«Bleiben Sie cool!» Doris Leuthard rief den Satz den rund 350 CVP-Mitgliedern, die am Samstag zum CVP-Parteitag in den Kursaal nach Bern gekommen sind, gleich zweimal zu, um in Sachen Finanzmarktkrise zu beruhigen. Die Angst vor einer grossen Rezession sei unbegründet.
«Bleiben Sie cool!» Doris Leuthard rief den Satz den rund 350 CVP-Mitgliedern, die am Samstag zum CVP-Parteitag in den Kursaal nach Bern gekommen sind, gleich zweimal zu, um in Sachen Finanzmarktkrise zu beruhigen. Die Angst vor einer grossen Rezession sei unbegründet. Und «cool bleiben» sollen die Schweizer deshalb auch im Hinblick auf die Volksabstimmung zur Personenfreizügigkeit im Februar. Ein Ja sei in der Krise «erst recht» nötig, sagte Leuthard, um so auch die Krise als Argument für die Freizügigkeit zu nutzen.
Auch sonst versuchten die Parteiexponenten die Finanzkrise zu nutzen, um das Image der Partei zu festigen. Jetzt sei die Zeit für eine neue Wertediskussion gekommen, forderte Präsident Christophe Darbellay. Und diese Werte seien, so ergänzte Leuthard, «Bescheidenheit und Demut» – «die CVP-Werte». Die einst religiös legitimierten Grundsätze erhalten in einer Zeit der Millionen-Boni neue, profane Bedeutung, und dies alles nett verpackt in rhetorische Coolness, in Image-prägendes CVP-Orange und in Rockmusik.
Denn auf dem Bundesplatz, wo sich mehrere hundert Leute zum Konzert für eine offene Schweiz versammelten, ging die CVP-Vermarktung erst richtig los. Zwar wurde der Anlass auch von den Grünliberalen und der EVP mitgetragen. Doch weil deren Budget für viel Werbung nicht reichte, war einzig die CVP omnipräsent mit ihren orangen Ballonen und Fahnen. Der Bezug zu den Oranje-Fans während der EM war bewusst gewollt – CVP-Politik als massentaugliche Fun-Kultur. «Sagen Sie Ja zur Personenfreizügigkeit», wiederholte CVP-Star Leuthard dann auch noch von der Bundesplatz-Bühne aus, um so etwas Propaganda im rockigen Gewand zu betreiben. Über Musik sei ja schon immer Politisches vermittelt worden, sagt dazu CVP-Generalsekretär Reto Nause.
Allerdings: Wegen der CVP und Doris Leuthard alleine waren die Leute nicht gekommen. Einige standen zufällig da, die anderen wurden wegen Hauptsänger Baschi angelockt. Und einige wussten schon gar nicht, wer die CVP ist. Ob's gelang, die Botschaft via Konzert rüberzubringen, ist deshalb eine andere Frage. «Aber auch wenn die Leute nur Spass haben, ist das ja auch gut», sagte am Rande des Anlasses Grünliberalen-Präsident Martin Bäumle, der sich vom «penetranten» Orange der CVP aber gleichwohl etwas überrascht zeigte.
Am Rockkonzert zugegen war auch der 82jährige Alexander Höchli, von 1978 bis 1992 CVP-Regierungsrat in Obwalden. Er sei zwar mehr ein Volksmusik-Fan. Doch selbst der kürzlich verstorbene Ruedi Rymann (Schacher-Sepp) sei nie stur gegen alles Neue und Ausländische gewesen.
Marcello Odermatt, Bern