Der oberste Schweizer Fanarbeiter Christian Wandeler hat Anhänger des FC Luzern (FCL) vor einem brisanten Marsch in St.Gallen mit einem als Juden verkleideten Fan gewarnt. Bei Zuschauern war der Eindruck entstanden, die FCL-Fans würden eine antisemitische Jagd veranstalten.
Die Fanarbeiter hätten die FC Luzern-Fans beim Marsch vor dem Spiel in St.Gallen vor zehn Tagen auf die Brisanz der Aktion hingewiesen. Dies sagte Christian Wandeler, Leiter der Fanarbeit Luzern und seit Februar auch Geschäftsführer des Dachverbands Fanarbeit Schweiz, am Mittwoch in einem Interview mit dem SRF-Regionaljournal Zentralschweiz.
Fanarbeit hat nicht funktioniert
Die Fanarbeiter hätten versucht, die Leute für die Brisanz der Aktion zu sensibilisieren, sagte der 42-Jährige. Zudem hätten die Fanarbeiter deutlich gemacht, dass sie die Aktion nicht gut fänden.
Leider hätten alle Beteiligten wie die Szene und die Behörden vor Ort versagt. Auch die Fanarbeit habe in dieser Situation nicht funktioniert, sagte Wandeler selbstkritisch. Die Fanarbeiter seien aber keine Anführer oder Lehrpersonen und hätten die Aktion nicht verhindern können.
FCL-Fans aufgerüttelt
Für den Fanarbeiter ist klar, dass eine solche Aktion nicht mehr geschehen dürfe. Die FCL-Fans müssten eine entsprechende Haltung entwickeln, sagte Wandeler. Die Aktion in St.Gallen habe die FCL-Fans aufgerüttelt. Sie müssten den Vorfall nun aufarbeiten und sich fragen, ob sie dieses Image wirklich wollten oder nicht.
Die St.Galler Staatsanwaltschaft hatte am Montag erklärt, dass sie die Auswertung der Videobilder vom Luzerner Fanmarsch durch die Polizei abwarten will, bevor sie aktiv wird. Sie muss die Frage klären, ob die als Jude verkleidete Person vor den Fans hergetrieben worden war und diese so gegen die Antirassismus-Strafnorm verstiessen. Die Auswertung der Bilder soll rund drei Wochen dauern.
Die Aktion wurde am Freitag bekannt, nachdem verschiedene Medien ein Foto vom vorangegangenen Sonntag publiziert hatten, auf dem ein als Jude verkleideter Fan vor einer Gruppe vermummter Anhänger des FC Luzern zu sehen war. Der FC Luzern und die Fan-Dachorganisation United Supporters Luzern (USL) distanzierten sich von den "rassistischen Vorkommnissen". (sda)