Teuscher-Haus
Der Millionenumbau des Wagner-Teuscher-Hauses sorgt für rote Köpfe

Der 13,5-Millionen-Umbau des Wagner-Teuscher-Haus zum neuen Raiffeisen-Hauptsitz gab und gibt immer noch viel zu reden. Lesen Sie hier, warum das so ist.

Wolfgang Wagmann
Drucken
Die Westfassade des Wagner-Teuscher-Hauses wurde bereits 2007 mit Eternit-Plättli isoliert. Fotos: ww

Die Westfassade des Wagner-Teuscher-Hauses wurde bereits 2007 mit Eternit-Plättli isoliert. Fotos: ww

Solothurner Zeitung

Das Haus steht prominent am Kronenplatz. Es hatte bisher schon viele Gesichter. Jetzt ist die Frontfassade des Wagner-Teuscher-Hauses mit dicken Stahlträgern gesichert und eingerüstet. Bis Ende 2012 oder Anfang 2013 soll hier für 13,5 Mio. Franken der neue Haupt- und Geschäftssitz der Raiffeisenbank Solothurn entstehen.

Ging alles mit richtigen Dingen zu und her?

Doch hinten, an der Rathausgasse, regt sich Kritik. So ärgert sich Fritz Sebald, Mieter im westlichen Nachbarhaus, besonders über das geplante radikale Vorgehen bei den Bauarbeiten. «Ich bin nicht gegen das Umbauen», beteuerte er, «aber der ganze Innenhof des Nachbarhauses wird abgebrochen. Und damit gesunde Substanz entfernt.» Auch die neue Eternitverkleidung der Westfassade, bereits vor drei Jahren angebracht, findet nicht Sebalds Gefallen. Denn darunter seien alte Kalkstein-Aufleger einfach weggebrochen worden. Jetzt müsse die ganze Brandmauer zum Schaden des davor liegenden «eigenen» Hofes gesichert werden.

Ob alles mit richtigen Dingen zugegangen sei, habe er mit allen involvierten Stellen abzuklären versucht – doch offenbar keine befriedigenden Antworten erhalten. Auch Risse in der Wand zeigt der Mieter: «Rissprotokolle wurden zwar erstellt, aber seither habe ich nichts mehr gehört.» Und die östliche Nachbarin des neuen Banksitzes, Marianne von Roll, sorge sich wegen der Bodenbelastung durch den schweren Kran in der Rathausgasse um ihren mittelalterlichen Keller.

Die Sicht des Architekten

Edi Felber, Inhaber des gleichnamigen Architekturbüros in Solothurn und Gewinner des Umbau-Wettbewerbs, weist einmal darauf hin, dass der Kran für den Keller nach Auskunft eines beigezogenen Statik-Ingenieurs kein Problem sein sollte. «Der Kran steht drei Meter vom Fundament des Von-Roll-Hauses entfernt. Und es wurden regelmässige Kontrollen vereinbart.» Auch die Rissprotokolle im Nachbarhaus seien im Beisein eines Juristen aufgenommen worden und würden nach Abschluss der Bauarbeiten mit dem Ist-Zustand verglichen.

Das völlige Aushöhlen des Gebäudes mit Abbruch und Wiederaufbau des Innenhofes bestätigt Felber. «Wir hatten bei der Denkmalpflege eine entsprechende Voranfrage gemacht und uns auf dieses Vorgehen geeinigt.» Der Grund für den ungewöhnlich radikalen Schnitt in der Altstadt: Die Bausubstanz des Hauses sei ein einziges «Chrüsimüsi». Deshalb habe man sich in der Diskussion vor allem auf die Südfassade zur Erhaltung des Ortsbildes konzentriert.

Nebst dem Abriss des Innenhofs müsse die bereits sanierte Westfassade mit einem Gerüst gesichert werden – «ansonsten passiert dort nicht viel», so Felber. Hauptdiskussionspunkt sei das Erdgeschoss mit dem Einbau des Bancomaten und der Kundenschalterhalle gewesen. Alles oberhalb davon werde sich gegen den Kronenplatz hin wie bisher präsentieren. So wird beispielsweise das ganze Dach abgebaut und nach Beendigung der Innenkonstruktion wieder aufgebaut. Dasselbe gilt für den Innenhof. Nach der Wiedererrichtung «werden die Wände verputzt und präsentieren sich etwas modernisiert», erklärt der Architekt weiter.

Alles so, wie es bewilligt wurde

«Der Innenhof bleibt in den Dimensionen wie vorher», äussert sich der kantonale Denkmalpfleger Stefan Blank, der das Dossier von seinem Vorgänger Samuel Rutishauser geerbt hatte. «Ich habe alles mit der Stadtbauamt-Leiterin Andrea Lenggenhager angeschaut. Es ist alles so, wie es bewilligt wurde», gibt auch Blank dem Umbau seinen Segen. Ein «grosses Thema» sei die Südfassade gegen den Kronenplatz gewesen, wo ab dem ersten Geschoss Stichbogen-Fenster aus dem 18. Jahrhundert zusammen mit dem Treppenhaus das einzig Erhaltenswerte eines Hauses sei, das viele Veränderungen erlebt habe.

So wurde 1916 das Haus völlig umgebaut, die damals angehängten Balkone aber in den Siebzigerjahren wieder entfernt. Blank hätte einzig das Sichtbarbleiben des alten Mauerwerks den hellen Eternit-Plättli der von aussen kaum einsehbaren Westfassade vorgezogen.

Innenhof nach Möglichkeit schützen

Jacqueline Heim, Präsidentin der Altstadtkommission, bestätigt: «Wir haben es uns nicht einfach gemacht. Das Projekt war oft auf dem Tisch.» Doch habe man zuletzt die Pläne bewilligt, da das Haus schon zuvor ständig verändert worden sei und viele Bausünden aus dieser Zeit stammten. Zum Thema Innenhof meint sie: «Wir schützen die Innenhöfe nach Möglichkeit. Aber manchmal gibts vom Betrieb her einen anderen, situativ gefällten Entscheid.