Ratgeber
Wie fälle ich eine Entscheidung? Zehn Strategien, wie Sie mit Optionen umgehen

Jeden Tag haben wir Entscheidungen zu treffen. Von kleinen Fragen wie «Was esse ich heute zu Mittag?» bis zu grossen Fragen wie «Soll ich meinen Job künden?». Doch was, wenn man sich damit schwertut? Wir haben Strategien gesammelt.

Ruben Schönenberger Jetzt kommentieren
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Welche Abzweigung soll ich nehmen? Entscheidungen fallen uns nicht immer leicht.

Welche Abzweigung soll ich nehmen? Entscheidungen fallen uns nicht immer leicht.

Illustration: Getty

Münzwurf: Nicht das, was Sie denken

Vielleicht kommt es tatsächlich mal vor, dass es Ihnen völlig egal ist, wie eine Entscheidung ausgeht. Also nehmen Sie eine Münze, werfen sie hoch und sagen sich: «Bei Kopf entscheide ich mich für A, bei Zahl für B.»

Doch in den allermeisten Fällen werden Sie nach dem Münzwurf merken, dass Sie eben doch nicht beide Möglichkeiten gleich gut finden. Wenn Sie A machen müssten und nun merken, dass Ihnen B besser gefällt, entscheiden Sie sich für B. Wenn Sie zufrieden sind mit dem Resultat des Münzwurfs, bleiben Sie dabei.

Pro- und Contra-Liste: Der Klassiker

Eine der bekanntesten Entscheidungshilfen: Listen Sie alle Vor- und Nachteile der möglichen Optionen auf. Vermeiden Sie dabei aber, nur auf die Anzahl Einträge abzustellen. Ein wirklich grosses Pro kann unter Umständen auch fünf Einträge auf der Contra-Seite aufwiegen.

Manchmal können Sie beim Erstellen und Auswerten der Liste zudem etwas ganz Ähnliches feststellen, was wir beim Münzwurf oben schon gesehen haben: Wenn Sie merken, dass Sie auf der Pro-Seite Einträge sehr stark gewichten, die nur von einer Option überhaupt erfüllt werden können, kann das ein starkes Indiz sein, dass es sich dabei um die von Ihnen sowieso präferierte Option handelt.

Pro-Liste: Nur Positives betrachten

Vielleicht hilft es Ihnen, sich nur auf die guten Punkte aller Optionen zu beschränken. Notieren Sie sich die Vorteile aller zur Auswahl stehenden Entscheidungswege und schauen Sie, wo am meisten (alternativ: die gewichtigsten) Vorteile zusammenkommen.

Der Nachteil dieser Entscheidfindung: Potenziell auswirkungsreiche Nachteile werden ignoriert. Weil wir diese aber sonst oft zu hoch gewichten, kann das sogar gut sein. Die Strategie eignet sich aber sicher insbesondere dann, wenn Sie zwischen Möglichkeiten auswählen müssen, die alle gut sind.

Matrix: Per Kriterienraster zur Entscheidung

Eine etwas elaboriertere Form der Liste ist eine Matrix. Überlegen Sie sich zuerst, welche Kriterien Ihnen wichtig sind. Bewerten Sie die Optionen dann nach diesen Kriterien. Die jeweils beste Option erhält eine 1, die zweitbeste eine 2 und so weiter. Zum Schluss errechnen sie für jede Option den Durchschnitt dieser Zahlen. Der tiefste Wert gewinnt. Diese Variante bietet sich an, wenn Sie für die Entscheidung viele verschiedene Gesichtspunkte beachten möchten.

Das Wettkampfsystem: Zum Ziel durch K. o.

Wenn Sie eine Vielzahl an Möglichkeiten haben und gewissermassen vor lauter Entscheidungen das Ziel nicht mehr sehen, lassen Sie immer nur zwei Optionen gegeneinander antreten. Die bessere Option bleibt jeweils im Rennen und tritt gegen die nächste an. Zum Schluss bleibt eine Option übrig.

Zerlegen: Kleinere Entscheidungen fallen leichter

Vielleicht hilft es Ihnen, die ganz grosse Frage erst in viele kleine Fragen zu zerlegen. Diese lassen sich meist einfacher beantworten und führen Sie gewissermassen mit kleinen Schritten zum Ziel.

Perspektive wechseln: Was würden Sie jemandem raten?

Entscheidungen sind oft auch gerade deshalb schwierig, weil sie die eigene Person betreffen. Anderen Tipps zu geben, fällt uns meist leichter, als diese selbst umzusetzen. Versuchen Sie deshalb, eine Entscheidung nicht für sich zu fällen, sondern sich vorzustellen, ein Freund oder Freundin stünde vor genau dieser Entscheidung. Was würden Sie ihm oder ihr raten?

Zeitliche Distanz: Was halten Sie später von Ihrer Entscheidung?

Manchmal machen wir uns schlicht zu viele Gedanken. Mit Sicherheit können Sie sich an Entscheidungen erinnern, über die Sie stundenlang gebrütet haben, die Sie aber schon zehn Tage später nicht mehr so bedeutend fanden.

Machen Sie sich das schon im Vorhinein zu Nutze. Überlegen Sie sich, wie Sie auf die zu fällende Entscheidung vermutlich in einigen Stunden, Tagen, Wochen, Monaten oder gar Jahren zurückschauen. Verliert die Entscheidung an Bedeutung? Wenn ja, ist das ein Zeichen, dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, wie Sie sich entscheiden.

Gut ist gut genug: Die beste Lösung gibt es nicht

Wenn Sie eine Lösung gefunden haben, die Ihnen zusagt, zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, ob es noch bessere Lösungen gäbe. Bei fast allen Entscheidungen könnten Sie getrost davon ausgehen, dass es zwar noch bessere Varianten gäbe, dass es aber auch keinen grossen Unterschied macht, welche der guten Varianten Sie wählen.

Und, viel wichtiger: dass Sie die Suche nach der perfekten Entscheidung überfordern und deshalb nicht glücklich machen würde. Wenn Sie eine Option gefunden haben, die Sie gut finden, hören Sie auf, nach besseren zu suchen.

Intuition: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl

Zum Schluss die zugegeben schwammigste Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen. Hören Sie ganz einfach auf Ihr Bauchgefühl. So unwissenschaftlich das klingen mag, so haben doch etliche Studien bewiesen, dass intuitiv gefällte Entscheidungen oft völlig ausreichend sind.

Wenn Sie sich darauf nicht verlassen möchten: Gehen Sie gedanklich davon aus, Sie hätten sich schon entschieden und würden nun mit den Konsequenzen leben. Vielleicht ist es sogar eine Entscheidung, die sich tatsächlich schon gewissermassen befristet umsetzen lässt. Wie hätte sich Ihr Leben dann entwickelt?

Warum Intuition sowieso nicht schlecht sein muss, erklärt Renato Frey, Professor an der Universität Zürich, hier.

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