Hinter dem Boom der digitalen Währung Bitcoin steckt eine dezentrale Datenbank namens Blockchain. Diese Technologie könnte nicht nur Banken überflüssig machen, sondern ganze Wirtschaftszweige umkrempeln.
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Die digitale Währung Bitcoin ist das bekannteste Beispiel einer Blockchain. Im vergangenen Jahr stieg der Wert eines Bitcoins von rund 900 US-Dollar auf über 19000 US-Dollar. Kurz vor Weihnachten kam es zu einem Einbruch, die Währung verlor innerhalb von 24 Stunden mehr als einen Drittel ihres Werts. Zuvor hatten zahlreiche Regierungsvertreter und Notenbanker vor einer Spekulationsblase gewarnt.
Der Weg zwischen der digitalen und der realen Welt führt über einen Bitcoin-Geldautomaten. Hier können Kunden digitale Münzen kaufen oder ihre Bitcoins in harte Dollars oder Franken umtauschen. Am meisten Bitcoin-Automaten stehen zurzeit in den USA. In der Schweiz sind es rund 20, allerdings kann man auch an allen Billetautomaten der SBB Bitcoins kaufen.
Bitcoins werden am Computer erschaffen. Wer mitschürfen will, braucht grosse Rechenzentrenund billigen Strom. In China stehen zurzeit die grössten Bitcoin-Minen der Welt. Doch es gibt Anzeichen, dass die Regierung in Peking den digitalen Goldrausch beenden möchte. Chinesische Bitcoin-Mineure prüfen deshalb bereits alternative Standorte in Kanada oder der Mongolei.
Bitcoin ist nur eine von über 1000 Kryptowährungen. Mit einer Marktkapitalisierung von rund190 Milliarden Dollar ist sie jedoch die wertvollste. Weitere bekannte Krypto-Coins sind Ethereum, Ripple oder Litecoin.
Trotz Blasengefahr und hoher Kursschwankungen wollen elf Prozent der Schweizer 2018 inBitcoins oder andere Kryptowährungen investieren. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Vergleichsdienstes Comparis.ch hervor. Interessiert ist vor allem die jüngere Generation. Kaufabsichten haben 15 Prozent der Männer, 1 bei den Frauen sind es lediglich 8 Prozent.
Die Schweiz entwickelt sich zu einem Zentrum für die Blockchain-Technologie. Die Region zwischen den Kantonen Zug und Zürich bezeichnet sich selbstbewusst als "Crypto-Valley".Der Anfang 2017 gegründete Branchenverband Crypto Valley Association zählt bereits 550 Mitglieder. Ein Grund für die starke Sogwirkung ist Blockchain-Pionier Vitalik Buterin. Der Erfinder der Digitalwährung Ethereum gründete bereits 2013 in Zug die Ethereum-Stiftung.
Bildrechte
Kodak hat eine eigene Kryptowährung lanciert. Mit dem KodakCoin und der dazugehörigen
Plattform KodakOne sollen Fotografen ihre Autorenrechte absichern und ihre Bilder vermarkten können.
Edelsteine
Der Luzerner Schmuckhändler Gübelin will Edelsteine per Blockchain zertifizieren. Ziel einer
neuen Plattform ist es, dass Minenbesitzer alle ihre Edelsteine registrieren. Wird ein Diamant
verkauft oder weiterverarbeitet, wird dies in einer Blockchain erfasst.
Elektroautos
Das Start-up Slock.it und der deutsche Energiekonzern RWE sind eine Partnerschaft eingegangen. Sie wollen die Kryptowährung Ethereum künftig für das Laden von Elektroautos nutzen.