«Ein Scheitern wäre desaströs»

BAV-Chef Peter Füglistaler erklärt, warum die Passagiere mehr zahlen müssen. Ohne weitere neue Einnahmenquellen sei kein Ausbau der Bahn mehr möglich.

Drucken
Peter Füglistaller Direktor Bundesamt für Verkehr (BAV) (Bild: pd)

Peter Füglistaller Direktor Bundesamt für Verkehr (BAV) (Bild: pd)

Herr Füglistaler, das Bahnfahren in der Schweiz wird teurer, weil der Bundesrat die Gebühren für die Benutzung der Schienen erhöht hat. Was sagen Sie zur neusten Tarifrunde?

Peter Füglistaler: Zur jüngsten Tarifrunde ist es nicht wegen des Bundesrats gekommen. Der Bund hat festgestellt, dass die bisherigen Trassenpreise nicht mehr die Kosten für den Unterhalt- und die Erneuerung des Bahnnetzes deckten, wie es das Gesetz verlangt. Er hat somit nur einen gesetzlich vorgeschriebenen Zustand wieder hergestellt. Ursache der höheren Kosten ist der enorme Mehrverkehr auf der Schiene in den letzten Jahren.

Die Bahnen überwälzen die höheren Preise für die Benutzung der Schienen nicht vollständig auf die Kunden. Sind Sie damit zufrieden?

Füglistaler: Ja, wir haben dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) geraten, einen Teil der höheren Gebühren mit Effizienzsteigerungen selber aufzufangen. Und daran hat sich der VöV denn auch weitgehend gehalten.

Abos wie das GA haben in den letzten Jahren bereits mehrmals aufgeschlagen. Wann ist die Schmerzgrenze erreicht?

Füglistaler: Das GA ist bis heute sehr günstig und deckt die Kosten der Transportunternehmungen bei weitem nicht. Die Zuwachsraten bei diesem Abonnement sind seit Jahren gross. Das zeigt, dass in diesem Segment noch preislicher Spielraum gegen oben besteht.

Die Tarifrunde bringt auch Unternehmen wie Postauto Schweiz, die nicht von den höheren Gebühren des Bundes betroffen sind, Mehreinnahmen. Was erwarten Sie von diesen Betrieben?

Füglistaler: Im subventionierten regionalen Personenverkehr ist der Bund zusammen mit den Kantonen für die Abgeltungen der nicht gedeckten Kosten zuständig. Wir berücksichtigen dies bei der nächsten Bestellrunde.

Die restlichen Pfeiler der neuen Bahnfinanzierung wie etwa der höhere Bundesbeitrag müssen erst durch das Parlament. Wieso haben Sie mit der Erhöhung der Gebühren für die Schienen nicht zugewartet?

Füglistaler: Das Gesetz verlangt, dass die Gebühren für die Nutzung der Schienen kostendeckend sind. Weil dies nicht mehr der Fall war, konnten wir mit der Erhöhung auch nicht länger zuwarten.

Wenn die neue Bahnfinanzierung vom Parlament versenkt wird, besteht doch die Gefahr, dass die Kunden letztlich allein die Zeche zahlen.

Füglistaler: Die neue Bahnfinanzierung ist eine sehr wichtige Vorlage für die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Ein Scheitern im Parlament wäre ein Desaster. Deshalb wage ich mir auch nicht vorzustellen, dass es soweit kommt. Denn mit den bereits beschlossenen Massnahmen ist allein der Substanzerhalt der Schienen, Brücken und Tunnels gedeckt. Ohne die zusätzlichen Einnahmequellen ist an einen weiteren Ausbau nicht zu denken.

Interview: Tobias Gafafer, Bern