Komisch-ordinärer Muskelprotz

Bild: Hansruedi Kugler
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Kamagurka/Herr Seele:
Cowboy Henk, Edition Moderne 2016, 128 S., Fr. 35.–
Der belgische Kult-Cowboy Henk ist ein trotteliges, oft obszönes Mannsbild. Der Humor, mit dem ihn Kamagurka als Coiffeur, Journalist, Sportler wüten lassen, ist schrill. Mit ihren klaren Konturen und in bunten Grundfarben ausgemalten Figuren erinnert der Comic stilistisch an Hergé. Henks gelbe Schmalzlocke ist eine Hommage an Tim und Struppi. Charakterlich ist Henk das Gegenteil des gutmütigen, reflektierten Detektivs. Er bewegt sich in der Tradition der belgischen Surrealisten: Mal wachsen Henk im Schlaf die Beine zusammen, dann träumt er sich als Zahnarzt, der Adolf Hitler zum Schreien bringt. Am Schluss beatmet Henk einen Karpfen.
Christoph Badoux:
Krank geschrieben. Edition Moderne 2016, 48 S., Fr. 16.–
Krank sein ist hier völlig absurd
Der in Zürich lebende Zeichner Christoph Badoux wird von seinen Fans wegen seines klaren Stils der ligne claire auch «Hergé der Schweiz» genannt. Im neuen Sammelband hat er sich der Medizin gewidmet. In klassischen Drei- bis Vierbildercomics erzählt er seine Kurzgeschichten. Da zoomt er von einer GPS-Ansicht direkt in den Operationssaal, wo der Computer sagt: «Sie haben das Ziel erreicht. Legen Sie nun den ersten Bypass an.» Ob die Krankenkassen wie auf einem Marktplatz um Kunden schachern, Bakterien nach einem langen Arbeitstag vor den Fernseher sitzen oder Sigmund Freud sich als talentierter Sofaverkäufer erweist: Badoux pflegt den Nonsens als ruhigen Sarkasmus.
Max Goldt/Stephan Katz:
Katz & Goldt, Edition Moderne 2016, 88 S., Fr. 32.–
Berliner Alltags-Wahnsinn
Autor Max Goldt ist mit seinen schrägen Texten längst Kult. Stoische Figuren bevölkern auch den neuen Comic-Band, den er zusammen mit Stephan Katz geschrieben hat. Die niedlichen Rundkopf-Comicfiguren sind typische Berliner Grossstadt-Nerds: Sie wollen Journalisten abknallen, mühen sich mit ihren Teenagern oder lassen altkluge Kerle Absurdes von sich geben.

Bild: Hansruedi Kugler
