ZU TISCH: Genussmomente im Schlosspark am See

In unserer Gastrorubrik stellen wir auf dieser Seite jede Woche ein Ostschweizer Restaurant vor. Zum Jahresende blicken wir zurück: Kein Ranking – einfach zehn besondere Genussmomente des Jahres 2016.

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Essen als umfassendes Erlebnis: Zu Tisch im «Einstein Gourmet» in St. Gallen. (Bild: Benjamin Manser)

Essen als umfassendes Erlebnis: Zu Tisch im «Einstein Gourmet» in St. Gallen. (Bild: Benjamin Manser)

Die Lage am Kreuzlinger Seeufer ist einmalig, die einladende Terrasse inmitten eines Parkes sucht ihresgleichen. Und was das junge Pächterpaar Jacqueline und Matias Bolliger serviert, macht nicht weniger Freude. Wir liessen es uns gut gehen mit hausgebeizter Lachsforelle mit Honig-Senf-Dip und Thurgauer Rindsfilet und Kalbskopfbäggli, geschmort mit Chicorée-Kaffee. Das bleibt im kulinarischen Gedächtnis. Eine kleine Nachmittagskarte mindert die Schwellenangst, ein Schloss zu betreten. «Genussmomente am See», titelten wir nach unserem Besuch.

Gastronomische Gipfelerlebnisse

Urbanes Feeling im Getreidesilo

Der Bodensee direkt vor der Nase, stilvolles Ambiente, eine als offene Galerie gestaltete Bar im ersten Stock: Das «Silo 5» ist ein Restaurant mit Charakter, untergebracht in einem Getreidesilo von 1925, in dem einst tonnenweise Weizen und Roggen gelagert wurden. «Urbanes Feeling mit Seesicht», titelten wir den Bericht über unseren Besuch mitten im Hochsommer. Zu den Spezialitäten des Hauses zählen die Hamburger, die als aufgetürmte Wunderwerke serviert werden. Als Begleitung lockt ein Silo-5-Wein vom Iselisberg – oder das Altnauer Zwickelbier.

Bodenständigkeit und Eleganz in Balance

«Von dem werden wir noch lange schwärmen», schrieben wir nach dem Besuch im «Hecht» in Rheineck. Gemeint war der Schweinskrustenbraten nach Bierbrauer Art, der mit Bratkartoffeln und Gemüse auf den Tisch kam. Urs Majer, der langjährige Hotelier des «Walhalla» in St. Gallen hat den «Hecht» aufgefrischt und pflegt mit Küchenchef Kay Jünemann eine Küche, die Bodenständigkeit und Eleganz in eine schöne Balance bringe, wie wir fanden.

Zwei Wirbelwinde und die beste Weinkarte

Der Dachstock im «Einstein» hatte schon immer sein besonderes Cachet zwischen Noblesse und Rustikalität. Seit bald zwei Jahren macht nun auch die Küche Furore. «Bei uns gilt: Volle Attacke, voller Geschmack, es darf nie langweilig werden», verspricht das Power-Duo Sebastian Zier und Moses Ceylan. Die beiden Wirbelwinde halten Wort. Die klassische Aufteilung in Vorspeise und Hauptgang ist aufgebrochen, man kombiniert nach Gusto seine Gänge. Bei unserem Besuch gab es also Krautwickel mit Auster, Schweinebauch mit Vogelbeere, Kabeljau mit geröstetem Blumenkohl, Lardo und Lauch, Short-Rib mit Aubergine... Exzellent, «Essen als kulinarisches Erlebnis auf höchstem Niveau», schrieben wir. Die Weinliste ist ein monumentales Buch – für den «Gault-Millau» «die beste Schweizer Weinkarte».

Nach tristen Jahren wieder in voller Blüte

Lange stand die einst hoch dotierte «Blume» beim Bahnhof Teufen leer, dieses Jahr nun konnten wir «vom Glück des Neubeginns» berichten. Dass die stilvollen Räume wieder zugänglich sind, ist das eine Glück, dass Jacob van Seijen und Anne Hurmerinta eine prächtige Küche pflegen das andere. Sehr angetan haben es uns das Kalbsgeschnetzelte mit frischen Pilzen und die Perlhuhnbrust mit Honig-Nusskruste, die mit Eierschwämmli--Risotto serviert wurde.

