Sechs Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus der Region Olten haben mit Unterstützung von «Young Enterprise Switzerland» sowie der Kantonsschule Olten ihr eigenes Start-up By6 gegründet und produzieren nun Stofftaschen aus ausrangierter Kleidung.
Im aktuellen Schuljahr ist es für Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Olten zum ersten Mal möglich, mit Unterstützung der Non-Profit-Organisation «Young Enterprise Switzerland» (YES) das eigene Unternehmen By6 zu gründen. Silvan Wyss und Laura Kissling aus Hägendorf, Sina Muggli, David Büttiker und Rahel Kuchta aus Olten sowie Yannick Baumgartner aus Kappel liessen sich diese Chance nicht entgehen.
Das englische «By» steht für die sechs jungen Menschen, die beim Start-up dabei sind. Gemeinsam nahmen sie sich vor, bei diesem Projekt, wofür sie ein ganzes Jahr von YES gecoacht werden, mitzumachen. «Nach einem Gespräch mit Luana Schelbert, einer Mitarbeiterin von YES war uns klar, dass wir nach einer simplen Geschäftsidee Ausschau halten müssen», erinnert sich Silvan Wyss, der im Unternehmen für die Finanzen verantwortlich ist. Erst seien allerdings unbrauchbare Vorschläge im Raum gestanden, wie beispielsweise Konfitüre aus der Tube – aufgeben sei aber keine Option gewesen.
«Als wir das Thema Nachhaltigkeit mit in den Prozess einschlossen, ploppte die Idee auf, Stofftaschen aus ausrangierten Kleidern herzustellen», erklärt Muggli, die sich innerhalb von By6 um die Administration kümmert. Dabei seien sie dann auch geblieben, da die Realisierung dieser Taschen viele positive Aspekte miteinander verbinde.
«Auf der einen Seite ist da der Nachhaltigkeitsgedanke, auf der anderen Seite die gute Umsetzbarkeit, da die Taschen einfach anzufertigen sind», erläutert Büttiker, welcher als CEO des Ganzen fungiert. Doch das ist nicht alles. Die sechs Schülerinnen und Schüler wollten auch den sozialen Aspekt in ihr Unternehmen einbringen, weshalb sie die Vebo als Produktionsstätte ihrer Stofftaschen ins Auge fassten.
«Die Prototypen der Taschen haben wir selbst angefertigt, da wir jedoch noch viel mehr davon herstellen wollen, wäre dies für uns allein nicht machbar», so Muggli. Die Vebo – sie bietet Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen an – sei denn auch sehr interessiert an einer Zusammenarbeit, was die Absolvierenden des dritten Gymnasiums sehr freut.
Finanzieren will By6 das Ganze mit Hilfe des am 20. November um 9.30 Uhr stattfindenden Events an der Kantonsschule Olten, an welchem das Sechsergespann sein Produkt vorstellen und seine Ziele präsentieren wird. «An diesem Anlass dürfen wir Partizipationsscheine bis 3000 Franken zeichnen», bemerkt Finanzchef Wyss. Die Investoren hätten denn auch Anspruch auf die Dividende, nicht jedoch auf Mitsprache im Unternehmen – dies zum Zweck, dass die jungen Leute nicht in ihrem Tun gestört werden.
Aber nicht nur die Einnahmen seien bei einer Selbstständigkeit wichtig, auch die Auslagen müsse man genau im Auge behalten. Auch hier hätten sie mit den Taschen, welche sie bisher aus unterschiedlichsten gespendeten Kleidern hätten herstellen können, eine gute Wahl getroffen, da kaum Kosten entstünden. Dazu kommt, dass durch die unterschiedlichen Kleider jedes Exemplar ein Unikat ist.
Ein zusätzlicher Grund, weshalb sich die 16- bis 18-Jährigen so ins Zeug legen, sei ein mit dem Coaching durch YES verbundener Wettbewerb. «Wenn wir alle Punkte beachten und die Etappenziele diszipliniert einhalten, dann generieren wir hoffentlich eine hohe Punktzahl», sagt Büttiker. Als Preise vergibt YES unter anderem verschiedene Awards wie beispielsweise den «Best Presentation Award» oder den «Best Brand Award».
Helmut Kuppelwieser, Wirtschaftslehrer der Jungunternehmer, hat der Idee einer Zusammenarbeit mit YES sofort zugestimmt. «Wenn ich sehe, wie sich die Schülerinnen und Schüler in ihre Projekte investieren, bin ich hocherfreut.» Auch sein Kollege Thomas Kellerhals, ebenfalls Wirtschaftslehrer an der Kanti Olten, sei begeistert. Gemeinsam mit ihm betreut Kuppelwieser insgesamt sechs Schülerprojekte, wovon jedes einzelne viel Zeit und Engagement von den Jugendlichen abverlange.
Dass dabei Schulstoff verpasst würde, hält der 60-Jährige jedoch für unwahrscheinlich. Er ist im Gegenteil davon überzeugt, dass die Schülerinnen und Schüler in jeder Hinsicht von ihren Projekten profitieren. «Dafür, dass die Schüler ins kalte Wasser geworfen wurden, machen sie sich jedenfalls hervorragend», betont der Lehrer mit Nachdruck. Seine Freude darüber ist gar so gross, dass er die Projektarbeiten als eine Art vorgezogenes Pensionierungsgeschenk bezeichnet.