Neue Hoffnung für Pokerspieler

Seit knapp zwei Jahren sind Pokerturniere mit Geldeinsatz ausserhalb der Casinos verboten. Pokerspieler und Turnierorganisatoren hoffen nun auf eine Motion der Kommission für Rechtsfragen, die die Turniere legalisieren will.

Dominic Wirth
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Alles nur Glückssache? An Pokerturnieren scheiden sich die Geister. (Bild: ky/Steffen Schmidt)

Alles nur Glückssache? An Pokerturnieren scheiden sich die Geister. (Bild: ky/Steffen Schmidt)

BERN. Es war ein Urteil, das auf einen Schlag eine boomende Branche lahmlegte: Im Mai 2010 entschied das Bundesgericht, dass Pokerturniere künftig nur noch in konzessionierten Spielbanken organisiert werden dürfen. Das Gericht kam zum Schluss, dass Pokerturniere nicht in erster Linie durch Geschicklichkeit entschieden würden – und deshalb nur in Casinos erlaubt seien. Im ganzen Land mussten daraufhin Pokerclubs ihre Tore schliessen. Auch in der Ostschweiz waren mehrere Anbieter vom Urteil betroffen.

«Völliger Schwachsinn»

Sepp Manser, der Betreiber von ps-Poker, erinnert sich: «Das Urteil kam sehr überraschend, wir hatten überhaupt nicht damit gerechnet.» Manser organisierte im Raum St. Gallen seit 2008 Poker-turniere. Über 20 Angestellte arbeiteten zum Zeitpunkt des Urteils für ihn, vor allem als Kartengeber. Nach dem Urteil musste Manser seine Tische einlagern. Ihm blieb die Hoffnung, sie dereinst wieder für Pokerturniere aufbauen zu können. Nun könnte sich dieser Wunsch erfüllen: Heute wird im Nationalrat eine Motion der Kommission für Rechtsfragen behandelt, die auch ausserhalb der Spielbanken Pokerturniere «mit kleinem Einsatz und Gewinn» erlauben will.

Manser hofft, dass die Motion vom Nationalrat angenommen wird. Bis heute ärgert ihn das Urteil des Bundesgerichts. «Völliger Schwachsinn» sei das gewesen. «Pokerturniere sind keine Glücksspiele, schon gar nicht überwiegend. Vielleicht 20 bis 30 Prozent hängen davon ab.»

Stefan Huber teilt diese Ansicht. Der St. Galler reist als Pokerprofi um die Welt. Er gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Turnierspielern. Im vergangenen Jahr gewann Huber beim Main Event der World Series in Las Vegas, dem grössten Pokerturnier der Welt, auf einen Schlag 160 000 Dollar. «Kurzfristig ist Poker ein Glücksspiel. Aber je öfter man spielt, je grösser also die Anzahl der Turniere wird, desto häufiger entscheidet die Geschicklichkeit», sagt Huber.

Casino-Verband wehrt sich

Beim Schweizer Casino-Verband beurteilt man dies anders: «Das Glück ist wichtiger als die Geschicklichkeit», sagt Geschäftsführer Marc Friedrich. Der Casino-Verband ist die treibende Kraft im Kampf gegen die Legalisierung, und Friedrich begründet dies vor allem mit dem Schutz der Spieler: «Wenn die Turniere legalisiert werden, wird die Zahl der Spielsüchtigen zunehmen.» Es gehe nicht an, dass die Casinos Leute mit Suchtproblemen aussperren müssten und diese dann ausserhalb der Casinos an Turnieren teilnehmen könnten.

SVP-Nationalrat Lukas Reimann, der sich seit längerem für eine Legalisierung einsetzt, ortet andere Motive für die Haltung des Casino-Verbandes: «Den Casinos geht es nicht um Suchtprävention. Sie wollen Spieler in ihre Casinos locken, die dann nicht nur Poker spielen, sondern sich auch an den Roulettetisch setzen.» Dort sei für die Casinos Geld zu verdienen.

Online als Alternative

Für Reimann hat das Bundesgerichtsurteil die Pokerspieler nicht geschützt, sondern an Orte getrieben, an denen der Staat keinen Zugriff mehr hat: «Viele spielen nun online oder im Ausland. Man hat ein beliebtes Hobby kriminalisiert. Das Verbot ist unverhältnismässig. Sogar Suchtexperten sind für eine Legalisierung.»

Weil die Motion in der Kommission für Rechtsfragen ohne Gegenstimme angenommen wurde, ist Reimann optimistisch, dass die Motion auch vom Nationalrat befürwortet wird – obwohl der Bundesrat eine Ablehnung empfiehlt und der Casino-Verband «natürlich lobbyiert für seine Haltung».