Berg und Restaurant finden neu zusammen

Die Stararchitekten Herzog & de Meuron haben dem Toggenburg mit dem neuen Bergrestaurant auf dem Chäserrugg eine neue Attraktion beschert. Viel Holz und Glas, Sofaecken, Nischen, lange Tische, Ausblicke auf alle Seiten: Ein einmaliges Raumerlebnis. Schön, dass es sich hier auch angenehm tafeln lässt. Der Blick in die Karte sei ebenso spannend wie die Aussicht in die Bergwelt, fanden wir. «Berg und Restaurant finden hier auf eine ganz neue Art zusammen: Toggenburger Spezialitäten, Raffinesse aus der Küche, edle Tropfen und herzlicher Service», notierten wir nach unserem Besuch. Und wir schmunzelten über die lustigen Dessertkreationen wie Kägifret-Coupe oder Cheeserugg Cake.

Vier Herdplatten und ein Ofen sind genug

Steamer und Friteuse sucht man in der Küche von Hias Hoyer vergebens, vier Herdplatten und ein Backofen genügen dem gebürtigen Bayer in der Lichtensteiger Altstadt. Da bereitet er Leckereien zu wie lauwarmen Entenbrust-Salat, Semmelknödel-Carpaccio oder Entrecôte an Kapern-Zitronensalsa. Wir genossen es und notierten: «Überraschungen aus der Küche, der Service, das Ambiente: ein Wohlfühlort.»

Fleischtiger und Raucher willkommen

Das «Klein Rigi» hoch über der Thur bei Schönenberg war lange ein über die Region hinaus bekanntes Dancing. Nach einem Besitzerwechsel wurde das schlossähnliche Haus mit seinen Türmchen zum «in verschiedener Hinsicht attraktiven Restaurant», wie wir nach unserem Besuch festhielten. Da sind die eleganten Räume, die Terrasse mit Alpstein-Panorama, das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, die überzeugende Fleischküche. Eine Spezialität ist das breite Whisky- und Zigarrenangebot – mitsamt gepflegter Lounge für den entspannenden Abschluss.

Eine Einladung zum Entspannen

Umgeben von Wald, in einer Moorlandschaft auf einem Hochplateau am östlichen Ausläufer des Kronbergs, liegt das «Kaubad». Es bietet Hotelzimmer, Seminarräume, eine grosszügige Gartenwirtschaft mit Lounge, dazu ein eigenes Schwimmbad mit Sauna. «Eine Einladung zum Entspannen», schrieben wir nach unserem Besuch. Dazu kommt eine klassische Küche mit Stroganoff, Rumpsteak oder Hirschpfeffer, einer Fülle von Dessertkreationen – und einer sehr schönen Destillatauswahl, zu der natürlich auch die Edition Kaubad des Säntis-Whiskytreks gehört.

Ein Schlösschen voller Genüsse

Auf einer Tafel standen knappe Empfehlungen wie Linsensuppe, Tatar oder Ragout. Doch Tieni Theus stand sofort mit mündlichen Ausführungen bereit und erläuterte etwa, dass er das Tatar am Tisch ganz kurz anbrate, so dass es eine feine Kruste bekomme, aber saftig bleibe. Es ist ein prächtiges Tafeln in den historischen Räumen oder im Garten am Rande der Rheinebene. Die Weinkarte mit Tropfen von Thal bis Zizers begeisterte uns. Unser Fazit: «Das Schlössli steht für edle Gastronomie in stimmigem Rahmen – und für ausnehmend sachkundige Gästebetreuung.»

Entspannen auf 2262 Metern: Das von den Stararchitekten Herzog & de Meuron erbaute Bergrestaurant auf dem Chäserrugg. (Bild: Hanspeter Schiess)

Entspannen auf 2262 Metern: Das von den Stararchitekten Herzog & de Meuron erbaute Bergrestaurant auf dem Chäserrugg. (Bild: Hanspeter Schiess)