Es ist betrüblich, betrogen zu werden. Noch viel betrüblicher ist aber, älter zu werden. Vera Dillier, Nackthundbesitzerin und Jetset-Lady, kann von beidem ein Liedchen singen.
Es ist betrüblich, betrogen zu werden. Noch viel betrüblicher ist aber, älter zu werden. Vera Dillier, Nackthundbesitzerin und Jetset-Lady, kann von beidem ein Liedchen singen. Den Seitensprung ihres Partners verarbeitet sie im «Blick» (welche Tragik: ein SMS verrät ihn, während er nach einer Hirnblutung auf der Intensivstation liegt), und im Kampf gegen das Altern tut sie, was in ihrer Macht steht: Sie macht ein Rätsel draus.
Das Rätsel liest sich im «Blick» in Sätzen wie in diesem: «Die bedingungslose Liebe von Jetset-Lady Vera Dillier (Alter geheim) zu ihrem Lebenspartner Felix Guyer (63) wird schwer geprüft.» Dieses Liebesleid hat der betrogenen Frau immerhin zu einer Kolumne verholfen. «Meine geile Welt» heisst die – und in dieser kehrt Vera Dillier nun im «Blick» ihr Innerstes nach aussen («Ich liege in meiner goldenen Badewanne und lecke im wohlriechenden Wasser meine Wunden»). Das Alter aber, das bleibt geheim. Geheim geblieben ist das Alter kürzlich auch in der Sendung «Shopping Queen». Fünf Frauen versuchen da, in vier Stunden ein Outfit zu kaufen – und besser auszusehen als die Konkurrentinnen. Als zweite ist Stewardess Petra dran, die ihr Alter mit «35+» angibt (wobei «55–» glaubwürdiger wäre). Die Off-Stimme fragt: «Verrätst du jetzt dein Alter?» Kurze Pause, grosse Spannung, dann antwortet Petra (35+): «Wie geht es dir?»
Stewardess Petra und Jetset-Lady Vera treiben Schabernack mit der Identität. Denn die soziale Identität, sagen Psychologen, gründet auf den Merkmalen und den Kategorien, mit denen andere uns beschreiben können: auf dem Alter, dem Geschlecht, vielleicht der Lieblingsfarbe und Leibspeise. Dinge, die man früher in das Poesiealbum geschrieben hat – und die eine Boulevardzeitung bei Prominenten besonders spannend findet.
Frauen, die ihr Alter verschweigen, machen sich interessant – und gehen ein Risiko ein: Wenn Fotos von ihnen nahelegen, dass sie eher sechzig sind als dreissig, deutet das auf ihre Mühe mit dem Älterwerden hin. Eine im Internet kursierende Konversation zeigt, dass die Mühe berechtigt sein könnte: Sie, jung und attraktiv, fragt nach Tips, wie man sich in New York einen reichen Mann angelt. Ein angeblich reicher Mann antwortet, sie solle besser zusehen, dass sie selber viel verdient, weil sie ein Abschreibungsobjekt sei: «Deine Schönheit wird verblassen, mein Einkommen wird steigen.»
Ja, Frauen haben es wirklich nicht leicht. Jedenfalls hat Jetset-Lady Vera Dillier ihren untreuen Partner vorläufig in die Wüste geschickt – und freut sich nun an dem, was Frauen wie sie in so einer Situation noch haben: Hunde, die treu in die Welt gucken. Laut «Blick» kümmert sich Vera Dillier (Alter geheim) «rührend um die Nackthunde Manoi (3), Murphy (5) und Granja (7)» und verwöhnt diese mit geräuchertem Lachs, Nüdeli an Tomatensauce und gehacktem Tofu. Da wollen wir uns nicht vorstellen, was es alles zum Essen gibt, wenn ein Hund seinen Geburtstag feiert – und hoffen doch sehr, dass der «Blick» nicht vergisst, das Alter in den Klammern jeweils anzupassen.