Scharfe Kritik der Energie-Stiftung an Atomaufsicht

Das dienstälteste AKW der Schweiz verschleppt ein wichtiges Sicherheitsupdate.

Samuel Schumacher
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Das AKW Beznau. (Bild: ky)

Das AKW Beznau. (Bild: ky)

Acht Jahre nach der nuklearen Katastrophe im japanischen Fukushima hat das Atomkraftwerk Beznau noch immer nicht alle notwendigen Sicherheitsmassnahmen umgesetzt. Das berichtete der «Tages-Anzeiger» in seiner gestrigen Ausgabe. Nach dem GAU an Japans Ostküste forderte die Atomaufsichtsbehörde des Bundes (Ensi) die Beznau-Betreiberin Axpo auf, das dienstälteste Schweizer Atomkraftwerk in fünf Punkten nachzurüsten, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Unter anderem musste der Erdbeben- und Überflutungsschutz verbessert werden.

Einen der fünf Punkte hat die Axpo bis heute aber verschleppt: die Inbetriebnahme eines zusätzlichen Kühlsystems für das Brennelement-Lagerbecken. Das ist jenes Kühlbecken, in dem die aussortierten Brennelemente vor der Verschiebung ins Zwischenlager abgekühlt werden. Ursprünglich wollte der Energiekonzern Axpo das neue Kühlsystem für dieses Becken bis 2014 installieren, liess sich die Frist vom Ensi dann aber bis 2017 erstrecken. Heute sagt die Axpo, man habe sich mit dem Ensi auf eine Installation bis 2021 geeinigt. Die Atomaufsichtsbehörde hingegen betont, dieser Fahrplan sei nicht abgesegnet.

«Ein unzulässig erhöhtes Risiko»

Nils Epprecht, Geschäftsleiter der atomkritischen Schweizerischen Energie-Stiftung, sieht in dieser Verzögerungsstrategie der Atomkraftwerkbetreiberin Axpo eine Gefahr. «Die tatsächliche ­Sicherheit der Schweizer AKW hinkt der erforderlichen teilweise um Jahre bis Jahrzehnte hinterher», sagt Epprecht gegenüber dieser Zeitung. Dass das Ensi wegen des bislang ausgebliebenen Sicherheitsupdates keine vorübergehende Abschaltung des AKWs Beznau fordere, sende ein falsches Signal an die Axpo. Nämlich, dass sie sich für das Update so viel Zeit lassen kann, wie sie will. «Das kommt einem unzulässig erhöhten Risiko gleich», sagt Epprecht.

Die Verantwortung liege klar bei der Aufsichtsbehörde. «Das Ensi müsste gerade vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Langzeitbetriebs die Einhaltung der Sicherheitsvorgaben strenger einfordern», verlangt Epprecht. Stattdessen liessen sich die Verantwortlichen wie im Fall des AKWs Mühleberg allzu oft auf Deals ein und zeigten zu viel Nachsicht mit den AKW-Betreiberfirmen. «Das entspricht nicht meinem Verständnis einer der ­Sicherheit verpflichteten Aufsichtsbehörde.»

Axpo wehrt sich

Das Ensi betont, das AKW Beznau habe trotz dem ausgeblie­benen Update einen «hohen Schutzgrad». Die Axpo schreibt, man erfülle «alle Sicherheitsanforderungen». Nils Epprecht aber kauft das den Betreibern des mittlerweile seit dem Jahr 1969 betriebenen AKWs nicht ab. Mit dem veralteten Anlagedesign könne Beznau gar nicht die modernen Sicherheitsanforderungen erfüllen. «Jedes fehlende System kann der berühmte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.» (sas)