PROMINENTER KANDIDAT
Ueli Schmezer will in den Nationalrat: Auf den «Mister Kassensturz» warten nun aber verschiedene Hürden

Er ist prominent, aber die Ausgangslage ist nicht gut für Schmezer. Es wäre eine Überraschung, würde er 2023 in den Nationalrat gewählt.

Francesco Benini
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Moderierte von 1996 bis 2021 den «Kassensturz»: Ueli Schmezer.

Moderierte von 1996 bis 2021 den «Kassensturz»: Ueli Schmezer.

Gian Vaitl AZ

Ueli Schmezer ist ein bekanntes Gesicht in der Schweiz – und will 2023 in den Nationalrat. Das hat die SP Bern Ost am Donnerstag mitgeteilt. Der langjährige Moderator des Konsumentenmagazins «Kassensturz» hat aber gleich mehrere Hürden zu bewältigen. Es ist wenig wahrscheinlich, dass ihm die Wahl in die grosse Kammer gelingt.

Die SP ist nicht in Form; sie schneidet in Wahlumfragen schlecht ab. Die Berner SP, die 2019 zwei von sechs Sitzen einbüsste, will ein Mandat hinzugewinnen. Dafür braucht es einen Aufwärtstrend. Der ist bisher aber nicht zu erkennen.

Die Männerliste ist nicht populär in der Berner SP

Eine zusätzliche Erschwernis ist die Männerliste: Auf ihr wurde 2019 nur ein Anwärter gewählt, während die Berner Sozialdemokratinnen drei Sitze holten. Erfolgreich war Matthias Aebischer – wie Schmezer ein vormaliger Mitarbeiter des Schweizer Fernsehens. Aebischer hat sich im Nationalrat seit 2011 mit harter Arbeit etabliert; schon nach zwei Jahren war er Präsident der Bildungskommission. 2023 tritt er noch einmal an. Aebischer holt viele Panaschierstimmen; an ihm wird Schmezer kaum vorbeiziehen.

Einer der Berner Nationalräte, die 2019 abwählt wurden, will es im kommenden Jahr noch einmal versuchen: Adrian Wüthrich, der Präsident der Gewerkschaft Travailsuisse. Er ist für Schmezer ein harter Konkurrent. Und er ist jünger: Wüthrich ist 42, Schmezer 61 Jahre alt. Nach 37 Jahren beim Schweizer Fernsehen arbeitet «Mister Kassensturz» nun als Auftrittscoach und tourt als Musiker durchs Land.

Ein guter Listenplatz ist nicht in Sicht

Erhält Schmezer wenigstens einen vorderen Platz auf der SP-Männerliste? Eher nicht. Nach Matthias Aebischer werden wohl Kandidaten aufgeführt, die sich schon 2019 um einen Sitz beworben haben. Dann folgen neue Anwärter in alphabetischer Reihenfolge. Schmezer würde mit diesem Prozedere weit hinten auf der Liste landen. Die Berner SP will Ende August über das Vorgehen entscheiden.

Prominente Quereinsteiger bringen einer Partei einerseits Aufmerksamkeit. Aber es gibt Politiker, die in lokalen und kantonalen Parlamenten und Behörden tätig sind, den Sprung ins nationale Parlament planen – und plötzlich steht ihnen jemand vor dem Licht, mit dem sie nicht gerechnet haben. In der Berner SP freuen sich nicht alle, dass Ueli Schmezer Politiker werden will.

Eine Hoffnung bleibt ihm: Matthias Aebischer muss 2027 abtreten; in der Berner SP gilt eine Amtszeitbeschränkung von 16 Jahren. Parteiintern hat Aebischer erklärt, dass er wohl nicht mehr eine ganze Legislaturperiode absolvieren werde. Dann rückt ein Mann für ihn nach. Es könnte Ueli Schmezer sein.