«Ich fühle mich erfolgreich»

Modedesignerin, Mutter von vier Kindern, Hälfte eines Powerpaares – nichts, so scheint es, kann Victoria Beckhams Siegeszug aufhalten. Nun ist sie zur «Unternehmerin des Jahres» gekrönt worden.

Sebastian Borger/London
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Victoria Beckham arrives for the Bambi 2013 media awards in Berlin, Germany, Thursday, Nov. 14, 2013. (AP Photo/Gero Breloer) (Bild: GERO BRELOER (AP))

Victoria Beckham arrives for the Bambi 2013 media awards in Berlin, Germany, Thursday, Nov. 14, 2013. (AP Photo/Gero Breloer) (Bild: GERO BRELOER (AP))

Victoria Beckhams Berühmtheit basierte bisher auf ihrer Vergangenheit als Popsängerin und ihrem Status als Hälfte eines Erfolgsduos. Mit ihrem Mann David, dem früheren Fussballspieler, steht die 40-Jährige für Brand Beckham, ein Gütesiegel von weltweitem Wiedererkennungswert. Diesen Herbst zementieren mehrere Ehrungen Beckhams Wandel zur prominenten Geschäftsfrau. Erst wurde sie auf der Londoner Modemesse zur Stilikone Nummer eins gekürt. Diese Woche führt sie die Liste der erfolgreichsten Unternehmer Grossbritanniens an. Die Modedesignerin sei «ein lebendiger Beweis dafür, dass Celebrity ein vermarktbares Gut darstellt», teilte das Wirtschaftsmagazin «Management Today» zur Begründung mit.

Geschäft im noblen Stadtteil

Der Spitzenplatz basiert auf handfesten Zahlen. Vor fünf Jahren arbeiteten drei Angestellte für die Firma Victoria Beckham (VB), der Umsatz lag bei umgerechnet 1,53 Millionen Franken. Im letzten Steuerjahr (bis April 2014) erwirtschafteten 100 Angestellte einen Umsatz von 45,9 Millionen Franken. 400 feine Warenhäuser bieten weltweit die Waren mit dem begehrten Label an; seit diesem Herbst können die Kundinnen direkt bei «VB» einkaufen. Standesgemäss liegt ihr Geschäft im feinen Stadtteil Mayfair an der Dover Street. Dort gibt es nichts so Vulgäres wie Schaufensterdekoration oder eine Kasse. Wer ein ledernes Kreditkarten-Etui (230 Franken), ein schönes T-Shirt (1070 Franken) oder eine Handtasche zum Preis von 27 500 Franken erwerben möchte, zahlt per iPad.

Kult um Beckhams

Binnen fünf Jahren hat Posh Spice, das einstige Pop-Sternchen mit der Lächel-Allergie, all jene Lügen gestraft, die über ihre Ambitionen im Modegeschäft die Nase rümpften. Boulevardblätter liegen ihr ebenso zu Füssen wie die «Financial Times». Sogar im linksliberalen Guardian bekennt sich eine Kolumnistin zum «Kult der Victoria Beckham». Die so Gefeierte konstatiert kühl: «Beim ersten Anlauf hatte ich das Gefühl, berühmt zu sein. Jetzt fühle ich mich erfolgreich.»

Zielstrebigkeit, Geschäftsgeist, geschicktes Marketing – all diese Faktoren haben gewiss weitergeholfen. Hinzu kommt der Name. Vom Pop-Paar sowie seinen vier Kindern geht eine schier unstillbare Faszination aus. Seit fünfzehn Jahren verwandelt sich alles, was die beiden anfassen, in klingende Münze. Ohne ererbtes Kapital haben sie es längst in die Reichenliste der «Sunday Times» geschafft; dort wird das gemeinsame Vermögen auf 321 Mio. Franken geschätzt. Dem vermeintlichen Wert von Leinwand- oder Sportikonen konnte auch die globale Finanzkrise nichts anhaben.

«Die Ausbeutung der Marke»

Ihr Image machen sich die Beckhams seit vielen Jahren gewitzt zunutze. Der im Handelsregister ausgewiesene Geschäftszweck ihrer Firma Beckham Brand bringt die Sache nüchtern auf den Punkt: «die Ausbeutung der Marke von David und Victoria Beckham». Mit Davids Abstand von seiner Sportlerkarriere und Victorias Erfolgen im Modedesign dürfte sich der Markenwert zunehmend vom männlichen auf den weiblichen Teil verlagern.