Fast in der ganzen Schweiz war das Erdbeben vom Montagabend mit Epizentrum im Glarnerland spürbar. Michèle Marti vom Schweizerischen Erdbebendienst erklärt, warum es im Alpenraum immer wieder zu Erdbeben kommen kann.
Vasen wackelten, Geschirr klirrte und manch einer dürfte am Montagabend kurz nach 21 Uhr erschrocken sein. Ein Erdbeben der Stärke 4,6 auf der Richterskala hatte die Schweiz erschüttert - das Epizentrum des Bebens lag im Kanton Glarus rund sechs Kilometer vom Klausenpass entfernt. Dass die Erde bebt ist im Alpenraum allerdings keine Seltenheit. In diesem Gebiet kollidieren die afrikanische und die eurasische Erdplatte. "Dadurch entsteht im Alpenraum eine komplexe Spannungssituation", sagt Michèle Marti vom Schweizerischen Erdbebendienst (SED) der ETH Zürich. Die Erdoberfläche ist in verschiedene tektonische Platten unterteilt, welche untereinander kollidieren. Die Alpen sind beispielsweise durch eine solche Kollision entstanden.
Laut Marti ist das Erdbeben im Glarnerland durch eine kleinere Verwerfung im Untergrund entstanden. Dabei entsteht zwischen zwei Gesteinsschichten Spannung, die sich danach in einem Beben entlädt. Die bekannteste Verwerfung auf der Welt ist wohl der San-Andreas-Graben im US-Bundesstaat Kalifornien - diese Störungszone ist aber viel grösser als die Verwerfungen im Alpenraum.
<br /> Seit Montagabend hat der SED über ein Dutzend Nachbeben registriert."Nach einem solchen Ereignis erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf weitere Erdbeben relativ gesehen stark", sagt Marti. Es ist deshalb möglich, dass das Beben im Glarnerland der Vorbote auf einen stärkeren Erdstoss ist. "Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt allerdings bei unter einem Prozent", sagt Marti. Klar ist aber, dass stärkere Erdbeben als jenes im Glarnerland in der Schweiz auftreten könnten. "Wir rechnen alle 50 bis 150 Jahren mit einem Beben der Stärke von ungefähr 6. Das Maximum, was in der Schweiz möglich wäre, ist ein Beben mit einer Magnitude von etwa 7,5", sagt Marti. Das heftigste Erdbeben in der Schweiz ereignete sich 1356 in Basel und hatte eine Stärke von 6,6. Damals stürzten viele Häuser sowie der Chor des Basler Münsters ein.
Der SED der ETH Zürich überwacht heute die seismischen Aktivitäten in der Schweiz mit über 100 Messstationen, die im Boden verankert sind. Die meisten der aufgezeichneten Erdstösse sind nicht bemerkbar. "Das Beben im Glarnerland war aber beinahe in der ganzen Schweiz und vor allem in den Kantonen Bern und Zürich, im Tessin, dem St.Galler Rheintal, am Bodensee und in der Innerschweiz spürbar", sagt Marti.