SP-Fraktionschef Andy Tschümperlin (SZ) will eine Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Kroatien nur mittragen, wenn die Bevölkerung nicht das Nachsehen hat. Er verteidigt zudem das Powerplay seiner Partei um das Fatca-Abkommen.
Andy Tschümperlin: Wir haben Fragen, keine Vorbehalte. Wir haben es hier mit einem imperialistischen Akt der USA zu tun, welcher einen einseitigen Informationsaustausch fordert. Ob wir das gutheissen, werden wir im Sommer definitiv entscheiden.
Tschümperlin: Für uns ist nicht nachvollziehbar, weshalb der Bundesrat nicht auf einen gegenseitigen automatischen Austausch setzt. Ein solcher wird auch mit der EU wieder auf den Tisch kommen. Die Europäer werden fragen: Wieso gesteht ihr den USA etwas zu, was ihr uns sogar bei Gegenseitigkeit verweigert?
Tschümperlin: Darum geht es uns nicht. Die SP hat einfach auf die Punkte hingewiesen, die zeigen, dass die bundesrätliche Politik inkohärent und nicht zukunftweisend ist. Natürlich machen die USA gegenüber einem kleinen Staat eine klare Ansage. Da haben wir nicht viel zu hüsteln, müssen aber trotzdem mit einer klaren Strategie agieren.
Tschümperlin: Die Bevölkerung muss die Personenfreizügigkeit mittragen. Spürt sie keine Vorteile mehr, ist sie dazu nicht mehr bereit. In grossen Städten droht die Stimmung zu kippen: Es fehlt günstiger Wohnraum, und die Menschen fürchten aufgrund der Zuwanderung steigenden Lohndruck. Wenn keine wirkungsvolle flankierenden Massnahmen definiert und umgesetzt werden, profitiert nur eine Minderheit – das wird die SP nicht mittragen.
Tschümperlin: Die Ventilklausel wirkt nur symbolisch. Die Bevölkerung erwartet von uns aber Massnahmen, welche ihre Lebensqualität positiv beeinflussen.
Tschümperlin: . . . Die bürgerlichen Parteien wollen das Thema gar nicht diskutieren, sondern möglichst rasch versenken.
Tschümperlin: Im Gegensatz zur Wirtschaft haben wir keine Millionen zur Verfügung. Wir werden nicht in der Bellevue-Bar, sondern auf der Strasse weibeln. Es wird sich zeigen, ob die Empörung über die Abzockerei anhält und die Bevölkerung bereit ist, konkrete Schritte zu unternehmen. Victorinox hat bei den Löhnen seit Jahren ein Verhältnis von 1 zu 5. Die tiefsten Löhne liegen bei 50 000 Franken. Die Initiative lässt sich also problemlos umsetzen.
Tschümperlin: Dass gewisse Leute die Bestimmungen hintertreiben werden, ist klar. Diese Gefahr darf aber nie ein Argument gegen ein neues Gesetz sein.
Tschümperlin: Nein. Uns geht es gut, weil wir sozialen Frieden, gute Infrastrukturen und gutausgebildete Arbeitskräfte haben. Die Lohn- und Vermögensschere darf nicht weiter auseinanderklaffen.
Topverdiener zahlen Steuern und tragen damit zum Sozialstaat bei.
Tschümperlin: Dank permanenter Steuersenkungen zahlen sie aber immer weniger. Es gibt Regionen, wo diese Strategie den Grundkonsens in Frage stellt. Das sagen inzwischen sogar bürgerliche Regierungsräte – so etwa in meinem Kanton.
Was halten Sie von einem bedingungslosen Grundeinkommen?
Tschümperlin: Das Anliegen ist interessant; wir dürfen unsere sozialpolitischen Errungenschaften aber nicht auf die Schnelle für ein Grundeinkommen aufgegeben.
Tschümperlin: Es macht mir Spass. Dass ich als Vertreter einer Landregion eine grosse, urbane Fraktion leite, ist schon speziell.
Tschümperlin: Früher habe ich junge Menschen auf ihrem Weg begleitet, nun beschäftige ich mich nur mit politischen Belangen. Das ist doch schön: In welchem anderen Land kann ein Lehrer eine solche Funktion erreichen?