FDP lehnt zwei-wöchigen Vaterschaftsurlaub ab

Das Nein der Parteileitung ist nicht kategorisch. Sie zieht aber eine gemeinsame Elternzeit vor und erklärt andere Wege zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Anna Wanner
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Die FDP hat im Sommer alle überrascht: Die Fraktion hat sich zu einer bezahlten Elternzeit à 16 Wochen durchgerungen. Das war ein klarer Schritt, ein Bekenntnis, dass die heutigen 14 Wochen Mutterschaftsurlaub nicht genügen.

Der Entscheid war deshalb spektakulär, weil der Bundesrat – mit kräftiger Unterstützung der beiden FDP-Magistrate – nur kurz vorher ein ähnliches Projekt abgelehnt hatte: Es handelte sich um den Gegenvorschlag zur Initiative für einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub, einen Kompromiss, der zwei Wochen Vaterschaftsurlaub vorsah.

Nun hat das Parlament einen neuen Anlauf genommen und den Gegenvorschlag zur Initiative wiederbelebt: Anstatt des heutigen freien Tags, den Väter bei der Geburt eines Kindes beziehen können, sollen sie künftig über zehn freie Tage verfügen können. Für SP und Grüne ist das zu wenig, sie fordern mindestens acht Wochen. EVP und BDP befürworten die Forderung der Initianten nach einem vier-wöchigen Vaterschaftsurlaub. Zusammen mit GLP und CVP unterstützen sie alle den Gegenvorschlag von zwei Wochen, der rund 200 Millionen Franken pro Jahr kostet und über die Erwerbsersatzordnung finanziert werden soll.

Die SVP und die Wirtschaftsverbände wehren sich gegen jeden Ausbau.

Unerwarteter Entscheid der FDP

Die FDP hat sich bei der Vernehmlassung etwas mehr Zeit gelassen, und überrascht nun nochmals: Sie lehnt einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub ab.

Das Nein ist allerdings nicht kategorisch. In der Vernehmlassungsantwort erklärt die Partei, dass eine 16-wöchige Elternzeit „vorteilhafter“ sei. Eltern sollen sich frei organisieren können: Von den 16 Wochen gehörten zwar acht fix der Mutter, die restlichen acht könnten sich die Eltern aber teilen. Falls diese sich nicht einigen können, bliebe es bei 14 Wochen für die Mutter. Der Vater hätte statt eines einzelnen Tages immerhin zwei Wochen.

Die Partei lässt offen, ob sie einem Elternzeit-Modell, das gleich viel kostet wie der Gegenvorschlag, zustimmen würde. Klar ist, dass die FDP zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch andere Prioritäten setzt: Da ist zum einen die Höhe des Fremdbetreuungsabzugs. Heute können Eltern von der Bundessteuer maximal 10100 Franken pro Jahr für Fremdbetreuung abziehen. Neu sollen es 25000 Franken sein. Über dieses Begehren bestimmt der Nationalrat am 12. März.

Zudem fordert sie eine Lockerung des Arbeitsrechts: Eltern soll es ermöglicht werden, von zu Hause aus zu arbeiten. Homeoffice sei für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie langfristig zielführender, weil die Eltern über längere Zeit von flexiblen Arbeitsstrukturen profitieren könnten, so die FDP. Die Parteien haben noch Zeit, sich zu finden: Die Vorlage kommt wohl frühestens im Herbst ins Parlament.