Warum tun Sie das eigentlich? Ruedi Thoma hat für den Bauernkalender 2013 posiert. Seine Muskeln stählt er bei der Hofarbeit – und nicht im Fitnesscenter. Diana Bula
Ruedi Thoma: Ja, unterdessen habe ich mich an die Aufnahme gewöhnt.
Thoma: Meine Freundin sagt, ich sehe darauf nicht aus wie ich.
Thoma: Wohl an der Frisur. Ich laufe sonst nicht so gestylt herum, trage mein Haar eher natürlich.
Thoma: Ich war 2009 schon für den Bauernkalender Modell gestanden. Nun haben mich die Organisatoren erneut angefragt. Ich habe zugesagt, aber von Anfang betont, dass ich meine Hose nicht ausziehen werde. Nicht für diesen Kalender.
Thoma: Ja, für einen erotischen Kalender vielleicht. Oder für ein Magazin wie «Men's Health».
Thoma: Ich könnte mir vorstellen, weitere Fotoshootings zu machen und für ein Produkt zu werben. Oft heisst es, das Posieren vor der Kamera sei harte Arbeit. Für mich war es ein Vergnügen und viel weniger anstrengend als mein richtiger Job.
Thoma: Ich arbeite als Chefmonteur. Meine Eltern jedoch führen einen Milchwirtschaftsbetrieb in Walzenhausen. Seit klein auf helfe ich dort mit. Schon mit drei, vier Jahren habe ich auf dem Feld mit der Sense gespielt.
Thoma: Nein, erst später, als Erwachsener. Beim Wetzen der Sense habe ich mir in den Daumen geschnitten. Er ist etwas schief zusammengewachsen. Das sieht man auf dem Bild aber nicht.
Thoma: Momentan sieht alles danach aus, als ob mein19jähriger Bruder in die Fussstapfen meines Vaters treten wird. Überlegt er es sich noch anders, springe ich ein. Schliesslich habe ich die landwirtschaftliche Schule absolviert.
Thoma: Man ist draussen in der Natur, die sich ständig verändert. Ich mag es, diesen Wandel zu beobachten – und die Vögel pfeifen zu hören. Zudem stählt man bei dieser Arbeit den Körper.
Thoma: Nein, die Muskeln kommen von der Hofarbeit. Mähe ich ein Wiesenbord mit dem Handmäher, so geht das in die Arme. Es braucht viel Kraft, um die schwere Maschine am Hang zu lenken.
Thoma: Ja, mal soll der Bauer den Weg mit Gülle verschmutzt haben, mal bimmeln die Glocken seiner Kühe zu laut. Viele Menschen haben kein Verständnis für die Arbeit der Bauern. Sie vergessen, dass das Brot zwar vom Bäcker, ein Teil der Zutaten dafür aber von unseren Feldern kommt.
Thoma: Natürlich löst er diese Probleme nicht. Aber er zeigt, dass Landwirte und deren Verwandte nicht hinter dem Mond leben, sondern ganz normale Menschen sind. Ich etwa besuche nicht nur bäuerliche Anlässe, sondern gehe auch in die Stadt in den Ausgang – und zwar nicht im Edelweisshemd.
Thoma: Unter den Landmenschen. Wir interessieren uns für die gleichen Themen, unterhalten uns darüber – etwa an der Walzenhauser Viehschau vom nächsten Mittwoch. Der Tag ist mir heilig und in meiner Agenda immer rot angestrichen.