Die Verantwortlichen von Schweizer Radio und Fernsehen blicken voraus ins Programmjahr 2015. Einen starken Akzent werden die Wahlen setzen, in deren Vorfeld sich Mona Vetsch auf «Wahlfahrt» begibt.
Am 14. Juli 1865 gelingt einer Seilschaft die Erstbesteigung des Matterhorns, eine zweite geht leer aus. Das Unternehmen endet in einer Katastrophe, vier Alpinisten stürzen zu Tode. Am 18. Oktober 2015 werden die Schweizer ein neues Parlament wählen. Zwei Ereignisse, das eine historisch, das andere aktuell, mit dem sich das Schweizer Radio und Fernsehen dieses Jahr beschäftigen wird. Wie, das haben sein Direktor Ruedi Matter und seine Mitarbeiter gestern an der Jahres-Medienkonferenz näher erläutert.
An deren Beginn aber standen die Zahlen des vergangenen Jahrs. Die Bilanz des Radios steht zwar noch aus, jene des Fernsehens aber präsentiert sich zufrieden stellend. Der Marktanteil aller SRF-Fernsehsender liegt über den Tag bei 32,2 Prozent (Vorjahr 30,4), am Hauptabend sogar bei 41 Prozent (39,4). Wobei zur Steigerung gegenüber dem Vorjahr die Sport-Grossereignisse des Jahrs 2014 beigetragen haben.
Diesbezüglich wird dieses Jahr weniger ergiebig ausfallen. Vier Schneesport-Weltmeisterschaften stehen an, weiter in Kanada die Frauenfussball-Weltmeisterschaft mit Schweizer Beteiligung. Wobei zu nachtschlafener Zeit gespielt wird. «Wir wollen das Beste daraus machen», sagte Nök Ledergerber, der Programmleiter Sport.
Zu den Highlights des letzten Jahrs gehörte «Der Bestatter» mit 41,9 Prozent Marktanteil oder 727 000 Zuschauern. Er ist jetzt wieder «hervorragend gestartet», sagte Ruedi Matter: «914 000 – das liegt in der Dimension des Lauberhorn-Rennens.»
Viel Pflichtstoff: Das steht dem Schweizer Radio und Fernsehen im Vorfeld von und im Nachgang zu den eidgenössischen Wahlen bevor. Am Wahlsonntag werden sie während zwölf Stunden aktuell berichten. Zur Kür gehört bei Radio SRF 1 ein «Präsidentenzmorge». Mona Vetsch lädt am Steuer einer Limousine zur «Wahlfahrt» ein. Der Vierteiler soll auf unterhaltsame Weise eine ungewöhnliche Annäherung an Politikerinnen und Politiker bieten.
Die Schweiz bewegt sich. Politisch vielleicht am 18. Oktober, sicher aber körperlich. «SRF bewegt» heisst ein Projekt von Radio und Fernsehen, dessen Teilnehmer mit ihren elektronisch erfassten Aktivitäten eine Art Bewegungskarte der Schweiz liefern werden. «Pro Tag sitzen wir 15 Stunden», sagt Martin Oswald von SRF 3, der das Projekt vorstellte. «Das ist zu viel.» Wer möchte da widersprechen?
Die bereits erwähnte, in Teilen immer noch ungeklärte Erstbesteigung des Matterhorn wird Stoff bieten für einen Zweiteiler, mit «Das Team» steht eine neue europäische Krimiserie mit starker Schweizer Beteiligung an. Und dann gibt es ein Comeback von «Die grössten Schweizer Talente». Christa Rigozzi, die zusammen mit DJ Bobo, Sven Epinay und Gilbert Gress bereits zwei Wochen lang Talente gesichtet hat, ist von deren Niveau ganz angetan. «Es war anstrengend, aber es hat sich gelohnt.»
Weitertalken darf auch Roger Schawinski. Von der NZZ spitz nach Schawinskis Zukunft angesichts seines Zusammenstosses mit Andreas Thiel befragt, sagte Ruedi Matter locker: «Es kann auch mal eine Sendung verunglücken. Uns gefällt Schawinski.»
Dann sagte er auch noch ein paar eher nichtssagende Sätze zur Kultur. Und zu Verspätungen infolge zu langer Werbeblöcke. «Mir wird das jeweils gemeldet», sagte Matter. «Werbung wird immer kurzfristiger gebucht, da kann es manchmal Probleme geben.» Zu viel Werbung: Dieses Problem hätte die Presse gerne.