Selfie-Manie an Basler Fasnacht

Nach einem trockenen Morgenstreich war der Cortège der Basler Fasnacht eine nasse Angelegenheit: Unerbittlich prasselte der Regen am Montag auf die Schirme der Besucher und Plastikhüllen der Fasnächtler. Die Sujets behandelten die digitale Welt, Putin und lokale Themen.

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"Mir basse in kai Schublaade" lautet das Motto der Basler Fasnacht 2015. (Bild: Keystone)

"Mir basse in kai Schublaade" lautet das Motto der Basler Fasnacht 2015. (Bild: Keystone)

Mit dem Vieruhrschlag erloschen in der Innenstadt die Strassenlichter, und aus den Larven der Tambourmajore heraus ertönte das Kommando "Morgestraich − vorwärts marsch!". Damit startete die dreitägige Fasnacht.

Von den kühlen Temperaturen um den Nullpunkt liessen sich viele Gäste aus dem In− und Ausland nicht beirren. Sie kamen in der Nacht mit Bahn, Car, Bus, Tram oder Auto in die Stadt. Das Gedränge schien jedoch etwas weniger dicht zu sein als in anderen Jahren.

Für den nachmittäglichen Cortège meldeten sich 473 Fasnachts-Einheiten beim Comité an. An den Strassenrändern waren deutlich weniger Zuschauer zu sehen als in früheren Jahren. Die Fasnächtler mussten wegen des Regens ihre Kostüme und Larven mit Plastikhüllen schützen.

"Voll krass − voll easy"
"Mr basse in kai Schublaade" lautet das Motto der Fasnacht 2015. Viele Cliquen befassen sich aber mit der Selfie-Manie und den Social Medias. "Facenachts-book − laiksch miau", ist das Sujet einer Jungen Garde. "iFach waich" heisst es bei der Gundeli-Clique, deren Laterne einen Apfel mit aufgerissenem Rachen und Hai-Gebiss ziert.

"Losch di au ver-Äpp-le?", fragen zudem die Glunggi, und "Be your self(i)" meint die Junge Garde der Breo-Clique. Die Nacktselfies des Badener Stadtammans sind ein gefundenes Fressen. Der Wagen der Lälli-Clique besteht aus Handys, aus denen nackte Hinterteile grüssen.

"Hey Alte − voll krass − voll easy", steht auf der Laterne einer Jungen Garde, die damit die Jugendsprache ausspielt. Zahlreiche Cliquen thematisieren das Nein des Kantons Baselland zur Überprüfung einer Fusion mit Basel-Stadt.

Putin, Hollande und EAP
Der russische Präsident Putin ist mehrfach ins Visier der Fasnächtler geraten. Damit löst er die amerikanischen Präsidenten ab, die in früheren Jahren häufig aufs Korn genommen wurden. Auf der Laterne der BMG sitzt der Russe auf einer Bombe und auf jener der Rhygwäggi trägt er eine Kalaschnikow in den Händen, daneben steht "MH 17 − Abschuss". Auf dieser Lampe sind auch IS-Extremisten abgebildet; neben ihnen steht ein Sensemann.

Auch über Frankreichs Präsident Hollande wird gespottet: Einmal ist er als stolzer Gockel zu sehen, auf einem anderen Bild lächelt er mit Napoleon-Hut. Darüber konnte sicher auch Bundesrat Alain Berset lachen, der den Morgenstreich besucht hatte.

Die Verschnuufer spielen die Probleme auf dem Flughafen EuroAirport aus und meinen "EAP bald passé". Auf ihren Larven tragen sie farbige Plastikflugzeuge, denen die Luft ausgegangen ist − es sieht traurig aus. Die prächtigen Larven der Basler Rolli zeigen farbige Totenköpfe mit aufgerissenen Mäulern. Die Clique beschäftigt sich mit der Angst − aber ihr Anblick löst keine Angst aus − im Gegenteil.

Am Abend sind in den Lokalen der Stadt die Schnitzelbänkler unterwegs. Sie nehmen auch aktuellere Themen auf. (sda)