das füfi stehen! Und gönnen sie dem Dock, seinen fantastischen Mitarbeiter und uns Gästen dieses Plätzli! Himmelnochmal!»
Mancher beklagt, dass der Schwung in Solothurn fehle. «Alles ist veraltet und stur wie zu Barockzeiten.» Auch Gemeinde- und Kantonsrat Urs Unterlerchner schaltet sich in die Diskussion ein. Der Standort sei nie genutzt worden und dank dem Dock gebe es nun etwas Leben dort – die Nachtruhe müsse natürlich berücksichtigt werden. Es gebe in der Nähe aber genügend Konsumationszwang-freie Orte.
Ein weiterer Kommentator schlägt vor, dass das Dock den Tisch auf dem Bödeli stehen lassen darf, ohne dass aber ein Zwang bestehe, etwas beim Dock bestellen zu müssen. Andere verlangen, dass man sich mit Lärm und Leben arrangieren müsse, wenn man in der Stadt wohnen wolle.
«Wer Ruhe will, soll aufs Land oder in die Aussenquartiere ziehen. Dieses Verhalten ist vergleichbar mit den Menschen, die neben einen bestehenden Flughafen ziehen und sich danach über Lärm beschweren.»
«Altstadthäuser sind auch Wohnhäuser, sie wurden als solche konzipiert und gebaut», meint ein anderer User. Auch Familien sollen sich in der Altstadt wohlfühlen können. Das Leben in einer Altstadt entstehe schliesslich durch die Wohnnutzung.