Mit 25 Jahren wurde Laura Curau Kampagnenleiterin der CVP. Für ihren Einsatz für die Energiestrategie erhielt sie viel Lob. Nun versucht sie, das Volk von einem Ja zur Rentenreform zu überzeugen.
Tobias Bär
Der Abstimmungskampf zur Rentenreform befindet sich in der heissen Phase. Die Umfragen deuten auf einen knappen Ausgang hin. Und was macht die Leiterin der bürgerlichen Ja-Kampagne? Sie verabschiedet sich in die Ferien. Drei Wochen verbrachte Laura Curau in Belgien und Israel. «Diese Ferien waren schon seit letztem Jahr geplant. Es gibt keine ideale Ferienzeit für eine Kampagnenleiterin, irgendeine Abstimmung steht immer an», sagt Curau. Ausserdem könne sie sich auf ihr Team verlassen. Von der Politik abgelassen hat die Thurgauerin aber auch in den Ferien nicht: Die Reise in den Nahen Osten unternahm sie mit Kollegen von der Jungen CVP.
Curau ist dem Weg ihrer Eltern gefolgt. Die Mutter war Präsidentin der CVP Frauen Thurgau, der Vater sass für dieselbe Partei in der Stadtregierung von Weinfelden. «Ich kam so schon früh mit der CVP in Kontakt. Sowohl der Inhalt des Programms als auch die Stimmung an den Parteianlässen hat mich überzeugt», sagt Curau. Vor bald zehn Jahren trat sie der Jungen CVP bei. Mit 20 Jahren absolvierte sie ein Praktikum im Generalsekretariat in Bern, danach war sie während zweier Jahre Sekretärin der CVP Frauen.
Anfang 2015 wurde der Ostschweizerin dann der Posten der Kampagnenleiterin anvertraut – mit gerade einmal 25 Jahren. «Es war ein Sprung ins kalte Wasser.» Die nationalen Wahlen standen vor der Türe, Curau stiess an ihre Grenzen. «Doch was ich gelernt habe, war wertvoller als ein Master-Studiengang.» Mit einem Bachelor-Abschluss im Bereich Unternehmenskommunikation in der Tasche hat die 27-Jährige ihre Hochschullaufbahn vor vier Jahren beendet. «Ich hatte genug vom Studium, mich interessiert die Praxis.»
Curau ist eine überzeugte Mitte-Politikerin. Die Mitte, das sei der Ort, wo vorwärtsgewandte, integrative Politik gemacht werde – während die Politik an den beiden Polen oft bestimmte Gruppen ausschliesse. Dass Mitte-Positionen mit einer gewissen Beliebigkeit einhergehen und sich schlecht verkaufen lassen, will Curau nicht ohne weiteres gelten lassen: «Es ist eine Stärke, wenn man nicht aus Prinzip für oder gegen etwas ist.» Curau zählt sich selber zum christlichsozialen, zum linken Flügel der Partei. Dass mit Gerhard Pfister ein Vertreter des rechten Flügels die Partei leitet, stört sie nicht: «Pfister bindet die verschiedenen Strömungen sehr gut ein.»
Curaus Einsatz gilt neben der CVP der Sache der Frau, sie bezeichnet sich als Feministin. «Ich kämpfe dafür, dass sich eine Frau irgendwann nicht mehr fragen lassen muss, ob sie sich einen Job wie den der Kampagnenleiterin wirklich zutraue.» Selber sei sie im Arbeitsalltag bislang nur selten mit Sexismus konfrontiert worden, «was wohl auch mit meinem Auftreten zusammenhängt». Curau wirkt unerschrocken, auf Twitter nennt sie sich einen «Wirbelwind». CVP-Nationalrat Daniel Fässler (AI) hat mit Curau die erfolgreiche Kampagne für die Energiestrategie bestritten. Er sagt: «Ihre Präsenz und ihre Begeisterung haben mich beeindruckt.»
Bei der Rentenreform habe man die Pro-Argumente inzwischen unters Volk gebracht, sagt Curau, nun gehe es noch um die Mobilisierung. «Wir haben sachlich argumentiert und aufgezeigt, dass die heutigen und künftigen Renten nur mit der Reform gesichert werden können. Auf Theater haben wir verzichtet.» Ein Seitenhieb auf die vom Gewerbeverband initiierten Schauspieleinlagen der Gegner. Dabei hat in der Vergangenheit auch Curau auf die Wirkung der Inszenierung gesetzt: Im Kampf gegen die linke AHV-plus-Initiative fütterte das von ihr angeführte Nein-Komitee Schweine auf dem Bundesplatz. «Rentner sind keine gefrässigen Schweine», empörte sich daraufhin das Ja-Lager. «Die Aktion würde ich so wohl nicht mehr durchführen», sagt Curau. Die Organisation von Abstimmungskämpfen sei ein ständiges Lernen. Zeit dafür hat sie noch genug. Mit 27 steht Curau erst am Anfang ihrer Karriere.