Die SRG SSR und die privaten Medienunternehmen sollten laut einer Studie verstärkt zusammenarbeiten. Davon könnten beide Seiten und auch das Publikum profitieren, schreiben die Autoren. Die Werbeallianz von SRG mit Ringier und Swisscom beurteilen sie allerdings kritisch.
Beispiele aus dem Ausland zeigten, dass diverse Kooperationsformen funktionieren könnten, schreiben die Medienwissenschaftler Stephan Russ-Mohl und Stephanie Grubenmann von der Universität der italienischen Schweiz (USI) in der am Freitag veröffentlichten Studie «Zusammenarbeit statt Konkurrenz». Sie wurde im Auftrag des Verbands Schweizer Medien verfasst.
Die Autoren führten Gespräche mit Personen aus der Medienbranche, unter anderem mit den Chefredaktoren mehrerer Zeitungen. Ihr Fazit: Die Bereitschaft zur Kooperation privater Medienakteure mit der SRG ist grösser als erwartet.
Und nach Ansicht der Autoren würde sich eine engere Zusammenarbeit durchaus lohnen. Es seien «Win-win-win-Situationen» denkbar - Synergieeffekte, von denen private Medienanbieter, die SRG und auch das Medienpublikum profitieren würden.
Für befristete Projekte
Die Autoren rufen daher zum Experimentieren auf. Sie plädieren für zeitlich befristete, möglichst vielfältige Pilotprojekte, die vor allem kleineren Medienunternehmen und Start-Ups zugutekommen sollten. Insoweit sei die Werbeallianz mit Ringier und Swisscom das falsche Signal.
Grosse Kooperationen würden zwangsläufig zur Kartellisierung und damit auch zur Zementierung von Strukturen führen, heisst es in der Studie. Längerfristige Kooperationen müssten so ausgestaltet werden, dass insbesondere kleine Wettbewerber nicht benachteiligt würden.
SRG-Archiv weitgehend öffnen
Konkret schlagen die Autoren unter anderem vor, eine weitreichende Öffnung des SRG-Archivs zu prüfen. Zudem sollte für mehrere Monate mit einer Plattform experimentiert werden, auf der SRG-Beiträge und -Sendungen unmittelbar nach deren Ausstrahlung zur Zweitverwertung abgerufen werden können.
SRG-Generaldirektor Roger de Weck hatte Anfang Jahr den Verlegern elf Vorschläge zur Zusammenarbeit unterbreitet, darunter auch das Angebot, aktuelle Videos zur Verfügung zu stellen. Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument kritisierte damals allerdings, die Vorschläge enthielten wenig Neues und seien sehr vage.
Schwierige Ausgangslage
Vor dem Hintergrund der Grabenkämpfe zwischen privaten Medienhäusern und dem Schweizer Radio und Fernsehen zweifeln auch die Autoren, ob eine engere Zusammenarbeit tatsächlich gelingen wird. «Unter den derzeitigen klimatischen Bedingungen» seien die Barrieren für Kooperationen hoch, heisst es in der 70-seitigen Studie.
Kooperationen könnten sich jedoch als das kleiner Übel zu einem «mörderischen Verdrängungswettbewerb» erweisen. Und für die SRG wären Kooperationen laut den Autoren ein guter Weg, zunehmendem politischen Druck zu begegnen.
«Gravierender Geburtsfehler»
Auch die Studie selbst ist zwischen die Frontlinien geraten - und hat darum laut den Autoren einen «gravierenden Geburtsfehler»: Die SRG beteiligte sich nicht daran. Die Autoren durften die SRG-Mitarbeitenden nicht befragen, sondern konnten nur ein Interview mit Generaldirektor Roger de Weck führen.
Die SRG kritisierte am Freitag in einer Stellungnahme, die Vorgehensweise des Verbands Schweizer Medien sei «suboptimal» gewesen. Die Studie sei ohne Rücksprache mit der SRG in Auftrag gegeben worden; erst im Nachhinein sei sie zur Teilnahme und Mitfinanzierung aufgefordert worden.
Die SRG sei sehr offen für Kooperationen - und pflege teils seit Jahren eine Vielzahl davon. Auch die Werbeplattform Admeira sei offen für eine kommerzielle Zusammenarbeit mit weiteren Teilnehmenden, hielt die SRG erneut fest. Sie zeigte sich bereit, an einer neuen Kooperationsstudie teilzunehmen - sofern beide Seiten den Auftrag gemeinsam definieren. (sda)