CVP präsentiert mögliche Bundesräte und deren (Un-)Fähigkeiten

Am Mittwochabend haben sich die vier CVP-Bundesratskandidaten der Öffentlichkeit vorgestellt. Über Inhalte liessen sie sich wenig Neues entlocken, dafür über (Un-)Fähigkeiten

Anna Wanner
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Die CVP-Bundesratskandidaten (v.l.) Peter Hegglin, Elisabeth Schneider-Schneiter, Heidi Z'Graggen und Viola Amherd. In der Mitte Moderator Claude Longchamp. (KEYSTONE/Peter Schneider)

Die CVP-Bundesratskandidaten (v.l.) Peter Hegglin, Elisabeth Schneider-Schneiter, Heidi Z'Graggen und Viola Amherd. In der Mitte Moderator Claude Longchamp. (KEYSTONE/Peter Schneider)

Eigentlich war es der Abend, an dem Elisabeth Schneider-Schneiter hätte Schwerpunkte ausserhalb der Aussenpolitik setzen, Peter Hegglin sich als guter Kommunikator beweisen, Heidi Z’graggen ihre Kenntnisse der Bundespolitik auswälzen und Viola Amherd die Konkurrenz in Grund und Boden reden können – um ihre Favoritenrolle zu zementieren. Denn gestern Abend bot die CVP ihren Kandidaten eine Plattform, um sich für die Nachfolge von Doris Leuthard beliebt zu machen.

Die ersten 24 Minuten mussten die Kandidaten zwei unterschätzte Tugenden unter Beweis stellen: zuhören und schweigen. Moderator Claude Longchamp redete und redete – über sich, die Bundesratswahl und die Frauenfrage. Und als er sich endlich an die vier Kandidaten wandte, spielte er ihnen einen Steilpass zu: Sie durften über ihr Kernthema referieren. Aussenpolitikerin Schneider-Schneiter wählte die Aussenpolitik, der frühere Finanz­direktor Hegglin Finanz- und Steuerpolitik, die Politologin Z’graggen die Schweizer Institutionen und Verkehrspolitikerin Amherd Mobilität. Vermeintlich spannender waren die vorbereiteten Referate zu den selbst gewählten Themen Migration, Sicherheit, Umwelt und Digitalisierung.

Hegglin und die Fremdsprachen

Das Zückerchen sparte sich Claude Longchamp bis zum Schluss auf, als er den Kandidaten Fragen stellte, auf die sie nicht vorbereitet waren. Es zeigte sich einerseits, dass die Kandidaten in der Sozialpolitik nach rechts neigen: Sie befürworten ein höheres Rentenalter.

Andererseits kamen nun Sekundärtugenden und Schwächen zur Geltung. Heidi Z’graggen versuchte es mit Ironie, merkte aber schnell, dass dadurch leicht Missverständnisse entstehen können. Zudem bewies sie Mut, versuchte sich auf Französisch, auch wenn es neben Viola Amherd eher holprig tönte. Diese schien wiederum erst etwas nervös, punktete aber mit ihrem Italienisch-Statement und in Sachen Originalität: Da sie als Deutschschweizerin im Französisch-dominierten Wallis lebe, wisse sie um die Bedürfnisse von Minderheiten in der Schweiz.

In digitalen Fragen kann sie jedoch noch lernen: Flüstern mit dem Mikrofon an der Wange funktioniert nur beschränkt. Wir wissen nun, dass sie kalte Hände hatte. Schneider-Schneiter wirkte abgeklärt, zeigte sich wirtschaftsfreundlich und sprach auch fliessend englisch und italienisch. Überraschendes liess sie sich leider nicht entlocken. Mit den Fremdsprachen hatte hingegen Hegglin seine liebe Mühe. Französisch, Englisch und Italienisch gehören definitiv nicht zu seinen Kernkompetenzen – wobei er die schwierigsten Fragen aus dem Publikum mit viel Geduld beantwortete.

Falls trotz allem die CVP-Kandidaten nicht fassbarer wurden, wissen wir nun mehr über den Moderator, der zwar in der Mitte sass, aber nicht im Zentrum stand, wie er etwas überraschend selbst feststellte. Deshalb zum Schluss für alle, die es nicht interessiert: Seine Leibspeise ist Schweinsfilet an Morchelsauce.