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Jonas Kampus vom Klimastreik Schweiz verrät, was in nächster Zeit zu erwarten ist und spricht über Radikalität.
Während der Herbstsession besetzten verschiedene Gruppen der Klimabewegung den Bundesplatz. Sie setzten ihr Anliegen einer radikalen Reduzierung der Treibhausgase auf die Agenda. In der aktuellen Session dominiert nun wieder das Dauerthema Corona.
Ist die Klimabewegung erlahmt? Gemäss «Blick» will sie im Sommer noch spektakulärer in Erscheinung treten als vergangenen Herbst. Was steckt dahinter? Jonas Kampus, 19, vom Klimastreik Schweiz gibt Antworten.
Herr Kampus, es war nun etwas ruhiger um den Klimastreik, nun stehen die nächsten Aktionen an. Nach der spektakulären Bundesplatzbesetzung fragt man sich nun: Was passiert am 19. März?
Der 19. März ist ein globaler Streiktag. Es wird im ganzen Land Sitzstreiks geben, wobei man sich zu zweit irgendwo hinsetzt. Man verteilt sich, ist aber doch als Gruppe präsent. Die Aktion gliedert sich ein in den internationalen Streiktag unter dem Motto: «Keine leeren Versprechungen».
Was heisst da leere Versprechungen? Unter dem Druck der Umweltbewegung verabschiedete das Parlament ein CO2-Gesetz mit Klimaschutzzielen.
Der CO2-Gesetz ist ein winziger, winziger Schritt. Die Klimawissenschaft sagt klar: Das wird nicht reichen für das Ziel, dass sich die Erdatmosphäre weniger als 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erwärmt. Nach einem Jahr Pandemie sind die CO2-Emissionen bereits wieder höher als im Vorjahr. Die ökologische Wende ist nicht eingetroffen. Laut dem UNO-Emission-Gap-Report waren die staatlichen Corona-Investitionen klar nicht klimafreundlich. Die Corona-Gelder flossen mehrheitlich in nicht-erneuerbare Energie. In der Schweiz hat man zum Beispiel die Swiss gerettet ohne ökologische Auflagen. Die Manager zahlen sich Bonis aus, während die Arbeitenden einen Hungerlohn erhält. Das ist eine Frechheit.
Wer wird denn blockiert mit Ihrem Sitzstreik?
Nicht jede kleine Aktion von uns ist ziviler Ungehorsam. Die Idee ist, dass wir wahrgenommen werden und dies geschieht am besten an einem zentralen Ort.
Am 21. Mai rufen Sie zum «Strike for Future» auf. Was ist dann zu erwarten? Wird wieder demonstriert?
Es wäre schön, wenn wir wieder mit vielen Menschen auf die Strasse könnten. Wenn es die Corona-Lage zulässt, machen wir auch eine Demonstration Das Ziel ist es, mit ganz vielen Organisationen, wie zum Beispiel den Gewerkschaften, zusammenzuarbeiten. Der Streiktag soll in der ganzen Schweiz stattfinden und dafür gründen wir zur Zeit Regionalgruppen. Es gibt davon schon über 100.
Der «Blick» berichtete davon, dass es eine Aktion geben soll, die noch spektakulärer sein soll als die Besetzung des Bundesplatzes. Wann wird das sein?
Es kann sehr gut sein, dass so etwas diesen Sommer stattfindet. Ich kann noch nichts Genaues sagen. Den Klimastreik gibt es nun seit mehr als zwei Jahren. Wir haben die grössten Demonstration der Schweizer Geschichte organisiert. Das hat aber sehr wenig bewirkt auf der politischen Ebene. Letztes Jahr haben so viele Leute wegen Corona gelitten, gleichzeitig wurden Menschen wie Jeff Bezos, Elon Musk oder Christoph Blocher noch reicher. Die Reichen sind auch diejenigen, die am meisten CO2-Emissionen zu verantworten haben. Gegen diese Tatsache wird sich die Aktion richten. Wir werden dort sein, wo die Emissionen verursacht werden und unsere Aktion wird der Dringlichkeit angemessenen sein.
Die Banken sollen wegen Protestaktionen ihr Sicherheitskonzept angepasst haben. Wie radikal darf Klimaaktivismus sein?
Radikal bedeutet ja, «an der Wurzel anpacken». Also bedeutet es, man geht dorthin, wo das CO2 verursacht wird. Es geht darum, die Klimaziele zu erreichen. Klimaziele, welche die Schweiz im Pariser Abkommen unterschrieben hat. Wir pochen also eigentlich nur darauf, dass sich die Politik an die eigenen Entscheidungen halten. Das tun sie aber offensichtlich nicht, darum handeln wir selbst.
Wo ist die Grenze in einer Aktion?
Wir haben einen Aktionskonsens welcher besagt, dass alle Aktionen gewaltfrei sind. Wir tolerieren keine Gewalt gegen jegliche Lebewesen. Ich möchte betonen, dass unsere Demonstrationen und Blockaden, wie zum Beispiel diese auf dem Bundesplatz, absolut friedlich waren. Sachbeschädigung sollten möglichst vermieden werden.
«Man sollte aber eine mit Fingerfarbe markierte Bankfassade nicht überbewerten.»
Sie stehen in keinem Verhältnis zu den durch die Klimakrise verursachten Toten. Schweizer Banken und Konzerne sind mitverantwortlich für dieses Leid und diese Gewalt. Dagegen wehren wir uns.