Lieber Vater als Bundesrat: Auch Pirmin Bischof verzichtet auf Kandidatur

Eine weitere Absage: Mit CVP-Ständerat Pirmin Bischof verzichtet der zweite Jungvater auf eine Kandidatur.

Roger Braun
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Pirmin Bischof, CVP-Ständerat des Kantons Solothurn. (Bild: Keystone)

Pirmin Bischof, CVP-Ständerat des Kantons Solothurn. (Bild: Keystone)

Lange hatte er gezögert, nun kommt doch die Absage. Der Solothurner CVP-Ständerat Pirmin Bischof verzichtet auf eine Bundesratskandidatur. Das Amt hätte ihn zwar gereizt, teilte er am Freitag mit. Doch: «Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass meine Aufgabe als (hoffentlich) guter Vater von zwei kleinen Töchtern sich nur schwer mit der zeitlich stark fremdbestimmten Tätigkeit als Bundesrat verträgt.» Der 59-Jährige hat vor drei Jahre geheiratet und ist Vater einer drei- und einer halbjährigen Tochter.

Bischof ist nicht der erste, der seinen Verzicht auf eine Kandidatur mit der Familie begründet. Vor gut zwei Wochen hatte sich der Ausserrhoder FDP-Ständerat Andrea Caroni mit derselben Erklärung aus dem Rennen genommen. «Dieses Amt ist allumfassend», schrieb der 38-Jährige damals. «Daher könnte ich nicht gleichzeitig meinen beiden kleinen Kindern (2 und 4) ein guter Vater sein und dem Land ein guter Bundesrat.»

Jungvater-Duell bei den Sozialdemokraten

Vor nicht allzu langer Zeit war das anders. Als die SP im Jahr 2011 eine Nachfolge für Micheline Calmy-Rey suchte, traten für die SP gleich zwei Väter kleiner Kinder an: der heutige Bundesrat Alain Berset sowie der Waadtländer Regierungsrat Pierre-Yves Maillard. Bersets Kinder waren 4, 6 und 8 Jahre alt; Maillards Nachwuchs 2 und 4 Jahre. Von den Medien auf das Thema angesprochen, beriefen sich beide auf die Privatsphäre. Man wolle lieber über politische Inhalte sprechen, sagten sie.

Die Diskussion, ob es für einen Jungvater opportun ist, sich einem Arbeitspensum eines Bundesrats auszusetzen, ist relativ neu. Das mag einerseits mit einem gewandelten Vaterverständnis zusammenhängen, andererseits gab es früher auch weniger Kandidaten mit Kleinkindern. In der jüngeren Vergangenheit war Berset der einzige Jungvater im Bundesrat. Ob Moritz Leuenberger, Joseph Deiss, Hans-Rudolf Merz, Christoph Blocher, Samuel Schmid oder Didier Burkhalter: Sie alle haben mehrere Kinder, doch diese waren beim Amtsantritt ihrer Väter bereits 18 Jahre alt oder älter. Von den amtierenden Bundesräten bildet Ueli Maurer die Ausnahme. Sein jüngster Sohn war elf Jahre alt, als er in den Bundesrat gewählt wurde.

Noch gar nie gab es eine Bundesrätin mit schulpflichtigen Kindern. Ruth Dreifuss, Rutz Metzler, Doris Leuthard und Simonetta Sommaruga sind kinderlos; die Kinder von Elisabeth Kopp, Micheline Calmy-Rey und Eveline Widmer-Schlumpf waren bei deren Wahl bereits volljährig. Daran dürfte sich auch am 5. Dezember nichts ändern. FDP-Kandidatin Karin Keller-Sutter wie auch die CVP-Kandidatin Heidi Z'graggen sind kinderlos, CVP-Kandidatin Elisabeth Schneider-Schneiter hat zwei Kinder, welche die obligatorische Schulzeit bereits erfüllt haben.*

Zuletzt hatte es FDP-Nationalrätin Moret als Mutter jüngerer Kinder (6 und 11 Jahre) versucht – und im vergangenen Jahr eine landesweite Debatte ausgelöst, ob dies eine Mutter darf. Im Vergleich zu Berset, Bischof und Caroni gab es allerdings einen entscheidenden Unterschied. Moret war alleinerziehend. Und sie war in einen laufenden Sorgerechtsstreit vor Gericht verstrickt.

*Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hiess es fälschlicherweise, Elisabeth Schneider-Schneiter sei kinderlos.