MARC WALDER: Vom Mitspieler zum Mitverleger

Der CEO der Ringier AG übernimmt 10 Prozent seines Arbeitgebers. Der einstige Tennisprofi wird damit die Schweizer Medienlandschaft noch stärker prägen.

Raphael Bühlmann
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Zugegeben, Ende der 80erJahre fielen die sportlichen Erfolge eines gewissen Marc Walder aus der Sicht einer mittlerweile verwöhnten Tennisnation eher bescheiden aus. In den acht Jahren als Profi reichte es dem Ostschweizer gerade zur Nummer 575 der ATP-Weltrangliste und einem erspielten Preisgeld von 9063 Dollar. Dass es weder mit Grand-Slam-Titel oder hoch­dotierten Sponsorenverträgen etwas geworden ist, dürfte Marc Walder aus heutiger Sicht verkraftbar sein. Denn sein wahres Talent offenbarte sich erst nach seiner Zeit als Tennisprofi.

Seit Walder zu Beginn der 90er-Jahre das Tennisracket gegen den Schreibstift tauschte, kennt seine Karrierekurve einen ähnlichen Verlauf wie die des Roger Federer. Nach dem Besuch der Ringier-Journalistenschule wechselte Walder zur Blick-Gruppe, wo er unter anderem stellvertretender Chefredaktor des «Sonntagsblicks» und Sportchef der Blick-Gruppe war. Im Jahr 2000 wurde er zum Chefredaktor der grössten Schweizer Zeitschrift «Schweizer Illustrierte» ernannt.

Ab 2007 amtete Marc Walder als Chefredaktor des «Sonntagsblicks» und übernahm darüber hinaus die publizistische Leitung der Blick-Gruppe. 2008 absolvierte er das Advanced Executive Management Program der Harvard Business School in Boston und wurde im September CEO von Ringier Schweiz und Deutschland und Mitglied der Ringier-Konzernleitung. Im April 2012 hat Marc Walder als CEO der Ringier AG den Vorsitz des Group Executive Boards übernommen.

Ferner amtet er unter anderem als Verwaltungsratspräsident der Scout24 Schweiz AG sowie als Verwaltungsratsvizepräsident der Jobcloud AG und ist Mitglied im Beirat des Fifa-­Museums.

Nun erfolgt ein weiterer Höhepunkt in der beruflichen Karriere des Medienmanagers. Wie Ringier gestern mitteilte, übernimmt der 52-Jährige nebst seiner Funktion als CEO auch 10 Prozent der Ringier-Anteile. Diese stammen zu gleichen Teilen aus dem Besitz der drei Familienstämme des Unternehmens. Wie der Konzern gestern ebenfalls bekanntgab, ist er designierter Nachfolger von Michael Ringier als Verwaltungsratspräsident.

Ringier ist heute ein international operierendes Unternehmen. 6500 Mitarbeitende sind in den Bereichen Print, TV, Radio, Online und Mobile und im Druck-, Entertainment- und Internet-Geschäft tätig. Mit insgesamt 120 Zeitungen und Magazinen, rund 70 Portalen und über 40 mobilen Applikationen erreicht der Konzern nach eigenen Angaben über drei Millionen Leser pro Woche. Viel Einfluss auf die Entwicklung der hiesigen Medienszene für Marc Walder also. Auf jeden Fall mehr, als er auf die internationale Tenniswelt hatte.

Raphael Bühlmann