Metro
Die Trams in die Tiefe verlegen

Die Entente bernoise präsentiert einen neuen Vorschlag für eine Berner Metro. Unter der Altstadt möchte sie gleich eine kleine Stadt bauen.

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Marktgasse

Marktgasse

Solothurner Zeitung

Johannes Reichen

Der Vorschlag geht in die Tiefe - räumlich jedenfalls. Was aber den Entwicklungsstand angeht, so ist es mehr ein neuerlicher Denkanstoss denn ein konkretes Projekt. Wie genau eine Berner Metro aussehen könnte, sei noch nicht so entscheidend, sagte gestern Willi Fischer vor den Medien. Aber jetzt müsse mit den «gedanklichen und planerischen Vorbereitungen» begonnen werden.

«Still geworden»

Die Idee einer unterirdischen Metro wurde schon vor fast fünfzehn Jahren vom Verein Vision 2020 präsentiert worden. «Dann ist es wieder still geworden», sagt Willi Fischer, der nun einen neuen Bericht verfasst hat. Seither habe sich das Verkehrsproblem in der Innenstadt verschärft. Erreicht worden sei aber immerhin, dass das die unterirdische Baulinie in der Stadtplanung frei gehalten wurde. «Das ist sehr erfreulich.» (joh)

Fischer hat für den bürgerlichen Verein Entente Bernoise, der sich für ein «für die Wirtschaft günstiges Klima» stark macht, einen Bericht zur Idee einer Berner Metro verfasst. Sie ist nicht neu, sie wurde schon 1995 erstmals lanciert (siehe Kasten). «Visionen brauchen Zeit», sagte Fischer. Jetzt sei sie gekommen, die Untergrund-Idee soll neuen Auftrieb bekommen.

Im Vergleich zum ersten Vorschlag sieht der neue mehr eine unterirdische Stadt denn ein tief gelegtes Verkehrsnetz vor. Die «Entente» möchte, dass der öffentliche Verkehr, Einkaufsmöglichkeiten und Parkings miteinander verbunden werden.

Belastete Innenstadt

«Die Belastung in der Berner Altstadt ist hoch», sagte Léander Jaggi, Vorstandsmitglied der Entente. Mit dem Tram Bern-West werde ab 2011 eine zusätzliche Linie durch die Spital- und die Marktgasse geführt. Ab da würde zu Stosszeiten alle 40 Sekunden ein Bus oder ein Tram durch diese Hauptachse fahren. Für die Fussgänger bliebe kaum mehr Zeit, die Gassen zu überqueren.

Mit dem Tram Köniz-Ostermundigen gebe es dann noch einmal 300 zusätzliche Bewegungen durch die Hauptachse; allerdings werden die Busse weichen. Gemäss dem Kanton sollen bis Ende 2010 die Vorprojektarbeiten abgeschossen sein. 2014 soll mit dem Bau begonnen werden.

Die Trams belasteten wegen der grösseren Länge und des höheren Gewichts die Hauptgasse stärker als Busse, sagte Fischer. Die jedoch würden beim Zytglogge wegen der verlegten Linienführung für Probleme sorgen. Leiden würden unter diesem «gordischen Knoten» der Tourismus, die Geschäfte, die Fussgänger und auch das Weltkultur-Erbe Berner Altstadt.

Eine Portion Frechheit

In der Tiefe also liegt die Lösung. Die unterirdische Schlangenlinie führt gemäss aktuellem Vorschlag vom Hirschengraben über den Bahnhof durch die Spitalgasse, über den Bärenplatz vors Bundeshaus, über die Bundesgasse auf den Kornhausplatz. Für eine solche Idee brauche es «eine Portion Frechheit», sagte Fischer, und die habe in Bern bisher gefehlt.

Andernorts aber habe sie durchaus zum Ziel geführt. Zürichs S-Bahn-Netz habe in den letzten 20 Jahren 4,5 Milliarden Franken gekostet, 2,5 Milliarden seien vom Bund gekommen. Die sechs Kilometer lange Metro in Lausanne - besser zu vergleichen mit Bern - habe 740 Millionen Franken gekostet. In Bern habe der Kanton dagegen bescheidene 250 Millionen Franken in die S-Bahn-Entwicklung investiert.

Vision als Leuchtturm

Die «Entente» ist überzeugt, dass mit einer Metro die Agglomeration Bern gestärkt werden könnte. «Die Durchlaufkapazität würde stark erhöht», sagte Fischer. Fünf Jahre für die Projektierung, zehn Jahre für die Finanzierung, so könnte ein idealer Zeitplan aussehen. Bei etwa einer Milliarde Franken sieht Fischer die Kosten. Ein solches Projekt liesse sich in einem Public-Private-Partnership verwirklichen, also von der öffentlichen Hand zusammen mti privaten Investoren.

«Es ist kein Hirngespinst, wir sind überzeugt, dass sich diese Idee verwirklichen lässt», sagte Fischer. Sie geht wohl in die Tiefe - die Initianten wollen sie aber als «Leuchtturm» verstanden wissen, der den Weg in eine mögliche Zukunft weist.