Café Fédéral
Das Gespenst von Köppelville erklärt seinen Rücktritt – leider nicht gut genug

Ein Rücktritt ist an sich etwas Einfaches. Zum Beispiel die Bremse am Hinterrad des Militärvelos. Kompliziert wird es im Bundeshaus: Da muss der Rücktritt erklärt werden. Manchmal geht das schief.

Stefan Bühler
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Bild: Peter Klaunzer / KEYSTONE

Roger Köppel, der «krassestgewählte» Nationalrat seit der Erfindung der Politologie, hat seinen Rücktritt erklärt. Er tritt bei den Wahlen im Herbst nicht mehr an. Leider hat er das nicht gut genug getan: Die Mainstreammedien haben ihn nicht verstanden.

Statt zu schreiben, was er wollte, dass er nämlich wegen seiner beruflichen Tätigkeiten Interessenkonflikte als Nationalrat befürchte – hat er ein «Weltwoche»-Aussenbüro in Moskau eröffnet? –, schrieben die unabhängigen Medien, seine SVP sei froh, dass er gehe.

Deshalb erklärte Köppel an einer Veranstaltung am Samstag seinen Rücktritt noch einmal. Eine ganze Stunde brauchte er dafür. Das Publikum verstand ihn und applaudierte. Allerdings war es das gleiche Publikum, das Köppel auch versteht, wenn er orakelt, Putin führe in der Ukraine einen Selbstverteidigungskrieg.

Was uns zur Frage führt: Was verliert das Bundeshaus mit Roger Köppel? Die Antwort liefert Oscar Wilde mit dem Gespenst von Canterville. Jenem Poltergeist, der erfolglos versucht, der Familie, die im Schloss lebt, Angst und Schrecken einzujagen, mit Blutflecken oder Donnerschlägen.

Die pragmatische Familie reagiert mit Tipps, das Gespenst möge seine Ketten ölen gegen den Lärm, ein Kind wirft mit Kissen nach ihm. Erst als die Tochter, Virginia, eine Mitleidsträne vergiesst, wird der Geist erlöst und der Spuk geht vorbei.

Offenbar sucht Roger Köppel seine Virginia nun ausserhalb des Bundeshauses.

14 Kommentare
Thomas Käser

Ja, lästert nur! Jetzt wieder 100% einstimmiger Mainstream, ohne Gegenrede, wie zu Zeiten des Berset-Corona-Stimmungs-Tunnels. Ist viel stimmiger, wenn alle einer Meinung sind und sich gegenseitig auf die Schulter klopfen.

Alfred Schwarzenbach

Das Gespenst von Köppelville - so luschtig! Vielleicht ging es im Nationalrat aber doch eher zu wie beim Tanz der Vampire und für Köppel ist es die letzte Chance noch zu entkommen.