Bundeshaus-Journalisten: «Jetzt erst recht!»

Ein entschlossener Attentäter könnte den Zutritt zum Medienzentrum des Bundeshauses wohl erzwingen. Unter dem Dach arbeiten Dutzende Journalistinnen und Journalisten. Einchüchtern lassen sie sich von den Vorfällen in Paris nicht. «Jetzt erst recht!» lautet der Tenor im Haus.

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Das Medienzentrum Bundeshaus, aufgenommen anlässlich der offiziellen Eröffnung, am Freitag, 23. Juni 2006 in Bern: Die Journalisten wollen sich nicht einschüchtern lassen. (Bild: Keystone/Archiv)

Das Medienzentrum Bundeshaus, aufgenommen anlässlich der offiziellen Eröffnung, am Freitag, 23. Juni 2006 in Bern: Die Journalisten wollen sich nicht einschüchtern lassen. (Bild: Keystone/Archiv)

«Darauf gibt es nur eine Antwort: Weitermachen!», sagt Beni Gafner von der «Basler Zeitung» der Nachrichtenagentur sda. Sein Redaktionskollege Hubert Mooser will sich nicht vorschreiben lassen, was er zu schreiben hat. «Wir machen uns lustig über unsere eigene Religion, warum sollten wir uns nicht auch über andere Religionen lustig machen dürfen?»

Christoph Nufer musste sich als ehemaliger EU-Korrespondent von Schweizer Fernsehen SRF schon in Brüssel mit dem Problem islamistischer Gewalt auseinandersetzen. Aber auch er will sich als Journalist nicht einschränken lassen. Im Gegenteil: «Wenn so etwas passiert, muss man diese Arbeit erst recht machen», sagte er.

Trotzdem hält er bei gewissen Themen etwas Zurückhaltung für angezeigt. Nicht als Einschränkung der Meinungsäusserungsfreiheit. Er frage sich aber, ob die Provokation um der Provokation willen wirklich in jedem Fall nötig sei, sagte Nufer.

Spiel der Terroristen nicht mitmachen
Pierre Nebel vom Westschweizer Fernsehen RTS lässt sich vom Anschlag in Paris nicht beunruhigen. Es handle sich aber um einen Angriff auf die fundamentalen Werte der Demokratie. «Wenn man aufhört, die Religionen zu kritisieren, macht man das Spiel der Terroristen mit», sagte er.

Ganz ausblenden kann man solche Gedanken als Journalist aber trotzdem nicht, glaubt Markus Häfliger, Chef des «NZZ«-Bundeshausteams. Auch jeder Chefredaktor werde es sich zweimal überlegen, ob er einen kritischen Kommentar oder eine islamkritische Karikatur drucke. «Das sind Überlegungen, die man sich bei einem kritischen Bericht über den Papst nicht machen würde», sagte er.

Einig sind sich die befragten Journalisten darin, dass strengere Sicherheitsvorkehrungen wenig bringen würden. «Wenn jemand herein will, kommt er auch herein», sagte Mooser. (sda)