Franz Weber, der Vater der Zweitwohnungsinitiative ist tot

Er gilt als der erste Umweltschützer der Schweiz: Franz Weber hat sich während mehr als 50 Jahren für Schutz der Tiere, der Natur und der Landschaft engagiert. Nun ist er im Alter von 91 Jahren gestorben.

Maja Briner
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Franz Weber (rechts) bei einer Aktion im Jahr 1998.

Franz Weber (rechts) bei einer Aktion im Jahr 1998.

«Wenn ich die Landschaft sehe und ihr Friede, kann ich nicht anders, als kämpfen», sagte Franz Weber einmal in einem Interview, als er bereits auf die 90 Jahre zu ging. Während über einem halben Jahrhundert hat er sich für Umwelt und Tiere eingesetzt, er hat Robbenbabys gerettet und den Schutz des Weinbaugebiets Lavaux erreicht.

Sein grösster Erfolg auf nationaler Ebene war die Zweitwohnungsinitiative, die das Stimmvolk 2012 ganz knapp annahm – gegen den Willen von Bundesrat und bürgerlichen Parteien. Damit wurde der Anteil an Zweitwohnungen in den Gemeinden auf 20 Prozent beschränkt.

Freude an der Schönheit der Natur hatte Franz Weber schon früh: Als Kind habe er Postkarten mit schönen Landschaftsbildern gesammelt, erzählte der gebürtige Basler einmal. Sein politisches Engagement für den Umweltschutz begann in einem kleinen Ort im Engadin im Jahr 1965: Er empörte sich darüber, dass aus dem Weiler Surlej bei Silvaplana eine Stadt mit 25000 Einwohner werden sollte. Dagegen setzte er sich zur Wehr – erfolgreich. Danach folgten über 150 Kampagnen zur Rettung von Tieren, Landschaften und Kulturdenkmälern.

Mit Brigitte Bardot gegen die Robbenjagd

Lautstark, entschieden und unermüdlich setzte sich der stets elegant gekleidete Umweltschützer für seine Anliegen ein. Und er wusste, wie er die Medien für seine Zwecke benutzen konnte: In jungen Jahren hatte er in Paris selbst als Journalist und Dichter gearbeitet. Für seinen Kampf gegen die Robbenjagd in Kanada beispielsweise konnte er die französische Schauspielerin Brigitte Bardot als Aushängeschild gewinnen, die er aus seiner Zeit in Frankreich kannte.

Die Liste seiner Erfolge ist lang. In der Schweiz setzte er sich unter anderem gegen Bauvorhaben im Weingebiet Lavaux ein. Ausdauer bewies er auch bei diesem Engagement: Mit insgesamt drei Volksinitiativen setzte er sich für den Schutz des Weinbaugebiets ein, das heute Teil des Unesco-Weltkulturerbes ist. Weber engagierte sich aber auch gegen den Elfenbeinhandel und für die Rettung des Grandhotels Giessbach über dem Brienzersee. 1975 gründet er die Stiftung «Fondation Franz Weber», die inzwischen seine Tochter Vera präsidiert.

Mit Gülle überschüttet

Mit seinem Engagement machte sich Franz Weber auch Feinde. Einmal leerte ihm im Wallis eine Serviertochter zehn Liter Gülle über den Kopf, wie er später erzählte.

Aufhalten liess er sich weder von solchen Aktionen noch von anderen Widrigkeiten. Bis ins hohe Alter setzte er sein Engagement fort. Mit fast 85 Jahren sagte er in einem Interview, er arbeite immer – denn er müsse immer arbeiten. «Ich bekomme täglich Briefe von Bürgern und von Organisationen, die mich um Hilfe rufen, weil wieder irgendwo die Landschaft verschandelt oder ein Dorf kaputtgemacht wird», erklärte er der Schweiz am Wochenende:

«Dann muss ich da sein oder jemanden hinschicken! Dann machen wir Opposition!»

Erst in den letzten Jahren wurde es ruhig um ihn. Seine Stiftung übergab er vor rund fünf Jahren an seine Tochter Vera Weber. Franz Weber war an Demenz erkrankt und lebte in einer Altersresidenz.

Am vergangenen Dienstag verlor er den letzten Kampf seines Lebens und verstarb im Alter von 91 Jahren in Bern, wie seine Stiftung am Donnerstag mitteilte. Sein Engagement wird jedoch fortgeführt, wie Tochter Vera ankündigte: «Das Feuer von Franz Weber, seine komplette Hingabe für den Schutz von Natur, Tier und Heimat, brennt in uns, in mir, weiter.»

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