«Il Disperato» heisst unser erster Begleiter, nachdem wir an einem der langen Tische in der Vinothek Freischütz in der Wiler Altstadt Platz genommen haben. Doch wenn wir eines ganz sicher nicht sind, dann ist es verzweifelt.
«Il Disperato» heisst unser erster Begleiter, nachdem wir an einem der langen Tische in der Vinothek Freischütz in der Wiler Altstadt Platz genommen haben. Doch wenn wir eines ganz sicher nicht sind, dann ist es verzweifelt. Wir mögen seine Frische und die fruchtige Note sehr, auch wenn dieser Weisswein aus dem Veneto, gekeltert aus Garganega-Trauben, den etwas ausgefallenen Namen «Der Verzweifelte» trägt (7.–/dl). Wir halten uns auch später am Abend an die Weinempfehlung des Hauses, wenn wir uns ein Glas Sagrantino di Montefalco aus Umbrien (7.50/dl) einschenken lassen und überrascht sind von seiner Fülle – und seiner angenehmen Leichtigkeit. Überraschungen hat Errico Mirto einige parat in seinem Keller mit vor allem italienischen Weinen aus allen Landesteilen. Davon sind jeweils mehrere rote und weisse im Offenausschank zu haben.
Zwei Jahre lang hatte Errico Mirto im «Freischütz» gekocht, bevor er das stimmungsvolle Lokal vor zehn Jahren als Geschäftsführer übernommen hat. Seitdem steht Giovanni Logiurato am Herd. Mit ihm bespricht Mirto seine Ideen für neue Kreationen. «Wenn sie zu utopisch sind, dann bringt mich der Küchenchef zurück auf den Boden.» Im «Freischütz» gibt's keine Menukarten. Neben einer ständigen feinen Auswahl an kleineren Antipasti werden täglich drei verschiedene Vorspeisen und drei Hauptgänge (vegetarisch, Fisch, Fleisch) gekocht – zum freien Kombinieren. Oder man wählt die Tavolata: ein Trio an Vorspeisen plus Überraschung, Pasta und ein Fleisch- oder Fischgericht. (65.–, der Preis variiert je nach den angebotenen Gerichten). An diesem Abend ist ein Salat von der Jakobsmuschel, gegart in Zitrone, mit Peperoni und Sellerie (fein und elegant), die eine, ein Ziegenkäseküchlein (herrlich mild) mit Winterpilzen und Nüssen die andere, und Tatar vom Wasserbüffel (richtig schöner Fleischgeschmack) die dritte Vorspeise. Als Überraschung gibt's ein Erbsensüppchen mit Kalbsmilken.
Und wir lassen uns sehr gern überraschen. Auch von der Pasta: hausgemachte Tagliatelle mit Peperoncini, gebratenen Streifen von scharfer Salami, geschwenkt in der Sauce von weissen Bohnen. Uns gefällt die Geschmackskombination. Danach wird auf der einen Seite des Tisches ein Ragout vom Wildschwein mit Polenta und Rosenkohl serviert, auf der anderen Seite das Fischgericht: Lachs mit Brotteigdeckel auf Lauch. Ein dritter Höhepunkt. Wir fühlen uns ein bisschen wie bei guten Bekannten am Tisch, leidenschaftlich bekocht. Stimmig. Wir sind in Hochstimmung, schon bevor wir uns zum Schluss noch hinaufziehen lassen vom Tiramisù.
Unser Eindruck: Kreative, frische italienische Küche, Überraschungen auch aus dem Weinkeller, heimeliges Ambiente bei sehr gutem Gastgeber.
Vinothek Freischütz, Wil Errico Mirto, Marktgasse 51, 9500 Wil vis-a-vis Apérobar und Weinkeller für Events und Degustationen Tel. 071 911 17 56 info@vinothek-wil.ch Öffnungszeiten: Di bis Do 11.30 bis 14 Uhr und 17 bis 23.30 Uhr. Fr 11.30 bis 14 Uhr und 17 bis 0.30 Uhr. Sa 11.30 bis 0.30 Uhr. So, Mo, Ruhetage. Karte: Suppen/Vorspeisen: 8.50 bis 23.50, Hauptgerichte: ab 23.50. Tavolata, drei Gänge, 55.– bis 65.–. Mittagsmenus 19.50 bis 23.50.