Villa Kunterbunt
Noch vor kurzem hätte ich ihn mir zuweilen gewünscht: den «Warumbeantworter». Knopfdruck genügt, und die aktuelle von gefühlt fünfhundert Kinderfragen täglich wird geklärt – nett, geduldig, kompetent. In einem gewissen Alter zeigt der kindliche Wissensdurst uns Eltern gnadenlos die Grenzen auf. Wer kann schon aus dem Stand, beim Warten auf den Bus oder beim Gemüserüsten in klaren Worten darlegen, warum Wasser fliesst, wer Gott geschaffen hat, warum zwei und zwei immer vier ist?
Leider versiegt die Neugier auf die Geheimformel der Welt oft gerade dann, wenn wir endlich Geschmack am Stammeln, am Forschen und Philosophieren gefunden hätten. Wenn wir gern stolz auf unseren kleinen Vorsprung in Sachen Weltwissen wären. Das ist, wenn das Kind die «Meilensteine» der Entwicklung erreicht hat – spielend, während wir mühsam weiterlernen. Sie können dann Sachen, für die wir zu erwachsen, zu unbeweglich sind: Rad schlagen, komplizierte Klatschspiele, Dutzende Dinosaurier mit komplizierten Namen samt Steckbrief aufzählen. Und lesen. Auf Antonias Nachttisch liegt gerade das Buch «Der alte Mann und das Meerschweinchen». Warum ich schmunzeln muss, wann immer mein Blick darauf fällt ... nun, auch das wüsste der Warumbeantworter.
Bettina Kugler