Millionen Schmetterlinge fliegen jedes Jahr von Mexiko Tausende Kilometer in die Vereinigten Staaten.
Denis Düttmann (DPA)
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Dem Monarchfalter sind die Mauerpläne von US-Präsident Donald Trump ziemlich egal. Jedes Jahr fliegt der schwarz-orangene Schmetterling von den Tannenwäldern im Zentrum von Mexiko über den Rio Grande hinweg bis zu den Grossen Seen zwischen den USA und Kanada. «Der Monarchfalter ist ein Symbol der Einigkeit und der Brüderlichkeit zwischen den USA, Kanada und Mexiko», sagt die Biologin Gloria Tavera von der mexikanischen Umweltschutzbehörde.
Mehr als 4000 Kilometer legen die Monarchfalter bis zu ihrem Sommerquartier im Grenzgebiet zwischen den USA und Kanada zurück. «Sie machen sich Luftströmungen zunutze und segeln den grössten Teil der Strecke», sagt Biologin Tavera. Wie sich die Insekten auf der langen Reise orientieren, wird noch immer erforscht. Um mehr über die Wanderungsbewegungen herauszufinden, markieren Wissenschafter in den USA die Schmetterlinge. Kollegen in Mexiko suchen dann nach diesen markierten Tieren.
Die Menschen im Winterquartier der Monarchfalter in Mexiko kennen die Wanderung der Schmetterlinge seit jeher und nutzen sie als Indikatoren für die Landwirtschaft. «Wenn die Monarchfalter wegfliegen, ist es Zeit für die Aussaat. Wenn sie wiederkommen, müssen wir die Ernte einbringen», sagt Cecilia Aguilar. «Die Monarchfalter wissen mehr über die Natur als wir», sagt Aguilar. «Vor ein paar Tagen hat es hier heftig gehagelt. Wir haben beobachtet, dass sie sich bereits am Abend davor in den Bäumen zu grossen Gruppen zusammengeschlossen haben, um sich zu schützen.»
«In den Bundesstaaten Tamaulipas, Nuevo León und San Luis Potosí legen sie ihre Eier ab und sterben», erklärt Försterin Martínez. Die nächsten Generationen fliegen weiter nach Norden. Die Monarchfalter, die dann im Herbst Richtung Mexiko aufbrechen, gehören zur sogenannten Methusalemgeneration. Sie leben acht Monate, während ihre Nach- und Vorfahren nur etwa einen Monat alt werden. «Das ist das Wunder an diesem Wanderungsphänomen», sagt Biologin Tavera. «Diese Schmetterlinge waren nie in Mexiko.»
Nachdem 2013 und 2014 nur sehr wenige Monarchfalter in das Winterquartier in Mexiko gekommen waren, erholt sich die Population derzeit wieder. Die Schmetterlinge leiden unter Nahrungsmangel in den USA, Abholzung in Mexiko und dem Klimawandel.