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Solothurn
Kanton Solothurn
Weil sie im Wald keine Nahrung finden, verwüsten Wildschweine Wiesen und Landwirtschaftsland. Dieses Jahr sind es besonders viele. Im Kanton Solothurn wurden deshalb auch mehr geschossen.
Es ist eine Ausnahme-Saison für Wildschweine und die Solothurner Jäger: Nachdem im Winter 2018/2019 Buchnüsse und Eicheln im Überfluss für die Tiere vorhanden waren, suchen sie ein Jahr später vergebens nach den Waldfrüchten. Die Bäume haben im letzten Sommer zu sehr unter den heissen Temperaturen gelitten.
Die Wildschweine, die sich im letzten Frühling munter vermehrt haben, drängen nun auf die offenen Wiesen und auf das Landwirtschaftsland der Bauern. Dort suchen sie mit ihren feinen Nasen nach Würmern, Käferlarven und Mäusen und graben dabei teilweise grosse Flächen um.
«Das Schadensausmass ist dieses Jahr gross, zum Teil auch in Gebieten, wo es sonst nie Schäden gibt», erzählt der Solothurner Jagd- und Fischereiverwalter Marcel Tschan auf Anfrage dieser Zeitung.
Besonders im Jura-Gebiet seien die Wildschweine aktiv, zwischen Grenchen und Olten, im Bezirk Dorneck-Thierstein und auch im Thal gebe es eine grössere Population als sonst. Um den Schaden möglichst gering zu halten, versuche man nun, den Bestand möglichst stark zu reduzieren. Dazu setzen die Jäger vermehrt auf speziell ausgebildete Hunde, die die Tiere im Dickicht aufspüren und sie zu den Jägern heraustreiben. In einem sogenannten Gewöhnungsgatter, das es seit 2019 in Zürich gibt, lernen sie, wie sie sich um die Wildschweine herum richtig verhalten. «Das bringt den Hunden viel und senkt die Verletzungsgefahr», so Tschan.
Neben der Hunde-Ausbildung hätten die Solothurner Jägerinnen und Jäger ausserdem mehrere 100'000 Franken in Nachtsicht-Zielhilfen investiert, um auch bei schlechter Sicht in der Dunkelheit jagen zu können, wie es in einer Mitteilung des Kantons heisst.
Die Bemühungen zeigten bereits erste Erfolge: 2019 erlegten die Jäger im Kanton Solothurn insgesamt über 750 Wildschweine. Fast gleich viele wie im Rekord-Jahr 2017. Im Jahr 2018 waren es mit 437 viel weniger. «Die Zahlen sind in den letzten 20 Jahren insgesamt stark gestiegen, schwanken aber von Jahr zu Jahr», erklärt Tschan.
Dies komme vor allem auf das Futterangebot im Wald an. Im Winter 2018/2019 war es so gut, dass die Wildschweine im Wald blieben und man sie ansonsten kaum gesehen hat. Dass es ihnen besonders gut ging, zeigt sich auch daran, dass sogar Ende 2019 noch kleine, erst im Herbst geborene Wildschweine gesichtet wurden. «Das ist definitiv nicht normal», sagt der Jagdverwalter.
Mit den Schwankungen beim Futterangebot schwanken auch die Schadenskosten, die durch das Schwarzwild jährlich entstehen. 2018 verursachten Wildschweine rund 230'000 Franken Kosten im Kanton, 2017 waren es 105000 und ein Jahr zuvor wieder rund 215'000 Franken.
Am meisten Verwüstung entstand auf Grasland, Mais- und Rapsfeldern. Sie sind jährlich mal stärker, mal weniger stark betroffen. Nur selten gibt es Schäden an Kartoffeln oder Zuckerrüben. Die Wildschweine waren in den letzten Jahren jeweils für 80 bis 95 Prozent der gesamten Wildschäden verantwortlich.
Die Jagd mit Hunden geht bis Ende Februar weiter, danach darf auf dem Feld ganzjährig weiter gejagt werden. Aber nur Wildschweine, die jünger als zwei Jahre alt sind, dürfen noch geschossen werden. Dort, wo der Bestand und damit die Schadenssumme besonders hoch sind, werden seit Anfang Jahr zum ersten Mal Jäger anderer Jagdgebiete zugelassen, weil die gebietseigenen Jäger nicht ausreichen, um die Bestände ausreichend zu reduzieren.